Bochum. Ein Hausarzt aus Bochum soll pauschale Atteste zur Befreiung von der Maskenpflicht ausgestellt haben. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage erhoben.

Die Staatsanwaltschaft Bochum hat beim Landgericht Anklage gegen den Bochumer Hausarzt Dr. Andreas Triebel erhoben. Er steht im Verdacht, ohne medizinische Notwendigkeit pauschale Atteste zur Befreiung von der Maskenpflicht ausgestellt zu haben. Das teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Mittwoch auf Anfrage der Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung mit. Die Ermittler werfen Triebel die „Ausstellung unrichtiger Gesundheitszeugnisse“ in 19 Fällen vor. Der Mediziner spricht von einem „durchgeknallten Staatsanwalt“.

Triebel ist Unterstützer eines Vereins namens „Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie“ (MWGFD), der von Kritikern der Hygiene-Maßnahmen gegründet wurde.

Bochumer Arzt fordert Ende der „Hygiene-Diktatur“

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Auf einem Blog im Internet spricht sich der Arzt für ein Ende der „Hygiene-Diktatur“, eine Beendigung der Maskenpflicht, die er als „politisches Verbrechen“ bezeichnet, für einen Stopp der Corona-Testungen und gegen Impfungen aus. Die Corona-Pandemie bezeichnet er als „saisonale Grippe“.

Zuletzt hatte die Initiative
Zuletzt hatte die Initiative "Querdenken 234" im Juli zu einer Großkundgebung auf dem Kirmesplatz in Bochum aufgerufen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Mindestens zweimal trat Triebel bei Kundgebungen der „Querdenken“-Bewegung in Bochum auf, erstmals im Herbst 2020 vor 500 Menschen auf dem Kirmesplatz an der Castroper Straße, wo eine Teilnehmerin schwärmte: „Er ist unser Held!“ Im Gespräch mit der WAZ sagte der Mediziner wenig später: „Ich habe lange gezögert, mich öffentlich zu äußern. Die Empörung über die Corona-Auflagen ist viel größer als dargestellt. Ich fühle mich dazu aufgerufen, meine Meinung zu sagen, die in den meisten Medien leider unterdrückt wird.“

Ärztekammer wartet Gerichtsverfahren ab

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Patienten hätten bis zu zwei Stunden Fahrtzeit auf sich genommen, um in seiner Praxis im Ortsteil Hamme ein Masken-Attest zu erhalten, das ihnen deren Hausärzte trotz Indikation („meistens Asthma“) verweigert hätten, erklärte Triebel damals. Die Atteste tauchten nicht nur in Bochum, sondern u.a. auch in Recklinghausen, Hamm, Lippstadt und Dinslaken auf. Wie viele Masken-Befreiungen er unterschrieben habe, wollte er nicht sagen. Nur soviel: „Ich habe immer nur meine ärztliche Pflicht getan und dabei selbstverständlich sämtliche gesetzlichen Vorschriften beachtet.“

Das sieht die Staatsanwaltschaft, die im Rahmen der Ermittlungen die Praxisräume durchsucht hatte, offenbar anders. Auch die Ärztekammer Westfalen-Lippe ist alarmiert. „Berufsrechtliche Schritte können wir allerdings erst nach Abschluss des Verfahrens prüfen – also nach einem rechtskräftigen Urteil“, so Sprecher Volker Heiliger. Akteneinsicht sei bereits beantragt worden. Sollten die Anklagepunkte vor Gericht bestätigt werden, drohe dem Hausarzt der Entzug seiner Approbation durch die Bezirksregierung.

Hausarzt tritt als Kandidat für die Partei „Die Basis“ an

Triebel gab am Mittwoch auf Anfrage der WAZ nur ein kurzes Statement ab. Bei den Vorwürfen gegen ihn handele es sich „um Phantasien eines durchgeknallten Staatsanwaltes“. Die Anklage beruhe einzig auf „Gerüchten“.

Derweil will der Hausarzt politisch aktiv werden. Die neu gegründete „Basisdemokratische Partei Deutschland“ (kurz: „Die Basis“) hat Triebel für die Bundestagswahl am 26. September als Kandidaten für den Bochumer Wahlkreis 140 aufgestellt. Die Partei wendet sich gegen die geltenden Corona-Auflagen und fordert eine „Aufhebung aller auf Zwang beruhenden Maßnahmen, die ohne medizinisch erwiesene Notwendigkeit eingesetzt wurden“.