Bochum. Mit dem Traktor nach Mallorca: In Bochum wird im nächsten Jahr die Geschichte von „Deutz-Willi“ verfilmt. Der Stoff ist wahrhaft reif fürs Kino.
„Ich traue keiner Maschine, die ich nicht selbst reparieren kann“, sagt Winfried Langner. Deshalb hat der 85-Jährige bis heute kein Flugzeug bestiegen. Er bevorzugt den Trecker. Gern auch für längere Reisen. Eine führte ihn nach Mallorca. Eine Geschichte, die nun verfilmt wird. In Bochum. Titel: „Kowalski“.
„Deutz-Willi“: So wird der Abenteurer im Blaumann in seiner niedersächsischen Heimat Lauenförde gerufen. Benannt nach seinem Deutz-Traktor, Baujahr 1961, ein Zylinder, 15 PS, noch ebenso gut in Schuss wie sein Besitzer. Der hat mit seinem knatternden Schätzchen schon einiges hinter sich. In Russland, England und Spanien war er bereits. Sogar bis zum Nordkap hat ihn „Robert“ (so heißt der Trecker) gebracht. Hinten dran: „Schnecke“, ein kleiner Campingwagen.
„Oppas große Fahrt“ dauerte drei Wochen
2013 kam der pensionierte Baumaschinenmechaniker groß raus. „Oppas große Fahrt“, titelte der „Spiegel“. Auch mehrere TV-Sender berichteten über Winfried Langners ergreifenden Liebesbeweis. Im Jahr zuvor war seine Frau Annemarie gestorben. Mallorca war ihre Lieblingsinsel. Mehrfach machte sie dort Urlaub. Immer ohne ihren Mann. Warum? Siehe oben.
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In einen Flieger traut sich Langner bis heute nicht. Doch damals fasst er den Entschluss: Er will dorthin, wo sich seine geliebte Frau immer so glücklich gefühlt hat. Mit „Robert“ und „Schnecke“ macht er sich auf den Weg. 2000 Kilometer. Höchstgeschwindigkeit 18 km/h. Nach drei Wochen ist er da, die letzte Etappe auf der Fähre. Oppa in Palma. Mit Tränen in den Augen. Ganz nah bei seiner Annemarie, der er auf der Sonneninsel die letzte Ehre erweist.
„Kowalski“-Macher sind alte Hasen in der Filmwirtschaft
Ein Rührstück, wie gemalt für die große Leinwand. Glaubt Thomas Menne. Und der kennt sich aus. Der 57-Jährige leitete früher die Filmgesellschaft Constantin und war 20 Jahre Deutschland-Chef von Disney. Als Medienberater lebt er in Bayern – mit engen Kontakten nach Bochum, zu seinem langjährigen Freund Alexander Schüler. Der 65-Jährige ist als Geschäftsführer der Logos-Gruppe einer der Väter des Bermudadreiecks, auch er mit engen Verbindungen zur Filmwirtschaft.
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Schon vor zehn Jahren waren sich Menne und Schüler einig: Wir wollen zusammen einen Kinofilm produzieren. Eine Revier-Komödie, die dem Ruhrgebiet ein Denkmal setzen soll, ohne die sattsam bekannten Klischees zu bedienen.
Bochum wird zum Zentrum der Dreharbeiten
„Deutz-Willi“ liefert den lang gesuchten Stoff. In einer NDR-Dokumentation hatte Alexander Schüler von der Mallorca-Trecker-Tour erfahren. Dass Langner ein Nordlicht ist, tut dem Vorhaben keinen Abbruch. „Der ist stur, der zieht sein Ding durch. Als Typ verkörpert er genau den Menschenschlag, den das Revier prägt und auszeichnet“, schwärmt Thomas Menne.
Casting läuft an der Castroper Straße
Das Casting für den „Kowalski“-Film ist angelaufen.
Dafür nutzen Thomas Menne und Alexander Schüler die Räume der Agentur „Pottcast“, die Dirk Hermann und Lesley Higl als Plattform für Schauspielerinnen und Schauspieler in NRW in diesem Jahr an der Castroper Straße 89 gegründet haben.
Im Kino wird Winfried Langner zu Theo Kowalski. Und Lauenförde zu Bochum. Bis auf die Road-Movie-Szenen, die „Kowalski“ bei seiner Fahrt zeigen, werde der komplette Streifen in Bochum gedreht, kündigen Menne und Schüler im WAZ-Gespräch an.
Autor der „heute show“ schreibt das Drehbuch
Auf fünf Millionen Euro beziffern sie die Produktionskosten – durchaus üppig für die deutsche Kino-Landschaft. Die Finanzierungsphase samt Förderanträgen läuft. Das Drehbuch von Thomas Rogel („Heute Show“, ZDF) ist fertig. „2022 sollen die Dreharbeiten beginnen, Ende 2023 soll der Film in die Kinos kommen“, kündigt Menne an.
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Allzu sehr wollen die „Kowalski“-Macher nicht vorgreifen. Nur so viel: Theo wird im Film von seiner Teenager-Enkelin Fabienne begleitet. In Bochum wird der Malle-Trip in Echtzeit von Theos Kumpels „anne Bude“ über die sozialen Medien begleitet und kommentiert (ein typischer Kiosk wird derzeit gesucht). Und: Es könnte sein, dass eine Urne zum Finale eine Rolle spielt. Kowalski wäre es zuzutrauen.