Bochum-Laer. Anwohner klagen: Der über 110 Jahre alte Mischwasserkanal an der alten Opel-Bahntrasse ist überfordert. Die Bezirksvertretung berät Maßnahmen.
Starkregenfälle zwischen August 2020 und Juli 2021 sind an vier Tagen im vergangenen Jahr in die Kategorie „außergewöhnlich“ eingestuft worden. Die ermittelten Niederschlagsmengen über bis zu sechs Stunden erreichten zwischen 29 und 86 Millimeter. Besonders in Laer sind dabei die Kanäle übergelaufen. 52 Gebäude nennt Dirk John, Anwohner der Laerfeldstraße, die im Bereich Am Kreuzkamp, Dreizehnlindenstraße und Kolonie Vollmond betroffen waren.
Er setzt sich per Bürgerantrag für Gegenmaßnahmen ein, die Bezirksvertretung Ost soll das Thema am 23. März in ihrer nächsten Sitzung beraten. John sieht die Ursache für die Schäden in einer nicht mehr leistungsfähigen Kanalisation, das Tiefbauamt kontert in einer Bewertung mit der Verantwortung der Hauseigentümer.
Bochumer Abwasserkataster gibt Auskunft
Dirk John hat Akten gewälzt und macht die Überflutungen an einem Abwasserkanal fest, der aus dem Jahr 1920 stammen soll. Dieser verläuft vom Umspannwerk zur Ümminger-See-Straße und ist mit einem weiteren Kanal verbunden, der von der Alten Wittener Straße Mischwasser ableitet.
„Als die Kanäle parallel zur alten Bahnlinie im Jahre 1910 gebaut wurden, war der ganze Bereich nur dünn besiedelt. Es gab nur wenige Häuser“, erinnert John. Dann allerdings wurde über die Jahre der Einzugsbereich der Kanäle komplett bebaut.
Die jüngeren Rohre stoßen auf eine Engstelle
Die Kanäle von der Laerfeldstraße und durch die Siedlung Kolonie Vollmond stammen aus den Jahren 1975 und 1988 und sind größer dimensioniert, habe er herausgefunden. „Leider wird der Querschnitt wie in einem Flaschenhals am Bahndamm am Umspannwerk reduziert. Dadurch entsteht ein Rückstau, der Hauptkanal und die Nebenkanäle laufen voll und das Wasser läuft sogar aus den Straßeneinläufen“, ist John überzeugt.
Die Straßen würden dann bei Starkregen zu regelrechten „Seenplatten“. Vor allem steige der Grundwasserspiegel schlagartig an, dringe durch die Kellerwände und -fenster. „Das ist bei sicherlich 52 Häusern regelmäßig der Fall“, hat er ermittelt.
Verwaltung will Kanäle 2031 überholen
Daher sollte, bittet er, der Einzugsbereich für den Kanal entlang der Bahnlinie geprüft werden. Damit könnte auch gecheckt werden, welche Flächen überhaupt zur Verfügung stehen, um Wasser abfließen zu lassen.
Ein Austausch der Kanalrohre ist offenbar erst ab dem Jahre 2031 vorgesehen. „Der Einbau von Rückstauklappen, auf die das Tiefbauamt verweist“, schildert John, „ist bei vielen Häusern wegen der Dachentwässerung nicht möglich. Auch eine nachträgliche Abdichtung funktioniert teilweise nicht“.