Bochum. Im Bochumer Bermudadreieck bleiben immer mehr Läden geschlossen. Einige Wirte machen freiwillig dicht. Wo jetzt noch was geht – und wo nicht.
„Bei 60 Prozent“ sieht Christian Bickelbacher das Bermudadreieck. Der Chef der Interessen- und Standortgemeinschaft (ISG) ist in Sorge. Die vierte Corona-Welle hat die bekannteste Partymeile des Ruhrgebiets zwar nicht erneut ausgebremst. Vom Lockdown abgesehen, waren aber noch nie so viele Läden geschlossen wie aktuell. Weil die Inhaber es müssen. Oder weil sie keine andere Option sehen.
Vor allem freitags und samstags war das Dreieck im Sommer und Herbst zur Normalform zurückgekehrt. Doch die rasant steigenden Corona-Zahlen haben dem Zwischenhoch im November ein jähes Ende bereitet. An den Wochenenden ist deutlicher weniger los. Wochentags wirkt das Ausgehviertel mitunter wie ausgestorben.
„Brinkhoffs“ will im Frühjahr 2022 zurückkehren
Wo getanzt wird, hat die NRW-Landesregierung komplett die Lichter ausgeknipst. “Goodbye again“, verabschiedete sich Anfang Dezember die Bermuda-Diskothek „Riff“, die ebenso geschlossen bleiben muss wie die „Trompete“, das „Sachs“ oder die „Rotunde“.
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Freiwillig die Segel gestrichen haben zwei Urgesteine. „Aus Gründen, leider denselben wie im vergangenen Jahr, haben wir abgebaut und zugeschlossen“, teilt der „Freibeuter“ mit. Auch das „Brinkhoffs“ sehe mit seinem klassischen Eng-an-Eng-Kneipenformat in der aktuellen Situation keine Grundlage für ein wirtschaftliches Arbeiten, sagt Günter Grummel, der für seinen 1980 eröffneten Bermuda-Dino an der Brüderstraße aber Entwarnung gibt: „Wir kommen wieder, spätestens im Frühjahr.“ Dann wieder in typischer „Brinkhoffs“-Atmosphäre mit 70er-Jahre-Mucke von herrlich zerkratzten Uralt-LPs.
„Tacata“ und „Max Frituur“ wollen bald wiederkommen
Kaum standen sie offen, sind die Türen schon wieder verrammelt: Auch das „Tacata“ auf der Kortumstraße ist dicht. „Jedoch nur vorübergehend!“, wie die Betreiber auf Facebook versichern. „Sobald sich die aktuelle Lage wieder beruhigt hat, werden wir wieder für euch da sein.“ Erst im Sommer war das „Tacata“ an den Start gegangen.
Bis auf Weiteres den Betrieb eingestellt hat zudem der beliebte Bermuda-Imbiss „Max Frituur“. Die Inhaber kündigen eine Renovierung, eine neue Karte und ein Hygienekonzept an. Am 3. Januar sei die Wiedereröffnung geplant.
Warten auf das „Bitburger Wirtshaus“ dauert an
Gleich nebenan ist schon seit Frühjahr 2020 das „Mandragora“ dicht. „Unser Bestreben ist es noch immer, den Innenbereich so lange geschlossen zu halten, bis keine Gefahr mehr von der Pandemie ausgeht“, hatte Inhaber Leo Bauer im Herbst verkündet. Das gilt bis heute.
„Winter kulinarisch“ 2022 ist abgesagt
Nun also doch: „Winter kulinarisch“ 2022 ist abgesagt.
Am 18./19. Februar wollten sieben Restaurants die Neuauflage des Festivals im Großmarkt Niggemann trotz Corona stemmen. „Doch nach ganz viel Planung macht es aufgrund der neuen Lage, Zahlen und Stimmung einfach noch keinen Sinn“, bedauert Initiatorin Diana Strätling (Strätlingshof).
Ebenfalls im Februar und März 2022 soll sich das „Menue Karussell“ wieder zur angestammten Zeit drehen. Die Rückkehr von „Bochum kulinarisch“ auf den Boulevard ist vom 10. bis 14. August vorgesehen.
Das „Bitburger Wirtshaus“, für das die Gastromanagement Köln GmbH das ehemalige „Barraquito“ und „Ullrichs“ umbaut, lässt weiter auf sich warten. Wann die ursprünglich für Herbst angekündigte Eröffnung stattfinden kann, blieb auf WAZ-Anfrage am Dienstag offen. Von Auftragsproblemen bei den Handwerksfirmen ist die Rede. Wenige Meter entfernt dauern auch die Bauarbeiten in der Restaurant-Bar „Hugo’s“ an. Die Bierbar „Miss Hopps“ hat montags, dienstags und sonntags Ruhetag. „Für das Dreieck kommt da im Moment einiges zusammen. Das gab es in dieser Form noch nie“, sagt ISG-Chef Christian Bickelbacher. Mitunter sei es derzeit günstiger, einen Laden zu schließen, statt den Betrieb fortzuführen. Die nackte Not bei der Personalbeschaffung komme hinzu.
Bermuda-Weihnachtsmarkt wurde frühzeitig abgesagt
Schnelle Besserung? Nicht in Sicht. Der Weihnachtsmarkt in der Innenstadt, in normalen Jahren ein zuverlässiger Frequenzbringer für die Bermuda-Wirte, klagt selbst über massive Umsatzrückgänge. Frühzeitig hatte man im Dreieck die Reißleine gezogen und einen Festmarkt auf dem Konrad-Adenauer-Platz abgeblasen. Dabei hatten bereits Transparente für den „Glühauf-Wintermarkt“ geworben.
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Was bleibt? Der Wille zum Durchhalten. Die Hoffnung auf baldige Besserung unter 2G-Bedingungen. Und die Suche nach Alternativen. So wie an der Viktoriastraße: Im geschlossenen Restaurant „Beef & Burger“ von Christian Bickelbacher wurde das Corona-Testzentrum „Bermuda Care“ eingerichtet.