Bochum. Das Geschäft mit den Altenheimen, woanders durchaus lukrativ, ist für die Stadt Bochum ein jährlicher Verlustbringer von zwei bis drei Millionen Euro. Die Stadt will nun mit Hilfe privater Investoren aus der Misere kommen.
Angesichts der klammen Kasse und der Notwendigkeit, bis 2015 über 100 Mio Euro dauerhaft einzusparen, wurden noch im alten Jahr hochfliegende Pläne, das Altenheim am Glockengarten in Altenbochum mit zwei Neubauten für 17,1 Millionen Euro auszustatten, begraben. Nur noch ein Gebäude soll dort entstehen und damit rund 7 Millionen Euro Baukosten gespart werden.
Aber auch für die abgespeckte Lösung im Glockengarten hat die Stadt kein Geld. Wegen der Haushaltssperre lasten erhebliche Krediteinschränkungen auf der Verwaltung. Deshalb sucht die Stadt jetzt Investoren, die das Projekt bauen und anschließend an die Stadt vermieten. Für diesen neuen Weg gab es in der letzten Ratssitzung dieses Jahres grünes Licht. Das Investorenmodell ist auch für das marode Altenheim am Beisenkamp ein Hoffnungsträger, nachdem die Neubauplanung mangels Geld erstarrte.
„Wozu betreibt die Stadt überhaupt noch Alten- und Pflegeheime?” – Dieses traditionelle, aber kostspielige Engagement der Stadt wurde erst kürzlich von CDU- und FDP-Politikern heftig in Frage gestellt. Erstens, weil die Stadt notorisch klamm ist. Und zweitens, weil inzwischen viele moderne Altenheimplätze anderer Träger hinzugekommen sind – wie etwa durch den Neubau des St. Marienstifts an der Humboldtstraße.
Zwei neue Altenheime sind im Bau
Da wirkte es im Rückblick wie ein finanzieller Coup, dass die Stadt es schaffte, kurz vor dem Scheitern des Haushalts 2009 bei der Kommunalaufsicht noch den Bau von zwei Altenheimen einzuleiten. Davon zeugen die Rohbauten an der Bayernstraße in Stahlhausen und an der Graf-Adolf-Straße in Wattenscheid, wo jeweils 84 Plätze für stationäre Pflege vorgesehen sind. Wie auch künftig am Beisenkamp.
In ihrer Platz-Planung für ihre insgesamt fünf Altenheime ist die Stadt zurückgerudert. Auf 622 Pflegeplätze will man sich beschränken, das sind 30 weniger als jetzt.
Das ist vor allem im Haus am Glockengarten zu spüren, wo noch im September 2006 per Ratsbeschluss 256 Pflegeplätze vorgehalten werden sollten. Jetzt sollen es künftig nur noch 160 sein.
Das ebenfalls städtische Alten- und Pflegeheim an der Grabelohstraße in Langendreer behält dagegen sein Angebot von 210 Plätzen. „Eine weitere Verringerung der Platzzahl führt zwangsweise in die Unwirtschaftlichkeit”, heißt es dazu. Im Klartext: Die Stadt müsste sonst ihren Mietzuschuss erhöhen. Denn bis zum Jahr 2020 ist die Stadt vertraglich an Grabeloh gebunden. Vor zwanzig Jahren passierte dort genau das, was die Stadt jetzt wieder will: Ein Investor baute nach städtischen Plänen und die Stadt zahlt seitdem die Miete.