Bochum. Der Weihnachtsmarkt in Bochum hat viele Fans, aber auch Zweifler. Wie fällt die Bilanz nach der ersten Woche aus? Der WAZ-Check gibt Antworten.

Ein denkwürdiges Jubiläum: Mitten in der vierten Corona-Welle feiert der Bochumer Weihnachtsmarkt seinen 50. Geburtstag. Noch ist ungewiss, ob die rasant steigenden Inzidenzen einen Abbruch vor dem 23. Dezember nötig machen könnten. Die erste Woche immerhin ist vorbei. Zeit für eine erste Bilanz und einen Blick auf die Tops und Flops des Budenzaubers 2021.

Top: die Gastronomen

Lange haben sie gebangt, ob nach der Absage 2020 auch in diesem Winter Flaute in der Kasse herrscht. Umso verantwortungsbewusster kommen die Betreiber der umzäunten Glühweinstände ihrer Pflicht nach, die 2G-Kontrollen am Einlass vorzunehmen. Der WAZ-Check zeigt: Dabei wird auch der Personalausweis geprüft. Gut so! Einfacher für Gäste und Gastwirte machen es die „Fastline-Bändchen“, die BO-Marketing gegen Vorlage der Impfnachweise bereithält. Rund 2000 werden täglich ausgegeben.

Flop: alkoholisierte Jugendliche

Vor allem in den Abendstunden torkeln sie über den Markt, dürfen zwar nirgendwo rein, sorgen aber für ein in Corona-Zeiten höchst gefährliches Gedrängel. Hotspot ist dabei der Dr.-Ruer-Platz, wo Familien gern dem fliegenden Weihnachtsmann zuschauen. Appell an die privaten und kommunalen Ordnungshüter: mehr Platzverweise, gerade dort, wo es eng wird.

Top: die 2G- und Masken-Disziplin

Zuletzt ging es rasend schnell: Statt – wie zunächst angekündigt – 3G gilt auf dem Weihnachtsmarkt 2G (also: geimpft oder genesen) für alle Besucher über 16 Jahre. Seit Dienstag herrscht wieder Maskenpflicht. Die WAZ hat genau hingeschaut: Nahezu alle Besucherinnen und Besucher tragen eine Mund-Nase-Bedeckung. BO-Marketing berichtet bei den Kontrollen des privaten Security-Dienstleisters von „ganz wenigen“ 2G-Verstößen. Die Stadt ließ eine WAZ-Anfrage am Mittwoch unbeantwortet.

Gegen Vorlage des Impf- oder Genesenen-Nachweises gibt’s am BO-Marketing-Stand auf der Huestraße ein 2G-Bändchen. 2000 werden täglich ausgegeben.
Gegen Vorlage des Impf- oder Genesenen-Nachweises gibt’s am BO-Marketing-Stand auf der Huestraße ein 2G-Bändchen. 2000 werden täglich ausgegeben. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Flop: die Kontrolldichte

Die Stichproben geben zugleich Anlass zum Ärger. Etliche Weihnachtsmarkt-Bummler sind an mittlerweile zwei, mitunter drei Abenden nicht ein einziges Mal überprüft worden. Dabei würden sie allzu gern ihre QR-Codes oder Impfpässe vorzeigen. „Aber das passiert außerhalb der Glühweinstände offenbar viel zu selten“, bemängelt Fred Eichenau (67), der regelmäßig über den Markt schlendert. Er spricht für viele, wenn er sagt: „Mehr Kontrollen bedeutet für uns mehr Sicherheit.“

Top: die „Rentier-Lounge“

Großartig, was Olli Bartkowski und seine Mitstreiter in einem leerstehenden Ladenlokal auf der Huestraße geschaffen haben. Abendliche Kultur mit einem Best-of der Bochumer Unterhaltung: Das hat auf dem Weihnachtsmarkt schon immer gefehlt. Ein Konzept, das hoffentlich nicht nur in Corona-Zeiten umgesetzt wird. Ebenso wie der Geschenkemarkt der „Bochumer Originale“ mit ausgefallenen Präsentideen heimischer Fachgeschäfte. So werden aus Leerständen Volltreffer.

Hinweisschilder in der Innenstadt informieren über die 2G-Regel und die Maskenpflicht. Die Kontrollen könnten nach Meinung mancher Besucher schärfer ausfallen.
Hinweisschilder in der Innenstadt informieren über die 2G-Regel und die Maskenpflicht. Die Kontrollen könnten nach Meinung mancher Besucher schärfer ausfallen. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Flop: der Weihnachtspass

Das ist überraschend: Während der Weihnachtspass in früheren Jahren stets binnen weniger Stunden ausverkauft war, sind eine Woche nach der Eröffnung noch knapp 1000 der 5000 Hefte erhältlich. Zum Preis von neun Euro bieten sie manche Schnäppchen, deren Wert sich auf einen dreistelligen Betrag summiert. Also: Jetzt noch in der Tourist-Info auf der Huestraße zugreifen.

Budenzauber täglich bis 22 Uhr

Der Bochumer Weihnachtsmarkt ist täglich von 11 bis 22 Uhr geöffnet. Um mehr Platz zu schaffen, aber auch aufgrund einiger Absagen von Schaustellern, gibt es in diesem Jahr 170 statt 200 Stände.

Ein Höhepunkt ist der fliegende Weihnachtsmann, der um 17 und 19 Uhr in seinem Schlitten über den Dr.-Ruer-Platz schwebt. Rund um die Pauluskirche ist wieder der Mittelaltermarkt aufgebaut.

Händler berichten von einem durchwachsenen Auftakt. „Wir sind zufrieden und dankbar, hier zu sein. Aber viele Besucher müssen sich erst noch herantasten“, sagt ein Wurstverkäufer.

Alle Infos online aufbochumer-weihnacht.de

Top: die Stimmung

Corona raubt Kraft und Zuversicht. Doch den Weihnachtsmarkt scheinen viele Bochumerinnen und Bochumer mit ihren Freunden und Familien unverdrossen als Oase der Entspannung wahrzunehmen. Die Atmosphäre: friedlich. Der Umgangston an den Ständen: herzlich. Strahlende Augen allerorten, trotz mancherorts happiger Preise fürs Essen und Trinken („Pommes Spezial“ 5 Euro). Tipp: Den Markt auch wochentags besuchen. Dann geht man den Massen aus dem Weg.

Flop: das Eisstockschießen

Nach der erfolgreichen Premiere 2019 ist das Eisstockschießen auf dem Boulevard deutlich weniger gefragt, berichtet BO-Marketing-Sprecher Christian Krumm. „Wir hoffen noch auf einige Buchungen.“ Dem Eis-Spaß kann mit bis zu acht Personen gefrönt werden. Anmeldungen und Infos auf www.bochumer-weihnacht.de