Bochum. Mahmut Günes aus Bochum hat 109 Tage im türkischen Knast verbracht, weil er Tweets geteilt hatte. Nun ist er frei und doch weiter Gefangener.

Obwohl Pizzabäcker Mahmut Günes aus Bochum-Wiemelhausen Mitte November völlig überraschend aus dem türkischen Gefängnis entlassen wurde, hat der 46-Jährige auch die Weihnachtstage fern seiner Bochumer Heimat, getrennt von Frau und Kindern, in der Türkei verbracht – nach Deutschland ausreisen darf Günes weiterhin nicht.

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Im August war Mahmut Günes, Inhaber eines Pizza-Ladens in Herne, bei der Einreise in die Türkei festgenommen worden. Der türkische Staat wirft dem Mann mit kurdischen Wurzeln Propaganda für eine Terrororganisation vor. Er hatte in den sozialen Medien, genauer auf der Kurznachrichtenplattform Twitter, regierungskritische Inhalte von kurdischen Journalisten geteilt.

Mahmut Günes aus Bochum: Öffentlichkeit in Bochum übte Druck aus

Im Oktober wurde der Bochumer zu einer harten Haftstrafe verurteilt: Für zwei Jahre, neun Monate und 22 Tage sollte der Bochumer ins Gefängnis. „Fassungslos“ zeigte sich damals seine Anwältin. Die SPD in Bochum rief zu einem Reiseboykott auf, es gab parteiübergreifende Mahnwachen.

Nur kurze Zeit später wurde Mahmut Günes nach einer Berufung überraschend aus der Haft entlassen – sicherlich auch auf Druck der deutschen Öffentlichkeit, da ist sich Mahmut Günes sicher. Auch Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte bei ihrem letzten Türkei-Besuch ihrer Amtszeit das Thema der in der Türkei inhaftierten deutschen Staatsbürger angesprochen.

Mahmut Günes spricht von Gefängnis-Zeit als „Folter“

Bis zu einem weiteren Gerichtstermin hat die Türkei allerdings eine Ausreisesperre verhängt. „Das ist eine typische Bestrafung. Ich darf meine Kinder in Deutschland, meine Familie nicht sehen“, sagt Mahmut Günes.

Die 109 Tage im türkischen Gefängnis bezeichnet der 46-Jährige im Interview mit dieser Zeitung als „Folter“. Er sei zwar nicht körperlich misshandelt worden. Gerade die ersten Wochen in Einzelhaft – komplett isoliert, ohne Informationen von außen - seien aber sehr schwer gewesen. „Das ganze Verfahren beruht nur darauf, dass man als Kurde schweigen soll.“

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