Wattenscheid-Mitte. In den einstigen Räumen der Deutschen Bank in Wattenscheid öffnet eine Kampfsportschule. Der Chef hat eine bewegte Vergangenheit und große Ziele.

„Ich war ein Intensivtäter“, sagt Murad El-Lahib. Von 2007 bis 2010 saß der gebürtige Libanese drei Jahre im Jugendgefängnis in Siegburg. „Ich weiß, wie es ist, früh auf die schiefe Bahn zu geraten. Genau davor will ich andere junge Menschen bewahren“, sagt der 31-Jährige und kündigt stolz die Eröffnung der „National Warriors Academy“ in der Wattenscheider Innenstadt an.

Es sind – ausgerechnet – die ehemaligen Räume der Deutschen Bank an der Westenfelder Straße 1, in denen der einstige Strafgefangene seinen Traum vom eigenen Sportcamp verwirklicht. „Im Jugendknast habe ich ein neues Leben begonnen“, blickt Murad El-Lahib zurück. Im Vollzug absolvierte er eine Metallbau-Lehre, arbeitete nach der Haft in dem Job – und strebte nach Feierabend eine Karriere als Kickboxer an. Seine große Leidenschaft, mit der er es zwar nicht bis ganz oben schaffte. „Aber: Ich habe immer alles gegeben.“

In der Kampfsportschule stehen noch die alten Banktresore

Das tut er auch jetzt, als Jungunternehmer. Mit seinen fünf Brüdern hatte er lange geplant, eine Kampfsportschule zu eröffnen. „Ganz bewusst“ in Wattenscheid. Wo er aufgewachsen ist. Wo er als Jugendlicher „viel Mist gebaut hat“. Wo er gezeigt hat: „Man kann sich ändern.“ Wo seither alles eher schlechter statt besser geworden und die Jugendkriminalität bis heute hoch sei.

Die Tresore stehen noch in einem Nebenraum: 420 Quadratmeter umfasst die seit 2019 geschlossene Niederlassung der Deutschen Bank, in der die El-Lahib-Brüder in einer Woche mit ihrer „Warriors Academy“ an den Start gehen. „Der perfekte Standort mitten im Zentrum“, glaubt Murad El-Lahib als Geschäftsführer.

Fitnessstudio und Kampfsport-Kurse

Der „kriegerische“ Name sollte nicht falsch verstanden werden: Das Camp fungiert zunächst einmal als Fitnessstudio, ausgestattet mit modernsten Geräten für Muskelaufbau, Kondition und Kardio, geöffnet an sieben Tagen in der Woche mit speziellen Trainingszeiten nur für Mädchen und Frauen.

Schon Kinder im Grundschulalter können an den Kursen teilnehmen, die sich um den Kampfsport ranken. Im Angebot sind Kickboxen, Jiu Jitsu, Ringen und MMA: eine – nicht unumstrittene – Vollkontaktsportart, die mehrere Kampfarten miteinander verbindet. Dazu prangt in der Mitte des Studios ein sogenannter Cage: ein Käfig, in dem die Kämpfer in Aktion treten.

Muhamad El-Lahib gehört zum Trainerstab. Er gilt als aufstrebendes Talent in der deutschen MMA-Szene.
Muhamad El-Lahib gehört zum Trainerstab. Er gilt als aufstrebendes Talent in der deutschen MMA-Szene. © NWA

„Wir wollen die Jugendlichen von der Straße holen“, sagt der Chef

„Wir wollen die Jugendlichen von der Straße holen und sie hier ausbilden. Diese Möglichkeit hatten wir früher leider nicht“, sagt Murad El-Lahib und stellt klare Regeln auf: Geboxt, gerungen und getreten wird nur beim Training. „Wer draußen gewalttätig wird, fliegt raus!“

Was bei der Auswahl wichtig ist

Nach Beobachtung des Bundesfachverbandes für Kickboxen (WAKO) steigt die Zahl der Studios in Deutschland stetig. „Die Vorzüge des Kickboxens bestehen in einem umfassenden Ganzkörpertraining, auch ohne Sparring und Kämpfe“, erklärt WAKO-Sprecher Oliver Kraus.

Bei der Auswahl sollte nachgefragt werden, welche Trainerlizenzen vorliegen. „Sie untermauern, dass die Übungsleitenden ein Verständnis von Trainingsmethodik haben, sich mit versicherungsrelevanten Dingen auskennen und im Notfall erste Hilfe leisten können.“

Außerdem sollte man sich die Räume und Trainingsgeräte zeigen lassen und darauf achten, ob sie in einem sauberen und guten Zustand sind. Kraus: „Für den Laien empfiehlt es sich, Probetrainings zu besuchen bzw. seine Kinder zu diesen zu begleiten. Das eigene Bauchgefühl kann ein guter Ratgeber sein.“

Zum Trainerstab der „Academy“ gehört Murads Bruder Muhamad El-Lahib, der mit 20 Jahren als großes Talent in der deutschen MMA-Szene gilt. Auch er könnte zu den Sportlern zählen, die bei „Cage-Kämpfen“ gegeneinander antreten. Ende Januar 2022 ist die erste Publikumsveranstaltung geplant. „Es soll zwölf Kämpfe geben“, kündigt der Studiochef an und betont: „Dabei geht es nicht um Wetten, sondern darum, junge Talente zu entdecken und zu fördern.“

Auch die, die Probleme auf der Straße haben. So wie früher Murad El-Lahib.

Alle Infos auf national-warriors-academy.de und auf Instagram.