Bochum-Harpen. Stadtjubiläum: Mit historischen Lochkameras zogen Achtklässler der Werner-von-Siemensschule zu bekannten Bochumer Orten.

Was man mit Chipsdosen, Schuhkartons und Butterbrotpapier so alles machen kann: Dass sich damit eine Kamera bauen lässt, die wirklich fotografieren kann, hätten Sarah Saharnai und Saida Sorin jedenfalls nicht gedacht.

"Ich habe mir vorher gar keine Gedanken darüber gemacht, wie eine Kamera eigentlich funktioniert", sagen die Schülerinnen der Werner-von-Siemensschule in Bochum Harpen einstimmig. Und das, obwohl die Handykameras bei den Achtklässlern für Instagram und Facebook zahlreiche Male am Tag klicken. 

Abbilder auf Pergamentpapier vom Bochumer Planetarium

Im Kunstprojekt, das die Schüler im Rahmen des 700-jährigen Stadtjubiläums mit Lehrerin Vanessa Leissring veranstaltet haben, konnten sie die Funktion von Lochkameras, auch genannt "Camera obscuras", jedoch mehrere Monate lang studieren. Über 20 Kameras aus Chipsdosen, Amazon-Verpackungen oder Streichholzschachteln sind so dabei herausgekommen. 

"Wir sind dann mit den Guckkästen an bekannte Bochumer Orte gefahren und haben die Umgebung mit einem ganz neuen Blick erkundet", sagt Leissring. Abbilder auf Pergamentpapier vom Planetarium, dem Bochumer Hauptbahnhof oder aus dem Botanischen Garten seien dabei herausgekommen.

Physik in der Praxis

Dass die Schülerinnen und Schüler dabei jede Menge lernen konnten, steht für die Kunstlehrerin fest: "In Physik nimmt man das Thema theoretisch durch, aber so ist es viel praktischer", sagt sie. Die Fotos seien nur mit natürlichen Gesetzen entstanden. "Viel aufwändiger als am Handy war das natürlich trotzdem", sagen Sarah und Saida.

Die Kameras und Fotos stellen die Schüler nun in der Werner-von-Siemens-Schule aus. Nicht nur der Prozess des Fotografierens dürfte länger als üblich gedauert haben - länger als bei Instagram werden die Bilder bestimmt auch betrachtet. Und durch noch etwas hat das Fotografieren mit der Lochkamera mehr Charme als die digitale Variante: Man steht in der Tradition von Leonardo da Vinci und René Descartes, die die "Camera Obscura" schon nutzten.