Bochum. Der bekannte CDU-Politiker Kurt Biedenkopf starb mit 91 Jahren. Was kaum noch jemand weiß: 1967/69 war er Rektor der Ruhr-Universität Bochum.

Der Tod von Kurt Biedenkopf bewegt das politische Deutschland, aber auch in Bochum hat der bekannte CDU-Politiker Spuren hinterlassen. Biedenkopf, der am 12. August im Alter von 91 Jahren starb, war von 1967 bis 1969 Rektor der noch jungen Ruhr-Universität. Er hat deren Aufbaujahre entscheidend mitgeprägt.

Kurt Biedenkopf, der 1930 in Ludwigshafen geboren wurde und seit 1966 CDU-Mitglied war, galt als rhetorisch versierter „Macher“ von scharfem Intellekt, und so ist er auch als Leiter der RUB in Erinnerung geblieben. 1964 folgte Biedenkopf einem Ruf der neuen Alma Mater ins Ruhrgebiet und wurde Ordinarius (Lehrstuhl-Inhaber) der Ruhr-Universität für Handels-, Wirtschafts- und Arbeitsrecht, einen Posten, den er bis 1970 innehatte.

Kurt Biedenkopfs Rektoren-Zeit war geprägt von gesellschaftlichen Umbrüchen

Von 1966 bis 1967 wirkte er als Dekan der Abteilung für Rechtswissenschaft, bevor er 1967 zum Rektor der zwei Jahre zuvor gegründeten Universität wurde. Den Posten besetzte er bis 1969, während dieser Zeit war er auch Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz von NRW.

Seine Rektor-Tätigkeit war von der Aufbruchstimmung geprägt, die Mitte der 60er Jahre herrschte, und die vor allem auch in Bochum spürbar wurde. Die ehemalige Bergbau- und Montanstadt war zur Hochschulstadt geworden, wobei die junge Ruhr-Universität sogleich auf ihr Umfeld einwirkte. Und umgekehrt, denn die 1968er Jahre waren auch hier von den ausstrahlenden Auswirkungen der Studentenbewegung geprägt.

Prof. Dr. Kurt Biedenkopf vor der Kulisse der Ruhr-Universität Bochum auf einer Aufnahme von 1976.
Prof. Dr. Kurt Biedenkopf vor der Kulisse der Ruhr-Universität Bochum auf einer Aufnahme von 1976. © WAZ | W.K. Müller

Diese Zeit des Protestes und des gesellschaftlichen Umbruchs ließ Biedenkopfs Talent erkennen, sich mit originellen und konstruktiven Ideen einzubringen, aber sich dabei „in einer unruhigen Phase das Gesetz des Handelns nicht aus der Hand nehmen zu lassen“, wie es später in einer RUB-Würdigung hieß.

„Biedenkopf-Verfassung“ war lange gültig

Tatsächlich bewies der Verstorbene seine besonderen Fähigkeiten, in dem er sich für eine veränderte, offenere Universitäts-Grundordnung engagierte. Diese „Biedenkopf-Verfassung“ galt 16 Jahre in der RUB und wurde erst als Folge der Hochschulgesetze 1985 gekippt. Nach seinem Wechsel in die Politik sollte ihm sein Engagement in Bochum das Attribut eines „Querdenkers“ eintragen.

Für sein Wirken wurde Prof. Dr. Kurt H. Biedenkopf, damals Ministerpräsident in Sachsen, im Wintersemester 1999/2000 zum Ehrenbürger der Ruhr-Universität ernannt. Seine Bronzebüste steht, wie die der anderen RUB-Rektoren, im Wandelgang des Audimax.