Bochum. Die Stadt Bochum macht den Betrieb der letzten Medican-Teststelle unmöglich. Derweil arbeitet die Staatsanwaltschaft unter Hochdruck.
Die Stadt Bochum macht ernst und entzieht dem Unternehmen Medican GmbH aus Bochum-Wattenscheid mit Ablauf von Montag, 7. Juni, auch für seine letzte am Wochenende noch geöffnete Teststelle die Teststellennummer und macht damit den Weiterbetrieb unmöglich. „Der Betreiber hatte bis 7. Juni, 12 Uhr, Zeit, sich zu den Fragen zu äußern. Dies ist nicht geschehen. Die Entscheidung haben wir dem Unternehmen schriftlich mitgeteilt“, so ein Stadtsprecher.
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Ohne diese Teststellennummer ist eine Abrechnung unmöglich. Die Stadt Bochum hatte nach Bekanntwerden der Betrugsermittlungen gegen das Unternehmen, das in der Spitze knapp 60 Corona-Teststellen bundesweit unterhalten hatte, ein Anhörungsverfahren eingeleitet.
Nachdem seit vergangenen Freitag (4.) zwei Verantwortliche des Unternehmens in Untersuchungshaft sitzen, waren auch die letzten Teststellen geschlossen worden. Noch am Samstag allerdings hatte die Teststelle an der Firmenzentrale am Wattenscheider WTC geöffnet, mit deutlich weniger Andrang. Bereits am Sonntag jedoch war auf der Homepage des Unternehmens nicht mehr möglich weitere Termine online zu buchen.
Staatsanwaltschaft Bochum hat bislang nur eine Firma im Visier
Das Ermittlungsverfahren sei „eine sehr dynamische Geschichte“, in der sich immer Neuerungen ergeben könnten, sagte Staatsanwalt Timo Dörffer am Montag der WAZ. Man sei nun „mittendrin“ in den Untersuchungen.
Am vorigen Freitag hatte es nicht nur zwei Festnahmen, sondern wie auch schon eine Woche zuvor weitere Durchsuchungen gegeben, in Bochum und auch anderen Ruhrgebietsstädten.
Einzelheiten über den Umfang des mutmaßlichen Betrugsschadens und zur Identität der zwei Beschuldigten machte Dörffer „aus ermittlungstaktischen Gründen“ auch am Montag nicht. Es könne aber ein längeres Verfahren werden.
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Anlass der Ermittlungen waren Recherchen von WDR, NDR und „Süddeutscher Zeitung“ (SZ), die Ende Mai öffentlich gemacht wurden. Daraufhin leitete die Staatsanwaltschaft sofort, nur einen Tag später, erste Durchsuchungen in Geschäftsräumen und Privatwohnungen im Ruhrgebiet ein. „Wir standen unter enormem Druck“, so Dörffer. Nun wurden diese Ermittlungen in einem zweiten Zugriff intensiviert.