Bochum. Die Bochumer Moscheen zelebrieren Ramadan-Gebete mit Hygienekonzept und verteilen Speisen zum Fastenbrechen. Ein wichtiges Ritual fehlt aber.

Die Datteln im Iftar-Paket dürfen nicht fehlen. Sie gehören zum muslimischen Fastenmonat wie die Sonne und der Mond. Denn die traditionellen Trockenfrüchte enthalten viele Nährstoffe und es heißt, der Prophet Mohammed habe sie zum Fastenbrechen empfohlen. „Iftar“ – so heißt im Islam das Ritual des Fastenbrechens – wird unter normalen Umständen in Gemeinschaft zelebriert.

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Doch der Ramadan findet aktuell zum zweiten Mal im Lockdown statt. „Sonst stellen wir hier ein großes Zelt auf, in dem jeden Abend über hundert Menschen gemeinsam essen. Wir haben Besucher aus 23 Nationen in der Gemeinde“, beschreibt Talha Kalil, Sprecher der Islamischen Gemeinde Bochum. Alternativ holen sich seit Ramadan-Beginn am 13. April zumeist männliche Studenten und Bedürftige in den Moscheen an der Dibergstraße und an der Querenburger Straße allabendlich eine frisch gekochte Mahlzeit zum Fastenbrechen ab.

Das Fest des Fastenbrechens

Der Ramadan endet am 12. Mai mit dem Beginn des Fests des Fastenbrechens. Es ist traditionell ein Familienfest, zu dem auch Besuche bei Freunden und Bekannten gehören.

Die Iftar-Ausgabe in den Moscheen findet täglich statt. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite oder bei Facebook: https://islamischegemeindebochum.de

Täglich verteilt jede der Gemeinden etwa 150 Portionen. Außer einer Handvoll Datteln haben die muslimischen Frauen heute ein Gericht mit Kalb, weißen Bohnen und Reis frisch zubereitet. Die Speisen finanziert die Gemeinde durch Spenden der Besucher.

Gebete sind verkürzt

Der Zusammenschluss von insgesamt zehn Bochumer Moscheen ermögliche das einheitliche Handeln in der Pandemie, was viel vereinfache. Das sei sehr wichtig gewesen, als im letzten Jahr alle Moscheen geschlossen wurden, so der Gemeindesprecher. „Da gab es schon einige Stimmen, die gesagt haben: Wie könnt ihr ein Gotteshaus schließen?“.

Auch das mit der Stadt abgestimmte Hygienekonzept für die seit Sommer 2020 wieder geöffneten Moscheen und den Ramadan 2021 gilt für alle Moscheen im Verbund. Jeden Abend sorgen Ordner dafür, dass bei dem vorsorglich verkürzten Ramadan-Gebet im großen Gebetsraum an der Dibergstraße nicht mehr als etwa 50 Menschen Platz finden, die den Abstand von 1,50 Meter einhalten können.

Kamil Hussain übergibt das Essen an Muhammed Turunc in der Küche der Moschee. Das Fastenbrechen am Abend ist fester Bestandteil im Ramadan.
Kamil Hussain übergibt das Essen an Muhammed Turunc in der Küche der Moschee. Das Fastenbrechen am Abend ist fester Bestandteil im Ramadan. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Normalerweise beten hier etwa dreimal so viele Gläubige Schulter an Schulter miteinander. Jeder Muslim bringt seinen eigenen Gebetsteppich mit und an der Pforte scannt ein Einlasser den QR-Code, mit dem sich die Besucher registrieren. Muslime, die sich nicht digital erfassen lassen können, tragen ihre Daten handschriftlich ein. Nach den Gebeten sind die Besucher angehalten, die Moschee zu verlassen. Der Plausch am Rande der Ramadan-Rituale fällt aus. „Die Leute kommen ja hierher, um sich zu treffen und sich auch zu unterhalten“, sagt Kalil.

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Ramadan im Lockdown: doppelt verzichten

So bedeutet Ramadan im Lockdown: doppelt verzichten. Im Fastenmonat suchen die Muslime innere Einkehr, üben Disziplin, Demut und Dankbarkeit. Sie verzichten zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Sexualität, Rauchen, sie meiden die schlechte Rede und andere weltliche Dinge. „Wir haben über den Tag alle etwas ähnliches erlebt und dann kommen wir eigentlich am Abend zusammen und tauschen uns aus. Das schafft eine besondere Bindung zueinander“, erläutert Enes Alp (27), der die Iftar-Ausgabe in der Gemeinde mitorganisiert.

Ein Trost für die Bochumer Muslime könnte sein, dass die Lage in islamisch geprägten Ländern wie dem Iran und der Türkei aktuell keineswegs besser aussieht. So wurden etwa in der Türkei als auch im Iran angesichts steigender Infektionszahlen die Pandemiemaßnahmen im Ramadan noch einmal verschärft.