In Zeiten der (Wirtschafts-) Krise schätzt das Publikum die Unterhaltung.
Die Branche schwärmt vom stärksten Kinojahr seit langer Zeit. Deutlich mehr Besucher als in den Vorjahren hätten vor der Leinwand gesessen. Von einem Besucherplus von 15 Prozent ist auf Deutschland bezogen die Rede. In Bochum auch? Nun ja. Hier muss unterschieden werden zwischen den Multiplex-Besuchern und den Zuschauerzahlen aus den kleineren Lichtspielhäusern, den Programmkinos. Während UCI-Mann Mario Reinhardt den deutschlandweiten Trend bestätigt und 2009 als das stärkste Jahr seit sieben Jahren bezeichnet, sprechen die Macher der Programmkinos von einem „durchschnittlichen Jahr 2009”.
Den Grund für diese Differenz sehen sie alle gleich: In Zeiten der (Wirtschafts-) Krise suchen die Menschen durchaus Abwechslung vom traurigen Alltag, deshalb gehen sie ins Kino. Allerdings lieber in seichtere Filme wie Komödien und anderen leichten Stoff, Blockbuster eben. „In schlechten Zeiten möchte sich das Publikum eher unterhalten als problembehaftete Arthouse-Filme zu sehen”, sagt Mario Reinhardt. Es sei tatsächlich so, dass die leichte Unterhaltung selten so gut funktioniert habe wie in diesem Kino-Jahr.
Ice Age war der Renner
Die Hitliste führt deutschlandweit der dritte Teil von „Ice Age” an – die des UCI Bochum ebenfalls. 65 000 Besucher haben sich im UCI das muntere Treiben der computeranimierten Tierchen angesehen. „Für mich persönlich überraschend war der große Teil an 3-D-Zuschauern”, sagt Reinhardt. Zwei Drittel der Besucher hätten die 3-D-Version gesehen, ein Drittel die herkömmliche Variante. Reinhardt prophezeit dem 3-D-Filmvergnügen eine starke Zukunft: „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal, das das Kino dem Fernsehen voraus hat.”
Im Juli habe das UCI sogar seinen stärksten Tag der vergangenen zehn Jahre erlebt. Auch an besagtem Tag habe Ice Age 3 enorm gezogen.
Klagen über das Jahr 2009, das wollen auch die Betreiber der kleineren Kino nicht. So wie Michael Meyer von Casablanca und Metropolis. „Vor allem das erste Halbjahr war im Casablanca toll”, sagt Meyer. Aber mit dem Boom der Blockbuster könnten die spezielleren Filme nun nicht mithalten. Abgesehen von aktuell „Soul Kitchen” und vorher „Das weiße Band” sei kein Riesenhit aus Sicht des Publikums dabei gewesen. Gut gelaufen seien allerdings auch „Slumdog Millionaire” und „Inglourious Basterds”.
Generell, so Michael Meyer, hänge vieles vom Werbebudget eines Films ab. Je mehr die Werbetrommel gerührt werde, umso stärker sei der Andrang. „Das ist schade, weil kleinere gute Filme da etwas untergehen.” Er appelliert an die Kinogänger, sich mehr über die Filme zu informieren, „man kann wirklich Entdeckungen machen”. Grundsätzlich bezeichnet er die Kinosituation in Bochum als „extrem toll”. Denn: „Bochum hat die größte Leinwanddichte des Ruhrgebiets. Sicherlich auch wegen des Uni-Standorts.”
„2009 war ein durchschnittliches Jahr aus unserer Sicht”, sagt Andrea Gollnow vom Kino Endstation in Langendreer. Sie bestätigt, dass ein großes Werbebudget einen Film zum Erfolg mache. „Viele der kleinen Erstaufführungen haben es schwer.” Sie freut sich auf ein besonderes Kinoprojekt im kommenden Jahr: Zur Kulturhauptstadt läuft die Reihe „Der Pott filmt” mit sehenswerten Filmen aus der Region – in Duisburg, Mülheim, Essen und in Langendreer.