Bochum-Weitmar. Das wird viele Familien und vor allem Kinder traurig machen: Der Hirsch aus dem Wildgehege im Weitmarer Holz in Bochum ist tot. Die Hintergründe.

Das Wildgehege im Weitmarer Holz in Bochum ist um eine Attraktion ärmer. Der Hirsch ist tot. Das wird viele große und kleine Besucher des Naherholungsgebietes traurig stimmen. Denn das Tier war sehr zutraulich und daher beliebt. Der Tod des Hirsches hat mit einem anderen Tier im Gehege zu tun.

Bochum: Revierkampf verloren – der Hirsch im Weitmarer Holz ist tot

Der Mufflonbock, eine Art Ziege, wollte sich mit der Rangfolge unter den Tieren nicht abfinden. „Er meint, er sei selbst der Herr im Gehege“, erklärt Thilo Elsner, Chef der Sternwarte, die das Wildgehege in Kooperation mit dem Trägerverein „Jörgenstein“ unterhält. Schon oft hätten er und Mitarbeiter Kämpfe zwischen den beiden erlebt, meist sei es um Futter gegangen.

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„Zuletzt habe ich im Sommer gesehen, dass das Mufflon 30 Meter Anlauf nahm, um dem Hirsch mit vollem Tempo in die Seite zu donnern“, erinnert sich Thilo Elsner. Ob dies am Sonntag, 23. Januar, auch so war, weiß er nicht. „Ich war nicht vor Ort, hatte den Dienst mit einem Kollegen getauscht.“

Der Hirsch im Kreise seiner Familie im Wildgehege im Weitmarer Holz in Bochum-Weitmar. Dieses Foto ist 2018 entstanden.
Der Hirsch im Kreise seiner Familie im Wildgehege im Weitmarer Holz in Bochum-Weitmar. Dieses Foto ist 2018 entstanden. © FUNKE Foto Services | Joachim Hänisch

Über die Polizei sei man darüber informiert worden, dass der namenlose Hirsch verletzt sei. Besucher hatten das gemeldet. „Unsere Mitarbeiter sind dann sofort hin, konnten aber nichts mehr machen“, berichtet Thilo Elsner. Das Mufflon muss deren Berichten zufolge vom angeschlagenen Hirsch nicht abgelassen und ihn immer wieder attackiert haben. „Die Kollegen haben ihn dann befreit.“

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Doch der Hirsch sei laut Elsner so schwer verletzt gewesen, dass jede Hilfe zu spät kam. „Ein Mitarbeiter der Stadt, der Jäger ist, kam dann und verabreichte ihm den Gnadenschuss. Er musste also nicht lange leiden.“

Bochum: Trennung der Rivalen kam nicht in Frage

Auch Elsner ist sehr traurig. „Der Hirsch war ein völlig liebes Tier.“ Meist habe es gereicht, wenn er mit seinem Geweih geklappert hat, dann sei Ruhe im Gehege gewesen. Zehn Jahre war das majestätische Tier im Wildgehege. „Vielleicht war es inzwischen zu alt, um sich gegen einen solch hartnäckigen Widersacher zur Wehr zu setzen“, mutmaßt Elsner.

Sternwarte und Trägerverein kooperieren

Das Wildgehege ist im Jahr 2009 Einsparungen im Haushalt der Stadt Bochum zum Opfer gefallen. Im April 2014 wurde daher unter der Leitung von Thilo Elsner von der benachbarten Sternwarte der Trägerverein „Jörgenstein“ gegründet. So konnte das Gehege für die Bevölkerung erhalten bleiben.

Die Sternwarte kooperiert mit dem Trägerverein. Der Betriebshof des Geheges befindet sich an der Sternwarte und die Grünfuttergewinnung für die Tiere erfolgt im Sommerhalbjahr auf dem weitläufigen Außengelände. Gemeinsame Bildungsangebote komplettieren die Zusammenarbeit.

Eine Trennung der beiden Alphatiere sei nicht in Frage gekommen. „So traurig die Entwicklung auch ist – so ist die Natur“, sagt er. Und so sei auch natürlich, dass jetzt ein Nachfolger heranwachsen werde. Wer, das sei völlig offen. „Den werden sich die Rehe schon aussuchen.“

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Auch Marlies Ulrich aus Weitmar geht der Tod des Hirschen nahe. „Ich bin fast jeden Tag im Weitmarer Holz und habe immer ein Leckerchen für den Hirschen dabei. Der kennt auch meine beiden Hunde und kam immer schon angetrabt, wenn er sie witterte. Nur am Sonntag nicht… traurig.“

Traurig findet Thilo Elsner das Verhalten einiger Wald-Besucher. „Unsere Mitarbeiter haben mir berichtet, dass einige Schaulustige nicht zur Seite gegangen sind und sie auch bedroht hätten. Dieses Verhalten geht gar nicht.“