Bochum-Harpen. In Bochum wurde eine Katze mit einem Schrotgewehr erschossen. Anwohner fühlen sich von der Polizei abgewiesen. Diese kontert jetzt die Kritik.
Hat sich die Polizei Bochum im Fall der erschossenen Katze in Harpen falsch verhalten? „Ja“, sagen Anwohner, die sich abgewiesen fühlen. Die Polizei sieht das anders, rechtfertigt ihr Verhalten und verrät, was sie unternehmen wird.
Katze in Bochum erschossen: Anwohner kritisieren Vorgehen der Polizei – diese wehrt sich
Die Verunsicherung in dem beschaulichen Viertel rund um den Steinzeitweg in Harpen ist groß, seit Kater Joe angeschossen wurde und kurz darauf infolge seiner schweren Verletzung verstarb. Denn die Polizei, so der Vorwurf der Anwohner, unternehme nichts.
Der Vorfall ereignet sich an einem Montagabend (13. September). Kater Joe wird angeschossen, ziemlich sicher mit einem Schrotgewehr – das zeigen die Schrotkugeln auf dem Röntgenbild. Er stirbt noch am selben Abend.
Gleich am nächsten Morgen fährt Julia Blauwitz-Ptok zur Polizeiwache Ost nach Langendreer, um Anzeige zu erstatten. Blauwitz-Ptok hatte sich um Kater Joe gekümmert und war mit ihm in die Tierklinik gefahren, weil die Besitzer – Familie Jacobs – im Urlaub waren.
„In bin extra so gegen 10 Uhr zur Wache gefahren, um sicher zu gehen, auch jemanden im Dienst anzutreffen“, sagt Julia Blauwitz-Ptok. Sie kommt allerdings nur bis zur Pforte. Dort wird ihr gesagt, sie dürfe wegen Corona nicht hinein und solle bitte die Anzeige online aufgeben. Was sie dann auch tut – wie die Jacobs zeitgleich aus dem Türkei-Urlaub.
Tote Katze: Polizei Bochum versichert – Wir werden ermitteln
Als diese nach Bochum zurückkehren, rufen sie in der Polizeiwache Ost an. „Uns wurde gesagt, man werde nichts weiter unternehmen – die Ermittlung sei zu aufwendig“, berichtet Susanne Jacobs. Das kommt natürlich gar nicht gut an, zumal ja immerhin geschossen wurde. Seither lebt die Nachbarschaft in Angst: „Was, wenn beim nächsten Mal ein Kind getroffen wird?“
Die Polizei Bochum hat den Vorfall auf WAZ-Anfrage inzwischen intern aufgearbeitet. „Ich kann den Ärger der Anwohner verstehen“, räumt Sprecher Marco Bischoff ein. „Aber durchaus auch das Vorgehen der Kollegen.“ Das Ganze sei „eine schlimme Geschichte“, aber letztlich hätten die Kollegen richtig gehandelt.
Vorgehen muss Erfolg versprechen
Dass sich die Arbeit der Polizei im Verhältnis zum möglichen Ermittlungserfolg als zu aufwendig und nicht lohnenswert erweisen kann, sei durchaus möglich, sagt Polizei-Sprecher Marco Bischoff. Untersucht man beispielsweise die Schrotkugeln, die im Körper von Kater Joe gefunden wurden, oder nicht? Das sei am Ende immer eine Abwegungssache. „Klar ist: Unser Vorgehen muss immer auch erfolgversprechend sein.“
„Die Zeugin (Julia Blauwitz-Ptok, Anm. d. Red.) hat zu Protokoll gegeben, dass eine Katze aufgrund ihrer Schussverletzung gestorben ist – gestern“, zitiert Marco Bischoff aus der Online-Anzeige. „Weiter hatten die Kollegen keinerlei Anhaltspunkte, wo genau das Ganze passiert ist.“ Das sei zu wenig gewesen für eine Fahndung.
Kater erschossen: Polizei Bochum spricht offiziell von Sachbeschädigung
Bischoff bestätigt, dass es bei der Polizei aktuell wegen Corona einen zentralen Anzeigen-Dienst gebe. Es sei also zurecht um eine Online-Anzeige gebeten worden. Zudem müsse man den Vorfall auch richtig einordnen. Rein rechtlich gesehen sei eine Katze eine Sache, es handele sich also – bei allen Emotionen – um einen Fall von Sachbeschädigung. „Allerdings auch um Tierquälerei“, will Bischoff den Tod es Katers keinesfalls herunterspielen.
Und so seien die Ermittlungen auch noch nicht abgeschlossen, versichert Marco Bischoff. „Wir haben inzwischen alles aufgenommen, die Kollegen sind sensibilisiert.“ Nun werde beispielsweise überprüft, auf wie viele Menschen in der Gegend Waffen zugelassen sind, und ob es in der Vergangenheit ähnliche Fälle gab. „Es gibt unterschiedliche Wege, die wir beschreiten“, sagt Bischoff, ohne näher darauf eingehen zu wollen.