Bochum. Kurzfristig sind mehrere Sitzungen in großen Bochumer Strafprozessen abgesagt worden. Überfall legt Corona die Verhandlungen lahm.
Das Coronavirus greift massiv in den Betrieb der Strafkammern am Landgericht Bochum ein. Gleich drei Verhandlungen in jeweils großen Prozessen wurden in dieser Woche kurzfristig abgesagt.
Am Donnerstagabend ging das Schwurgericht noch davon aus, dass es am Freitag (11.) im Fall des versuchten Raubmordes vor 31 Jahren in einer Bochumer Spielhalle verhandeln wird. Am Freitagmorgen kam die Nachricht: Der Angeklagte (56) steht unter Corona-Verdacht.
Auch Sitzungen im Bochumer Fall Medican fallen aus
Kurzfristig wurden Zeugen und eine DNA-Gutachterin abgeladen; diese sollte dem Gericht ihre Erkenntnisse zu Spuren an der Tatwaffe mitteilen, ein Hammer, den der Täter auf der Flucht zurückgelassen hatte, nachdem er der Angestellten (damals 48) den Schädel eingeschlagen hatte. Der Angeklagte bestreitet, dieser Räuber zu sein.
Ebenfalls abgesagt wurde die Sitzung am Freitag im Fall Medican (mutmaßlicher Abrechnungsbetrug mit Corona-Schnelltests). Ein Mitglied der 6. Wirtschaftsstrafkammer ist infiziert. Auch der nächste Sitzungstag am Mittwoch (16.) ist deshalb schon gestrichen. Bereits in der letzten Sitzung am vorigen Dienstag fehlte ein Verteidiger: wegen Corona. Auch in der vorigen Woche war ein Sitzungstag geplatzt: wegen Corona-Verdacht einer Richterin.
Sitzungstag im großen Drogenprozess mit 56 Beteiligten wurde gestrichen
Nächstes Beispiel: Der Riesenprozess vor der 9. Strafkammer am vorigen Montag (7.) wegen des Handelns mit mehreren Hundert Kilo Marihuana. Einer der acht Angeklagten befand sich in Quarantäne. 56 Prozessbeteiligte saßen zum Prozessauftakt am 1. Februar im Gerichtssaal – plus 22 Zuschauende.