Bochum. Das Gebäude der Gesellschaft Harmonie - vormals Carolinenhof - zählt zu den bekanntesten in Bochum. Seine Historie ist spannend und wechselvoll.
Ein Haus mit Geschichte ist die „Gesellschaft Harmonie“ am Stadtpark in Bochum. Die historische Doppel-Villa in bester Lage gehört zu den bekanntesten Gebäuden Bochums. Zwar ist es schon hundert Jahre alt, aber immer noch und immer wieder gibt es Veränderungen im und an dem repräsentativen Haus, das einst als Carolinenhof entstand.
Vornehme Stadtparkvilla entstand Anfang der 1920er Jahre
Diese „Stadtparkvilla Gehres“, bestehend aus dem ursprünglichen Herrenhaus, einem Zwischenbau und der Unterkunft für die Bediensteten nebst Küche und Remise, wurde 1920 von Otto Gehres (1872-1932) in Auftrag gegeben. Er war Generaldirektor der Gewerkschaft Lothringen (später Bergbau AG Lothringen) und als Mitbegründer der Bochumer Westfalenbank ein maßgeblicher Industrieller in jenen Zeiten, in der die Schwerindustrie den Ruf der Stadt Bochum und ihre Wirtschaftskraft prägte.
1949 wurde ein Teil des Carolinenhofs an die „Gesellschaft Harmonie“ verkauft
Nach Gehres‘ Tod blieb der vornehme Carolinenhof – benannt nach Gehres‘ Ehefrau – als Anwesen mit feudaler Anmutung zunächst in Familienbesitz, erst 1949 wurde die Immobilie aufgeteilt und verkauft. Den von der Gudrunstraße aus gesehen linke Komplex übernahm die „Gesellschaft Harmonie“, einer der ältesten Bochumer Vereine, gegründet 1817.
Gesellschaft Harmonie
1816 gründete ein Kreis angesehener Bochumer Bürger (der guten Gesellschaft) eine Lesegemeinschaft. Aus den Mitgliedern dieser Lesegemeinschaft entstand 1817 die „geschlossene Gesellschaft Harmonie“.
Das erste eigene Gesellschaftshaus der „Harmonie“, erbaut 1869, befand sich bis zur Kriegszerstörung 1943 an der Hochstraße, heute Kortumstraße. Die „Harmoniestraße“ zwischen Kortum-Haus und C & A erinnert daran.
Am 12. Dezember 1949 beschloss der Verein den Verkauf des Innenstadt-Grundstückes und den Erwerb des Grundstückes Gudrunstraße 9 mit dem Carolinenhof, um dieses Gebäude als Gesellschaftshaus einzurichten. Am 15. Dezember 1950 wurde erstmals in die neuen Räume eingeladen.
Der rechte Teil der Doppelvilla ging in Privatbesitz über. Diese Konstruktion besteht noch heute.
Die „Gesellschaft Harmonie“ ist nicht nur ein Verein, in dem Geselligkeit und Austausch gepflegt werden, vielmehr ist es auch der Name einer Versammlungsstätte und eines gediegenen, bürgerlichen Restaurants. Familien- und geschäftliche Feiern finden hier ebenso statt wie die Meetings von Service-Clubs wie Rotary oder Lions, des Deutschen Akademikerinnen Bundes oder des Verbands Frau und Kultur. Auch private nachmittägliche Bridge-Runden sehen die nostalgisch wirkenden Räume, ebenso kleine Konzerte oder Lesungen auf der Bühne im oberen Saal.
Das Haus „Harmonie“ ist dabei, was viele nicht wissen, längst keine geschlossene Gesellschaft mehr; vielmehr steht es mit seiner Gastronomie allen Bürgerinnen und Bürgern offen und bietet kultivierte Gastlichkeit in ungezwungener Atmosphäre.
Gesamtes Gebäude steht unter Denkmalschutz
Die Grundstücksgrenze zwischen der „Gesellschaft Harmonie“ und dem Privathaus rechts verläuft an dem kleinen Platz zwischen den Gebäuden, den man über zwei schmale, von Mäuerchen umrahmte Zufahrten erreicht. Die Rasenflächen jenseits der Einfassungen, die Efeu-bewachsene Fassade und nicht zuletzt die historisierenden Klapp-Läden geben dem früheren Carolinenhof auch heute noch eine großbürgerliche, repräsentative Anmutung. Was für das Stadtpark-Viertel insgesamt zutrifft; und so wundert es nicht, dass das gesamte Ensemble unter Denkmalschutz steht und äußerlich nicht verändert werden darf.
Ein Gespür für die lange Geschichte des Hauses und seine architektonischen Besonderheiten hat die neue Besitzerin des ehemaligen Bedienstetenhauses, Dr. Angela Moewes. Die Bochumer Ärztin lässt das Haus – 365 qm Wohnfläche, 1500 qm Grundstück, Schieferdach – zurzeit komplett umbauen, wobei die Belange des Denkmalschutzes, wie erwähnt, beachtet werden müssen. Moewes hat sich dazu sachkundigen Rat einer Architektin eingeholt.
„Wir sind durchs Haus gegangen und haben unter den Einbauten der 60er bis 80er Jahre noch viel Originalsubstanz entdeckt“, sagt Angela Moewes. Etwa Fußbodenkacheln aus den 20er Jahren oder einige der hölzernen Sprossenfenster. Alles wird nun behutsam modernisiert und auf die Bedürfnisse der zukünftigen Bewohnerin zugeschnitten.
Holztreppenhaus aus der Entstehungszeit
Zumal der (noch) verwilderte Garten hinter dem Haus, aber auch das zeittypische Holztreppenhaus haben es der Bochumerin angetan. „Ich möchte so viel wie möglich in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen“, sagt Moewes. Dazu zählen neben dem noblen Fischgrät-Parkett auch ein frischer Anstrich, der sich an der Farbgebung der Entstehungszeit der Villa, einem dunklen Ockerton, orientiert.
Denkmalgerechte Sanierung des Altbaus
Und wie kommt man an so eine ungewöhnliche Immobilie? „In dem man das Immobilien-Portal der Sparkasse studiert“, verrät Angela Moewes. Dort stand das Haus zum Verkauf. Ein Vor-Ort-Termin hat dann schnell den Spürsinn der Bochumer Ärztin geweckt, die, wie sie betont, ein Faible für Geschichte und Architektur hat. Ganz billig war der Erwerb naturgemäß nicht: 1,3 Millionen wurden für diesen Teil des Carolinenhofs samt Grundstück aufgerufen, rund 500.000 Euro wird die denkmalgerechte Sanierung/Renovierung des Altbaus kosten.