Bochum. Hoher Besuch steht zwei DLRG-Mitgliedern aus Bochum ins Haus. Sie werden vom Minister persönlich für ihren Einsatz während der Flut geehrt.

Bei Manuel Feldmüller und seiner Lebensgefährtin Natalie Grzyska aus Bochum steht in diesen Tagen ausgiebiger Hausputz an. Denn am Freitag, 18. Februar, erwartet das Paar hohen Besuch. Niemand Geringerer als NRW-Innenminister Herbert Reul hat sich angekündigt. Der CDU-Politiker wird die beiden DLRG-Mitglieder für ihren Einsatz während der Flut im Sommer 2021 ehren.

Bochum: DLRG-Mitglieder erhalten Fluthelfer-Medaille – vom Minister persönlich

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Feldmüller und Grzyska bekommen die „Feuerwehr- und Katastrophenschutz-Einsatzmedaille“ verliehen. Und nicht nur sie. „Alle Ehrenamtlichen von den DLRG-Ortsgruppen aus Bochum, die beim Jahrhundert-Hochwasser geholfen haben, erhalten diese Auszeichnung. Wir beide wurden nur zufällig für eine persönliche Übergabe auserwählt“, betont Manuel Feldmüller. „Wir stehen also stellvertretend für alle anderen Helfer – und für das Ehrenamt.“

Denn Manuel Feldmüller (35) und Natalie Grzyska (29) waren nicht die einzigen von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft in Bochum, die Mitte Juli 2021 in die besonders vom Hochwasser betroffenen Gebiete in der Eifel ausgerückt sind, um vor Ort zu helfen.

Manuel Feldmüller von der DLRG Bochum-Süd bei der Arbeit. Hier bei der Aufsicht von Badenden in der Ruhr im Juni 2021.
Manuel Feldmüller von der DLRG Bochum-Süd bei der Arbeit. Hier bei der Aufsicht von Badenden in der Ruhr im Juni 2021. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Mittwochabends habe man noch vor der eigenen Rettungswache am Ruhrufer in Stiepel gestanden und „vorsichtshalber mal alle Einsatzmaterialien mitgenommen“, erinnert sich Manuel Feldmüller. „Denn angesichts des rasant ansteigenden Ruhrpegels war schon absehbar, dass wir da später nicht mehr herankommen würden.“

Eine weise Entscheidung, denn ein paar Stunden später später wurde die Ausrüstung für den Ernstfall gebraucht. „Kurz nach Mitternacht kam der Aufruf, dass Leute gebraucht werden“, berichtet Feldmüller. Und dann ging es auch schon ab Richtung Eifel, nach Schleiden-Gmünd. Rund 25 DLRG-Mitglieder aus Bochum waren die nächsten Tage vor Ort und vor allem mit der Evakuierung der Ortschaften betraut.

Jahrhundert-Hochwasser: Hilfe vor Ort nicht ungefährlich

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Nicht ungefährlich, „denn wir hatten ja nichts an Informations- und Kommunikationsstruktur“, sagt Manuel Feldmüller. „Keinen Strom, kein Licht – nichts.“ Die Orte erschienen den Helfer somit wie „Geisterdörfer“. „Wir sollten die Leute aus ihren Häusern holen, weil ein Damm zu brechen drohte“, erzählt Feldmüller. „Ob und wann dies passieren würde, wussten wir nicht. Wir hatten ja keinen Kontakt.“

Feldmüller hat schon einige Hochwasser-Einsätze, u.a. im Odergebiet, hinter sich. Keiner sei wie dieser gewesen. „Im Osten stieg der Pegel eher langsam und man konnte sich darauf vorbereiten. Hier war die Kraft des Wassers und das Ausmaß der Verwüstung schon immens.“ Und auch die Zahl der Todesopfer. „Die vielen Bilder und Eindrücke bleiben“, sagt Feldmüller, der mit seiner Lebensgefährtin freitagabends wieder daheim in Bochum war. „Da war der Trupp von der DLRG Mitte aber noch im Einsatz.“

Zentrale Veranstaltung musste ausfallen

Die „Feuerwehr- und Katastrophenschutz-Einsatzmedaille“ wurde eigens als Dank an die Angehörigen von Feuerwehren, Hilfsorganisationen und Polizei gestiftet. Ursprünglich sollte für die Auszeichnung eine größere zentrale Veranstaltung stattfinden. Da diese wegen Corona ausfallen muss, wird die Medaille jetzt beispielhaft von Herbert Reul persönlich überreicht.Landesweit bekommen 62.000 Helferinnen und Helfer von Berufs- und Freiwilligen Feuerwehren, Technischem Hilfswerk, Deutschem Roten Kreuz, Malteser Hilfsdienst, Arbeiter-Samariter-Bund, Johanniter-Unfall-Hilfe, Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft und Polizei die Medaille. „Sie waren vor Ort, als die Not am größten war, haben geschuftet, obwohl die Hände schmerzten und die Arme müde wurden. Für mich sind Sie nicht nur Helfer, sondern Helden“, lobt Innenminister Reul. Die altsilberne Medaille trägt auf der Vorderseite die Kurzbezeichnung des Einsatzes „Unwetterkatastrophe 2021“ sowie den Schriftzug „Dank den Helferinnen und Helfern“. Auf der Rückseite befindet sich das nordrhein-westfälische Landeswappen. Zusätzlich erhalten die Medaillenträger eine Urkunde.

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Dass ein gutes halbes Jahr später der Minister persönlich auf der Matte stehen würde, um sich für den Einsatz zu bedanken, daran hat niemand der DLRG-Ehrenamtlichen damals einen Gedanken verschwendet. Ihm selbst sie die Medaille gar nicht so wichtig, sagt Manuel Feldmüller. „Wichtig ist, dass generell die Bedeutung des Ehrenamtes hervorgehoben wird. Wir als Einzelpersonen haben ja keine Heldentat begangen. Katastrophenschutz ist eine Teamaufgabe.“

Auf das Treffen mit Minister Reul freut sich Feldmüller. „Ich habe ihn schon ein paar Mal erlebt. Er ist in der Sache sehr interessiert, mit ihm kann man sich gut unterhalten.“ Dafür sind laut Innenministerium bis zu 45 Minuten eingeplant. Viel mehr Gedanken als um die Konversation macht sich Feldmüller allerdings um die Nachbarschaft. „Was die wohl denkt, wenn plötzlich drei dicke Limousinen hier vorfahren?“