Bochum. Maske ab! Dazu ruft ein Bochumer Lotto-Laden die Kunden auf. Die Maskenpflicht gelte bei ihm nicht, sagt der Betreiber. Jetzt droht ein Bußgeld.

„Bei uns gibt es keine Regeln!“, prangt auf dem Aufsteller vor der Lottoannahmestelle Zenisek-Füßgen in Harpen. Ausdrücklich distanzieren sich die Inhaber von der aktuell geltenden Maskenpflicht. Im Gegenteil: Die Mund-Nasen-Bedeckung soll abgenommen werden. Die Stadt kündigt ein Bußgeldverfahren an.

Nein, er wirke nicht bei den „Querdenkern“ mit und sei politisch nicht aktiv, beteuert Marcel Lattek, der den Lotto-Toto-Service am Suitbertweg im Harpener Ortskern führt. Eine klare Meinung zu den Corona-Verordnungen habe er gleichwohl. Und die fällt ausnahmslos negativ aus. Was momentan wieder passiere, sei „eine Katastrophe“, schimpft der Händler im Gespräch mit der WAZ. Die Menschen würden ihrer Rechte beraubt. „Das mache ich nicht mit!“

AHA-Regeln heißen hier: „Ausschalten. Hinterfragen. Abnehmen“

Das sagt Marcel Lattek nicht nur. Das schreibt er auch. Auf eine Tafel, die er vor die Eingangstür gestellt hat. „Wir beteiligen uns nicht an staatlich verordneter Hirnwäsche und Diskriminierung von Mitmenschen“, heißt es dort. Die AHA-Regeln übersetzt er so: Fernseher - Ausschalten. Die Corona-Regeln: Hinterfragen. Mund-Nasen-Bedeckung: Abnehmen.

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„Wir machen ab hier von unserem Hausrecht Gebrauch!“, steht zusätzlich auf einem Zettel an der Tür. Willkommen seien auch alle nicht geimpften, genesenen und getesteten Kunden. „Außer es stört dich, dann G weiter!“

Stadt erkennt im Aufruf eine Ordnungswidrigkeit

Er wolle die Menschen mit der öffentlichen Meinungsäußerung zum Nachdenken anregen, sagt Marcel Lattek. Jeder Kunde dürfe selbst entscheiden, ob er im Geschäft eine Maske trägt. Die Resonanz sei vorwiegend positiv. „Die meisten finden es gut. Kritik gibt’s nur ganz selten.“

Leserin zeigt sich „fassungslos“

Eine WAZ-Leserin, die auf die Tafel aufmerksam machte, zeigt sich „fassungslos über das Verhalten“ der Ladenbesitzer.

Sie habe einen großen Bogen um das Geschäft gemacht. Es sei unverantwortlich, zum Absetzen der Maske aufzurufen, „während das Gesundheitssystem am Anschlag ist“.

Aktuell werden 54 Covid-Patienten stationär in den Bochumer Kliniken versorgt – elf auf der Intensivstation.

Während Marcel Lattek versichert, bisher keinen Besuch vom Ordnungsamt erhalten zu haben, erklärt die Stadt, dass der Vorgang im Rathaus bekannt sei. „Da die 3G-Regel (noch) nicht für Geschäfte gilt und sich die Inhalte ausschließlich auf den Besuch des Geschäfts beziehen, stellt lediglich der Aufruf, die Maske abzunehmen, eine Ordnungswidrigkeit dar“, sagt Sprecher Thomas Sprenger.

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Der Aufsteller vor dem Lotto-Laden ruft u.a. dazu auf, die Maske abzunehmen.
Der Aufsteller vor dem Lotto-Laden ruft u.a. dazu auf, die Maske abzunehmen. © Jürgen Stahl

Betreiber droht ein Bußgeldverfahren

Da die Tafel nicht auf einer öffentlichen Fläche stehe, gebe „es aktuell leider keine Möglichkeit, das Aufstellen zu untersagen“. Der Betreiber werde aber aufgefordert, den Passus mit dem Absetzen der Maske zu entfernen oder unkenntlich zu machen. „Ein entsprechendes Bußgeldverfahren wird eingeleitet“, kündigt Sprenger an.

Bei einer Kontrolle in dem Lotto-Laden sind laut Stadt keine Verstöße gegen die Maskenpflicht festgestellt worden. Das entspricht der Darstellung von Marcel Lattek. Trotz seines Aufrufs tragen die meisten Kunden eine Maske, sagt er. „Das ist ja auch in Ordnung. Aber niemand muss es bei mir tun.“