Bochum. Die Bundestagswahl wirft ihre Schatten voraus. SPD und Grüne schicken ihre Kanzler-Hoffnungen nach Bochum. Das freut die CDU ganz und gar nicht.
In Bochum ist die sozialdemokratische Welt noch in Ordnung. Oberbürgermeister, sechs Bezirksbürgermeister, zwei Bundestags- und drei Landtagsabgeordnete – an wichtigen Schalthebeln der Macht sitzen ausnahmslos Genossen.
Das weiß auch SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz. Folgerichtig also, dass er seinen Bundestagswahlkampf in Bochum startet. Ein mit Sympathisanten gefüllter Dr.-Ruer-Platz und vermutlich viel Applaus garantieren der Partei, die in Umfragen tief im Keller fest steckt, zumindest für den 14. August schöne Bilder.
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„Das ist schon ärgerlich“, kommentiert David Schary, Kreisgeschäftsführer der CDU Bochum den Coup der SPD. „Dass der größte Konkurrent ausgerechnet bei uns seinen Bundestagswahlkampf eröffnet...“ Stand jetzt werde der eigene Hoffnungsträger Armin Laschet nämlich nicht nach Bochum kommen. „Vielleicht ändert sich das aber noch“, hofft Schary.
Olaf Scholz eröffnet Bundestagswahlkampf in Bochum
In 60 Tagen, am 26. September, findet die Wahl zum 20. Deutschen Bundestag statt. Die Ziele der Parteien sind gesteckt: „Es gibt jenseits der CDU eine Mehrheit unter Führung der SPD“, sagt beispielsweise Serdar Yüksel. Der Unterbezirksvorsitzende der SPD Bochum ist „voll überzeugt davon, dass wir die Grünen überholen“.
Respekt. Europa. Demokratie. Soziale Gerechtigkeit – Mit diesen Themen wolle die SPD bei den Wählerinnen und Wählern punkten. Entscheidend sei insbesondere die Kompetenz der Kandidaten und die Antwort auf die Frage: „Wer kann Krise?“ Yüksel: „Die Grünen haben weder die Kompetenz noch das Format, die Bundesregierung zu führen.“
Annalena Baerbock spricht vor dem Bergbaumuseum
Von dem Format einer Annalena Baerbock können sich die Bochumerinnen und Bochumer schon vier Tage vor Scholz’ Auftritt ein Bild machen. Am 10. August spricht die Grünen-Kanzlerkandidatin vor dem Deutschen Bergbaumuseum. Von 12.30 bis 14 Uhr will sie den örtlichen Kandidaten den Rücken stärken.
Zwei Wahlkreise
Die rund 274.000 Wählerinnen und Wähler in Bochum geben ihre Stimmen in zwei Wahlkreisen ab.
Der Wahlkreis Bochum I (Wahlkreis 140) umfasst die Stadtbezirke Mitte, Wattenscheid, Süd und Südwest.
Zu dem Wahlkreis Herne - Bochum II (Wahlkreis 141) gehören die Bochumer Stadtbezirke Nord und Ost sowie das Gebiet der kreisfreien Stadt Herne.
Über die Zulassung der Kandidaten im Wahlkreis 140 für die Bundestagswahl am 26. September entscheidet am Freitag, 30. Juli, der Kreiswahlausschuss. Er tagt öffentlich um 14 Uhr im großen Sitzungssaal des Bochumer Rathauses, Willy-Brandt-Platz 2–6. Über die Kandidaten im Wahlkreis Herne entscheidet das zuständige Gremium dort.
Seit 1961 haben in beiden Wahlkreisen Kandidaten der SPD das Direktmandat gewonnen. Aktuell sind das Axel Schäfer (WK 140) und Michelle Müntefering. Beide streben eine Wiederwahl an.
Baerbocks Auftritt werde wie der Wahlkampf insgesamt unter dem Bundesmotto „Alles ist drin.“ stehen, sagt Kreisgeschäftsführer Oliver Buschmann. „Für den Wahlkampf vor Ort entwickeln wir aber einen Flyer, der Bundesthemen lokal herunterbricht. Zum Beispiel: Wie wird die Hustadt klimaneutral?“
Das Thema Klima hat auch die CDU entdeckt. „Strukturwandel, Digitalisierung und klimaneutrales Industrieland“, zählt Schary die wichtigen Themen der Union auf, die in bundesweiten Umfragen in der Wählergunst vorne liegt. „Wir in NRW haben zudem die meisten Erfahrungen mit dem Strukturwandel.“
Der Wandel wird auch in der Parteiarbeit deutlich. Digitale Themenabende gehören seit Monaten zum Programm der CDU. Am 5. August wird Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer in einem Livestream der Bochumer Christdemokraten zu Gast sein, am 19. August NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser. Angefragt für den September sei Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, heißt es.
Parteien in Bochum investieren bis zu 45.000 Euro in den Wahlkampf
Auch SPD und Grüne setzten natürlich auf weitere prominente Unterstützung: Bundesjustizministerin Christina Lamprecht, Bundesumweltministerin Svenja Schulze und Fraktionschef Rolf Mützenich sollen die SPD-Kandidaten in den kommenden Wochen pushen, die Parlamentarische Geschäftsführerin Britta Hasselmann, die innenpolitische Sprecherin Irine Mihalic, die Europaabgeordnete Terry Reintke und die Vorsitzende der NRW-Landtagsfraktion Verena Schäffer wollen helfen, die Grünen so stark wie möglich zu machen.
Zwischen 30.000 (SPD) und 45.000 Euro (CDU und Grüne) lassen sich diese drei Parteien ihren Wahlkampf kosten. Plakatiert werden ab dem 13. August jeweils rund 1200 (CDU und Grüne) und 2000 Plakate (SPD). Hinzu kommen Großplakate an den Hauptverkehrsadern.