Bochum. Das Grauen im KZ Auschwitz spiegeln Zeichnungen eines polnischen Widerstandskämpfers wider. Sie sind jetzt erstmals in Bochum zu sehen.

„Labyrinthe – Ein Pole in Auschwitz“: So lautet der Titel einer Ausstellung, die die Evangelische Stadtakademie in Kooperation mit der Ko-Fabrik veranstaltet. Zu sehen sind ebenso bedrückende wie mahnende Werke von Marian Kołodziej. „Ihm blieben am Ende nur gezeichnete Worte, um seine schrecklichen Erlebnisse im Konzentrationslager auszudrücken“, sagt Initiator Jürgen Hoffmann.

Vor fast 30 Jahren hatte der Bauingenieur das KZ Auschwitz besichtigt. Unvergessen blieben die Bleistift-Zeichnungen, die im nahe gelegenen Kloster Harmęże hängen. Sie stammen von Marian Kołodziej, der zum Kriegsbeginn 1939 im Untergrund für ein freies Polen kämpfte. 1940, mit 19 Jahren, wurde er von der Gestapo verhaftet. Er kam erst nach Auschwitz, später ins KZ Mauthausen, wo er 1945 befreit wurde.

Zehn hochwertige Drucke dokumentieren das Grauen

„Kołodziej wurde später ein renommierter Künstler und Bühnenbildner in Polen“, berichtet Jürgen Hoffmann. 1992 erlitt er einen Schlaganfall und war halbseitig gelähmt. „Nach fast fünfzig Jahren des Schweigens griff er auf die dramatischen Erinnerungen aus seiner Jugend zurück, auf die Zeit, die er in Konzentrationslagern verbrachte“, heißt es in einer Biografie. So entstanden 23 Zeichnungen, die die Grauen der NS-Tötungsmaschinerie widerspiegeln.

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Jürgen Hoffmann (77), der sich u.a. für die „Stolpersteine“ als Gedenken an NS-Opfer einsetzt, machte sich vor zwei Jahren daran, die Bilder des 2009 verstorbenen Künstlers nach Bochum zu holen. Die Originale müssen im polnischen Kloster bleiben. Zu besichtigen sind aber zehn hochwertige Drucke, darunter ein Doppelselbstbildnis von Kolodziej als alter Mensch und Halbskelett im KZ.

Eröffnung am 7. November in der Ko-Fabrik

Jürgen Hoffmann tut sich schwer mit dem Begriff Ausstellung. Kolodziej selbst hat die Sammlung so beschrieben: „Das ist keine Ausstellung, keine Kunst, das sind keine Bilder, sondern in Zeichnungen eingeschlossene Worte. Die Kunst ist machtlos gegenüber dem, was der Mensch dem Menschen angetan hat.“ „Die Bilder sollen kein Vorwurf sein, sondern Denkanstoß“, ergänzt Hoffmann, der „Kolodziej aus dem Vergessen holen will“.

„Labyrinthe“ wird am Sonntag, 7. November, um 16 Uhr in der Quartiershalle der Ko-Fabrik an der Stühmeyerstraße 33 eröffnet. Die Zeichnungen sind bis zum 21. November täglich von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Begleiter sind stets vor Ort. Der Eintritt ist frei. Eine Broschüre zu den gezeigten Werken liegt für alle Besucher bereit. Außerdem wird ein 24-minutiger Film in Dauerschleife gezeigt, in dem der Künstler zu Wort kommt.

Im Rahmen der Ausstellung gibt es ein Begleitprogramm mit Angeboten u.a. des Theaters Löwenherz und der Jungen Bühne Bochum sowie der „Omas gegen Rechts“. Auch Lesungen und Vorträge stehen auf dem Programm. Alle Infos auf www.stadtakademie.de