Bochum. 2018 drohte in Bochum ein Dieselfahrverbot. Tempo 30 auf der Herner Straße hat dies verhindert – und, so das Land, die Luftqualität verbessert.
Jetzt ist es amtlich. Die Einführung von Tempo 30 sowie das Lastwagen-Fahrverbot und die Pflanzung von „Klimahecken“ auf einem Abschnitt der Herner Straße in Bochum zwischen A40 und A43 haben den gewünschten Erfolg gebracht. Der dort gemessene Wert der Stickstoffdioxid-Belastung liegt im Jahresdurchschnitt dauerhaft unter dem erlaubten Grenzwert.
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Und er sinkt offenbar weiter. Bis zu 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft sind nach den EU-Richtlinien erlaubt. Lange Zeit lag der Stickoxidwert für den entsprechenden Abschnitt im Stadtteil Riemke mit 51 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahresdurchschnitt deutlich darüber (Jahresmittelwert 2017). Nun aber ist er spürbar gesunken. Die Messungen des Landesamtes für Natur und Umwelt (Lanuv) haben für 2020 einen Jahresmittelwert von 32 Mikrogramm ergeben, an der unweit gelegenen Dorstener Straße in Hamme liegt der Wert bei 29. In den Jahren davor lag er an der Herner Straße bei 48 Mikrogramm (2018) und 38 (2019).
Auswirkungen der Corona-Pandemie haben kaum Einfluss
Damit reiht sich Bochum ein in den landesweiten Trend. Nach Angaben des NRW-Umweltministeriums wurden im vergangenen Jahr in ganz Nordrhein-Westfalen alle Luftqualitätswerte eingehalten; erstmals lag auch der Jahresmittelwert für Stickstoffdioxid an allen 124 Standorten unter dem EU-weit gültigen Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sollen dabei nur einen begrenzten Einfluss gehabt haben.„Während wir in der Phase des ersten Lockdowns Mitte März bis Ende April einen positiven Effekt in Richtung weniger Belastung nachweisen konnten, relativierte sich dies über das gesamte Jahr betrachtet. Über das Jahr konnte eine Minderungswirkung von ungefähr ein Mikrogramm durch die Corona-Lockdowns festgestellt werden“, sagt Lanuv-Präsident Thomas Delschen.
Weitere Maßnahmen zur Luftverbesserung
Unterdessen ist seit Montag (29. März) eine Ergänzung des Luftreinhalteplans von 2011 in Kraft getreten. Diese sieht weitere Maßnahmen vor, um die Luftqualität dauerhaft zu verbessern, wie es heißt. Dazu gehört die bereits begonnene Anschaffung umweltfreundlicher Fahrzeuge durch Stadt und städtische Unternehmen, der Einsatz von E-Bussen und das Nachrüsten von Dieselfahrzeugen.
Durch einen Vergleich zwischen NRW und der Deutschen Umwelthilfe wurde im vergangenen Jahr ein drohende Fahrverbot in Bochum abgewendet. Eine der Bedingungen: dauerhaft Tempo 30 auf der Herner Straße zwischen A40 und A43. Zwei Jahre zuvor hatte die Umwelthilfe u. a. auch die Stadt Bochum wegen der zu hohen Luftbelastung verklagt.
Auch eine Vollsperrung der Herner Straße war im Gespräch
In der Debatte um die geeigneten Schritte zur Verbesserung der Luft waren auch schwerwiegendere Maßnahmen in der Diskussion. Sie reichten von der Ausweitung des Durchfahrverbots auf der Herner Straße für alle Lkw und Pkw über eine bessere Beschilderung inklusive digitaler Stauanzeige bis zur zeitweisen Teil- oder Vollsperrung des Abschnitts. Am Ende wurden sie verworfen, weil „sie in Teilen entweder nicht ausreichend wirksam oder aber nicht verhältnismäßig sind bzw. zu unverträglichen Verkehrsverlagerungen auf andere Straßen geführt hätten“, heißt es in dem Luftreinhalteplan.
Die Hauptursache für die Luftbelastung ist nach Angaben des Umweltministeriums der Individualverkehr mit zwei Millionen gefahrenen Kilometern pro Jahr, und dabei vor allem der Pkw-Verkehr (88 Prozent). „Der Straßenverkehr verursacht im Stadtgebiet Bochum den größten Anteil der verkehrsbedingten Stickstoffoxid-Emissionen (92 Prozent)“, so die Ergebnisse der Messungen.