Bochum. Aus dem Jahr 1967 stammt eine ungeöffnete Schlegel-Bierdose eines Bochumer Sammlers. Nun heißt es im Rahmen der WAZ-Serie: Wer bietet mehr?
Ulf Glißmann schüttelt vorsichtig die Dose. Auf „die Hälfte, maximal“ taxiert er die Füllmenge. „Der Rest hat sich verflüchtigt.“ Kein Wunder: Das Gebräu ist 54 Jahre alt. „Schlegel Urtyp Spezial-Bier“, prangt nur geringfügig verwittert auf dem 35-cl-Gefäß. Hält Ulf Glißmann die älteste Bochumer Büchse in seinen Händen?
„Wer bietet mehr?“, fragt die WAZ in einer neuen Serie. Gesucht und vorgestellt werden Bochumer Rekordinhaber: zum Auftakt Klaus Blum, der seit 50 Jahren Besitzer eines Opel Kadett Caravan mit Erstzulassung ist, und Willi Köhne, der ein Buch aus dem Jahr 1500 sein Eigen nennt.
In der dritten Folge geht’s an Eingemachte. Wo, fragen wir, schlummert Bochums älteste, noch ungeöffnete Konservendose?
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WAZ-Serie „Wer bietet mehr?“: Bier-Museum in der Gartenlaube
„Möglicherweise bei mir“, behauptet Ulf Glißmann und muss dafür nicht in dunklen Kellern oder verstaubten Kammern wühlen. Sein Uralt-Schätzchen ist Teil einer Sammlung, die der 61-Jährige in seiner Laube an der Siemensstraße in Weitmar zusammengetragen hat. Thema: Bochumer Bier. Fachgebiet: Schlegel.
„Bochums Dreiklang, merk ihn Dir: Kohle, Stahl und Schlegel-Bier!“ So lautete ein Reklamespruch der Schlegel-Brauerei, deren Ursprünge an der Alleestraße (siehe: Schlegelturm) ins Jahr 1854 zurückreichen. In den 1950er Jahren zählte Schlegel mit einer Jahresproduktion von 500.000 Hektolitern zu den größten Brauereien in Deutschland. In den 1980er Jahren versiegte der Bierausstoß.
Mindesthaltbarkeitsdatum gab es damals noch nicht
Ulf Glißmann, Typ Ruhrpott-Original, hält die Tradition am Leben. Seit 30 Jahren ist er Schlegel-Sammler. Dutzende Krüge aus den 50er und 60er Jahren mit Aufschriften wie „Goldene Regel – Immer Schlegel“, Gläser und Werbetafeln machen aus seinem Gartenhaus mit VfL-Fahne auf dem Dach das vielleicht urigste Bier-Museum Bochums. Inklusive Kneipen-Fenster mit der Werbung „Wie frischer Wind in einem Segel, so wirkt auf Dich ein Glas mit Schlegel.“
Konservendosen: Wer bietet mehr?
Die Marke ist gesetzt: Von 1967 stammt die Dose, mit der Ulf Glißmann in seiner Biersammlung aufwartet.
Wer bietet mehr? Fristet in Ihrem Keller, in Ihrem Kammer eine – ungeöffnete! – Konserve, die noch älter ist als die Schlegel-Büchse, ein vergessenes Dasein?
Schreiben Sie uns bis Mittwoch (4.) per E-Mail an juergen.stahl@funkemedien.de oder per Brief an die WAZ-Redaktion, Huestraße 25 in 44787 Bochum; gern mit Foto. Stichwort: Konserven. Wir freuen uns auf Ihre Gebote!
Bei seiner steten Suche auf Trödelmärkten, Sammlerbörsen und im Internet entdeckte der Thyssenkrupp-Hydrauliker vor mehr als 20 Jahren die „Schlegel-Urtyp“-Dose in der Flohmarkthalle an der Hermannshöhe. „Aus feinstem Malz und edelstem Hopfen hergestellt“, heißt es darauf. Ein Mindesthaltbarkeitsdatum gibt’s erst seit 1981. „Deshalb kann ich nur schätzen, dass die Dose von Ende der 60er, Anfang 70er Jahre stammt“, sagt Ulf Glißmann, der damals auch eine Transportbox kaufte. „Die ist wahrscheinlich etwas älter.“ Was er damals auf den Tisch gelegt hat? „Ich glaube zusammen um die 15 Mark.“
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Schlegel-Urenkel kann genaue Jahreszahlen beziffern
Klaus-Joachim Schlegel, Urenkel des Gründers der Schlegel-Brauerei, hat auf Bitten der WAZ beide Exponate begutachtet. Seine Expertise: Die Bierdose ist sogar noch älter, als Ulf Glißmann vermutet hatte. „Sie stammt ganz sicher aus dem Jahr 1967. Es war seinerzeit die zweite Serie mit Schlegel-Bierdosen“, sagt der 85-Jährige. Die Transportbox ist in der Tat älter. „Sie wurde 1966 gefertigt“, hat Schlegel in alten Werkszeitschriften nachgelesen.
Ulf Glißmann ist stolz auf sein Relikt. Ob er damit Bochums Konserven-König wird, ist noch nicht sicher (siehe Info-Box). Fest steht: Sollte er Champion werden, wird er nicht mit den Resten des Anno-dazumal-Gebräus anstoßen. Bier hält sich selten länger als sechs Monate. Und: „Die Dose zu öffnen, wäre ein Sakrileg!“