Bochum. In einem Prozess wegen versuchten Mordes in Bochum sagte ein heldenhafter Zeuge aus. Er hatte den Täter verfolgt - mit Vollgas durch die Stadt.

Diese Verfolgungsfahrt war gefährlich, aber auch heldenhaft. Es geht um die fast tödliche Messerattacke auf eine 19-Jährige am 4. Dezember 2020 an der Geitlingstraße in Wattenscheid. Der Tatverdächtige (20) steht wegen versuchten Mordes vor dem Schwurgericht. Am Dienstag sagte der Mann aus, der die Bluttat gesehen und dann den Verdächtigen quer durch Bochum verfolgt hatte - mit Vollgas.

Der Techniker (29) kam damals mit seinem Pkw zufällig am Tatort vorbei. Er sagt, wie der Angeklagte auf die am Boden zusammengekauerte Frau eintrat und einstach. „Diese schmerzerfüllten Schreie! Ich habe sie durch das geschlossene Autofenster gehört“.

Bochumer Polizei erlaubte das Fahren über Rotlicht

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Er steigt aus, weil er den Täter „umhauen“ will. Dieser geht dann aber mit dem Messer auf ihn selbst zu, so dass der Zeuge zur Sicherheit wieder in sein Auto einsteigt und abschließt. Als der Täter mit seinem eigenen Pkw davonrast, folgt ihm der 29-Jährige – mit deutlich mehr als 100 km/h durch Wattenscheid. Die Polizei, die er unterwegs anruft, erlaubt ihm, auch über Rot zu fahren, wenn er gut aufpasst.

Auf der A40 überholt der Täter andere Pkw im Zick-Zack-Stil. In Grumme endet die Verfolgungsfahrt; der 20-Jährige wird von der Polizei gefasst – dank der Lotsenhilfe des Zeugen.

Zeuge wurde kurzzeitig mit dem Täter verwechselt

Kurz vor der Festnahme hatte die Polizei für ein paar Momente noch den Zeugen für den Täter gehalten und ihn mit vorgehaltener Waffe in Schach gehalten. Grund: Die Kennzeichen der beiden Autos waren verwechselt worden.

Das Opfer hatte fünf Messerstiche (auch in Rücken und Halsschlagader) erlitten und schwebte in akuter Lebensgefahr. Sie war in einen Streit des 20-Jährigen mit seiner Ex (17) hineingeraten.