Bochum. Für Chris Hopkins war der Corona-Lockdown entbehrungsreich. Nun geht es wieder los: Die Swing Nights auf Haus Kemnade waren ein voller Erfolg.
Chris Hopkins ist „froh und dankbar“, wie er sagt: Endlich geht der Konzertbetrieb wieder los! Das letzte Jahr war für den Jazz-Pianisten aus Bochum sehr ernüchternd, wegen des Corona-Lockdowns fielen Auftritte aus, Einnahmen fehlten, die Unsicherheit griff um sich. Im WAZ-Gespräch erzählt der in Bochum aufgewachsene US-Boy von seinen Plänen und wie er die letzten Monate erlebt hat.
Sie sind gerade auf „Heimaturlaub“ in Ihrem Geburtshaus in Querenburg. Wie fühlt sich das an?
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Chris Hopkins: Seit letztem Jahr habe ich viel zu viel Heimaturlaub ,genossen’. Ich war ja zur Untätigkeit verdammt, tatsächlich kam der Lockdown einem Berufsverbot gleich. Das war schlimm, die Folgen spüre ich jetzt noch.
Welche sind das?
Seit Juli 2021 finden wieder Konzerte statt, man kann das mit dieser Käfer-Art vergleichen, der eine immer größere Kugel vor sich herrollt. Dieses Konzertjahr ist total voll, auch wenn ich nicht weiß, was auf mich zukommt. Ein Großteil der Auftritte – 150 – ist ausgefallen, mit allen Einnahmen. Ob sie nachgeholt werden können – man weiß es nicht. Was möglich ist, hat man versucht zu verschieben. Viele Veranstalter sind flexibel.
Zur Person
Chris Hopkins (*1972 in Princeton/USA) verbrachte seine Kindheit in der Hustadt, sein Vater hatte eine Professur an der Ruhr-Uni. Er erhielt ab dem sechsten Lebensjahr Musikunterricht, mit 13 entdeckte er seine Leidenschaft für den Jazz.Chris Hopkins zählt heute weltweit zu den gefragtesten Pianisten der Sparte Traditional Jazz & Swing. Auftritte führten ihn nicht nur durch Europa, sondern auch in die USA, nach Japan, Australien und Neuseeland. Seine Musik ist auf über 30 CDs – solo und/oder mit verschiedenen Musikern – verewigt.
Wie haben Sie die Zeit des Lockdowns gefüllt?
Man nutzte die Zeit, z.B. um eine neue CD zu produzieren. Wir hatten die letzten beiden Kemnade-Konzerte ,Chris Hopkins meets The Jazz Kangaroos‘ mitschneiden lassen, in den letzten Monaten habe ich eine CD des ersten Sets zusammengestellt, die CD ist bereits erschienen. Dann habe ich unwahrscheinlich viel Zeit mit der Organisation verbracht, bin nicht nur Musikern sondern mein eigener Manager und Booker. So gesehen, ist es mir keinen Moment langweilig geworden.
Was waren Ihre ersten Aktivitäten, als es jetzt wieder los ging?
Zuletzt gab es einige überregionale Konzerte mit der Bigband des Hessischen Rundfunks und dann meine beiden ,Kemnade Swing Nights‘ vor einigen Tagen auf der Wasserburg in Stiepel. Die Scheune, in der wir auftraten, hatte beim Hochwasser zum Glück keinen Schaden genommen, sodass wir spielen konnten. Beide Konzerte waren ausverkauft mit der wegen Corona zahlenmäßigen Höchstzahl von 199 Zuhörerinnen und Zuhörern.
Wie kam das Konzert an?
Ich muss wirklich sagen: super. Mit Bob Kaper, dem Klarinettisten der legendären Dutch Swing College Band, hatten wir einen Top-Solisten an Bord, wir konnten eine Swing-Legende präsentieren! Die Leute waren begeistert. Man konnte es förmlich spüren, dass sich das Publikum freute, dass endlich wieder etwas passiert. Das haben mir auch die sehr positiven Gästebuch-Einträge im Internet gezeigt.
Wie geht es weiter?
Verschiedene Konzerte stehen deutschlandweit an, darunter zwei in Bochum. Am Samstag, 4. September, gastiere ich mit Engelbert Wrobel’s Jazz Society um 15.30 Uhr Kulturbiergarten im Stadtgarten; dann allerdings nicht als Pianist sondern als Altsaxofonist (Karten nur online über www.kulturbiergarten-bochum.de). Am 20./21. September sind die jährlichen Duo-Auftritte in der Kunstwerkstatt am Hellweg in Wattenscheid fest verabredet. In diesem Jahr musiziere ich mit Martin Litten aus Großbritannien, einem der renommiertesten Pianisten für Swing-Classic-Jazz in Europa. Wir spielen swingende Jazz-Duette an zwei Flügeln mit Musik von George Gershwin bis Duke Ellington.