Bochum. Energie sparen: Das wollen in Zeiten explodierender Kosten alle. In Bochum bietet die Verbraucherzentrale eine Beratung an. Wir waren dabei.

Stephanie Kallendrusch überschlägt kurz. „Mit 30.000 Euro müsste man rechnen, ohne öffentliche Zuschüsse“, sagt die Energieberaterin. Die Hausbesitzerin zögert nicht lange: „Das machen wir!“ Zufrieden räumt Kallendrusch Stift und Block beiseite. Überzeugungsarbeit abgeschlossen. Für die Umwelt. Für den Geldbeutel.

Die Energiepreise explodieren. Kosten einzusparen ist mehr denn je geboten. Die Verbraucherzentrale NRW bietet Beratungen an. Die sind begehrter denn je. „Die Nachfrage hat sich verdreifacht“, berichtet Stephanie Kallendrusch, die seit 2019 in Bochum tätig ist. 600 Telefon- und Videoberatungen wurden 2021 vorgenommen. Tendenz 2022: weiter steigend. Für Vor-Ort-Besuche gelten – auch wegen Corona – monatelange Wartezeiten.

Energieberatung in Bochum: Familie will aktiven Klimaschutz betreiben

In Altenbochum hat eine Familie (die ihren Namen und Adresse nicht veröffentlicht sehen will) einen der raren Termine ergattert. Die Eheleute (sie 55, er 59 Jahre) leben mit zwei Kindern (13 und 21 Jahre) in einem freistehenden Einfamilienhaus, Baujahr 1950.

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Vor 18 Jahren sind sie eingezogen, haben die Fenster (mit Doppelverglasung) ausgetauscht, eine Gas-Brennwertheizung installiert, das Dach erneuert. Nur die Außenwände blieben im Originalzustand: „Das war uns damals zu teuer.“ Nun aber denke man über eine Dämmung nach. Der steigenden Kosten wegen. Vor allem aber, „um einen konkreten Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten“.

Vier-Personen-Haushalt verbraucht jährlich 18.000 kWh Gas

Stephanie Kallendrusch lässt sich die letzten Abrechnungen zeigen. 18.000 Kilowattstunden (kWh) Gas und 3200 kWh Strom verbraucht der Vier-Personen-Haushalt jährlich. Das liegt bei 150 Quadratmetern Wohnfläche unterhalb der Norm. Doch die Frau des Hauses lässt keinen Zweifel aufkommen „Wir wollen noch weniger Energie verbrauchen.“

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Die Beraterin schreitet zu einem der Holzrahmenfenster. „1,3. Sehr ordentlich, noch immer aktueller Standard“, sagt sie und beziffert den U-Wert, der die Dämmeigenschaften eines Bauteils bestimmt. Heißt: Fenster ok, ebenso wie die gedämmte Kellerdecke und das Dach. Das dokumentierten auch die vor einigen Jahren erstellten Thermografie-Aufnahmen.

Durch das Ausmessen der Fenster und Wände kann Stephanie Kallendrusch ermitteln, wie viel Energie und damit Geld im Haus oder in der Wohnung bei einer Dämmung eingespart werden kann.
Durch das Ausmessen der Fenster und Wände kann Stephanie Kallendrusch ermitteln, wie viel Energie und damit Geld im Haus oder in der Wohnung bei einer Dämmung eingespart werden kann. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Dämmung der Außenwände birgt großes Einsparpotenzial

Bleiben: die Außenwände. Stephanie Kallendrusch klappt den mitgebrachten Zollstock aus. 28 Zentimeter Breite misst sie. U-Wert: 1,5. Bedeutet: jede Menge Luft nach oben. Die Architektin rechnet vor: Schon zwei Zentimeter zusätzliche Außendämmung würden pro Quadratmeter Wohnfläche jährlich bis zu 40 kWh Gas einsparen. Das wären 6000 kWh – ein Drittel des Jahresverbrauchs. Bei 16 Zentimetern wären es sogar 60 kWh.

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Und was kostet das? Das kommt auf das Dämmmaterial an, erklärt die Beraterin. Als Umweltfreundin tendiert sie zu nachwachsenden Rohstoffen wie Holzfaserplatten oder Kork. Aber auch beim Kunststoff Polystyrol müsse man kein schlechtes Gewissen haben. Ach ja, die Kosten: 170 bis 200 Euro pro Quadratmeter Außenwand seien zu veranschlagen.

Nach der Beratung herrscht Klarheit: „Das machen wir!“

Die Altenbochumerin rechnet hoch und kommt auf 160 Quadratmeter Außenwandfläche. Macht rund 30.000 Euro für die Dämmung, abzüglich einer Förderung durch die KfW-Bank, die bis zu 25 Prozent der Gesamtinvestition betragen kann.

Beratung daheim kostet 30 Euro

Eine Energieberatung der Verbraucherzentrale per Telefon oder Video ist kostenlos, ebenso wie die Teilnahme an den regelmäßigen Vorträgen und Info-Veranstaltungen (aktuell meist online).

Für einen persönlichen Gebäude-, Solarwärme- oder Heizungs-Check im Haus oder in der Wohnung werden 30 Euro fällig.

Alle Infos gibt es in der Beratungsstelle an der Großen Beckstraße 15, Tel. 0234 97 47 37 33, online: verbraucherzentrale.nrw/beratungsstellen/bochum.

Der Hauseigentümerin steht die Frage ins Gesicht geschrieben: Lohnt sich das? Stephanie Kallendrusch lächelt. „Dämmen, dämmen, dämmen“, rät sie. Hier sei das Geld gut aufgehoben. Die Brennwertheizung könne dann noch jahrelang ihre Dienste versehen, während der Energieverbrauch dennoch deutlich sinkt. Erst „mittelfristig“ sei der Einbau einer Luft-Wärmepumpe ratsam.

Nach knapp einer Stunde herrscht Klarheit: „Das machen wir!“, sagt die Eigentümerin. Womöglich gleichzeitig mit dem Bau einer Solaranlage auf dem Dach. Dazu kommt Stephanie Kallendrusch gerne nochmal nach Altenbochum.

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