Wattenscheid-Höntrop. Die drohende finale Schließung der Waldbühne im Südpark Wattenscheid wegen angeblicher gravierender Sicherheitsmängel sorgt weiter für Zündstoff.

Jetzt erklärt Niklas Matrong (sein verstorbener Vater war lange Pächter der Spielstätte): „Ich bin völlig erstaunt, welche Mängel und Sanierungskosten die Stadt Bochum nun auflistet. Die Waldbühne war stets in einem ordentlichen Zustand. Und es fanden Begehungen mit Vertretern der Stadt statt – und wenn Mängel auftraten, haben wir diese abgestellt.“

Waldbühne im Südpark Höntrop sorgt weiter für Zündstoff

Dafür hätten sein 2017 verstorbener Vater und auch er gesorgt, „damit dort vor allem die beliebten Märchenspiele stattfinden konnten. Mein Vater war ein Theater-Enthusiast und hat sich darüber gefreut, dass der Betrieb der Waldbühne für so viele Familien und Kinder aufrechterhalten werden konnte“.

Die Stadt habe 1997 einen externen Betreiber für die Spielstätte im Südpark gesucht, die vor der Schließung stand. Und mit der Sozietät Matrong aus Witten wurde dann jemand zum Weiterbetrieb der Waldbühne gefunden. „Ohne finanziellen Hintergedanken, sondern aus Idealismus heraus“, betont Niklas Matrong. Mit seinem Vater hatte die Stadt damals einen bis 2027 datierten Erbbaurechtsvertrag abgeschlossen. Aus dem ist Niklas Matrong nach dem Tod seines Vaters ausgestiegen.

Sanierungskosten in Millionenhöhe

Überrascht ist er darüber, wie die Stadt Bochum plötzlich solche gravierenden Sicherheitsmängel konstatierte und die Sanierungskosten auf nunmehr bis zu knapp 3,4 Millionen Euro gestiegen sein sollen. „Das ist mir völlig unbegreiflich.“ Man habe guten Gewissens den Betrieb der Waldbühne 2018 an den neu gegründeten Kolpingverein Waldbühne Höntrop e.V. übergeben können. „Und der hat dann viele Spenden und ehrenamtliches Engagement in den Weiterbetrieb gesteckt.“

Thema in der Bezirksvertretung Wattenscheid

Die Waldbühne ist am 23. März u. a. Thema in der Bezirksvertretung Wattenscheid. Die Fraktion UWG: Freie Bürger hat dazu eine Anfrage an die Bochumer Stadtverwaltung gestellt. Eine Frage lautet: „In den Jahren 2018/19 wurden durch den Verein im ehrenamtlichen Engagement und fachlich qualifiziert bereits zahlreiche Mängel behoben, die, so scheint es aus Sicht auf die vorgelegte Planung, offensichtlich nun noch einmal auf dem Sanierungsplan stehen. Wie wird das von der Verwaltung begründet?“

Antwort der Stadt: „Die Zentralen Dienste haben in ihrer Kostenschätzung die aktuellen Mängel der Waldbühne inklusive der zukünftigen Planung aufgelistet und bewertet. Außer den Pflasterarbeiten im oberen Eingangsbereich sind frühere Sanierungen im eigentlichen Sinne durch den Verein nicht bekannt. Da die Zentralen Dienste den Ist-Zustand bewerten, haben vorherige eventuell durchgeführte Sanierungen keine Kosten-Relevanz.“

Nach Prüfung der Frage, ob die Waldbühne Höntrop künftig vom Verein betrieben oder eine qualifizierte Betreibergesellschaft mit dem Betrieb beauftragt und dem Verein als Veranstalter die Programmhoheit über die Märchenspiele übertragen wird, würden die entsprechenden Vereinbarungen – so auch die mit dem Verein – vorbereitet. „Sie werden Bestandteil einer parlamentarischen Beschlussvorlage sein.“

Waldbühnen-Verein hat Zusage von Matrong

Der Waldbühnen-Verein hat eine mündliche Zusage des ehemaligen Erbbaurechtsnehmers, dass dem Verein bis zum Jahr 2027 – dem ursprünglichen Vertragsende des Erbbaurechtsvertrages – ein jährlicher Zuschuss gewährt wird – allerdings unter der Voraussetzung, dass Märchenspiele stattfinden und der Verein einen Vertrag mit der Stadt Bochum vorlegen kann. Der Verein hat diesen Zuschuss in seine Kalkulation bis 2027 eingeplant. Laut Niklas Matrong können diese Mittel aus der Stiftung nur fließen, wenn auch gespielt wird im Rahmen der Märchenspiele.

Freilichtbühne Wattenscheid als Alternative für Märchenspiele

Laut Stadt Bochum hat schon 2020 „die Kulturverwaltung und die Veranstaltungs-GmbH mit dem Kolping Waldbühne e.V. ein Konzept zur Durchführung der Märchenspiele in der Freilichtbühne entwickelt. Aufgrund der coronabedingten Restriktionen im Veranstaltungsbereich hatte sich der Kolping Waldbühne e.V. in Abstimmung mit den anderen Märchenbühnen aber dazu entschlossen, die Märchenspiele im Jahr 2020 ausfallen zu lassen“. Man biete „den Märchenbühnen auch in der Spielzeit 2021 die Freilichtbühne als Ersatzspielort an – unter dem Vorbehalt der coronabedingten Möglichkeiten“.

Grüne kritisieren Stillstand bei der Waldbühne

Die Wattenscheider Grünen räuspern sich jetzt auch: „Seit zwei Jahren, seit der Stadtrat Bochum insgesamt eine Million Euro für die Sanierung der Waldbühne bereitgestellt hat, warten wir darauf, dass sich endlich etwas Substanzielles tut“, so Oliver Buschmann, stellv. Bezirksbürgermeister.

„Lange Zeit sah es so aus, als ob zwar einige rechtliche Probleme einer Sanierung entgegenstehen, sich aber alle Fraktionen und auch die Verwaltung darüber einig sind, alles Notwendige zu unternehmen, um den Betrieb im Sinne eines vielfältigen kulturellen Angebots zu sichern. Danach sieht es aktuell nicht mehr aus.“ Die Kostenschätzung der Verwaltung sei „nicht nachvollziehbar, weil eine detaillierte Kostenaufstellung genauso fehlt, wie eine Einschätzung, inwieweit der als Pächter vorgesehene Kolping Waldbühne Höntrop e.V. Arbeiten übernehmen kann und will“.

Waldbühne im Südpark Höntrop erhalten

In der Waldbühne möchte der Verein zukünftig neben den Märchenspielen auch andere Veranstaltungen mit verschiedensten Akteuren anbieten. „Jetzt müssen schnell die sicherheitsrelevanten Arbeiten durchgeführt und anschließend der Pachtvertrag mit dem Verein geschlossen werden, damit dieser die weiteren notwendigen Arbeiten durchführen bzw. beauftragen kann. Die dafür bereits beschlossenen eine Million Euro werden allein wegen der Zeitverzögerung von etwa zwei Jahren dafür wohl nicht ausreichen“.

Deshalb wolle man sich für einen Beschluss von mindestens weiteren 500.000 Euro im Haushalt 2022 einsetzen. Eventuelle weitere Zuschüsse seien zukünftig individuell zu prüfen. Mit einer Anfrage in der der Bezirksvertretung am 23. März erhoffen sich die Grünen Antworten auf die offenen Fragen.

Die Fraktionsvorsitzende der Wattenscheider Grünen, Sonja Lohf, betont abschließend: „Wir haben im Koalitionsvertrag mit SPD und FDP klar und eindeutig den Erhalt und die schnelle Wiedereröffnung der Waldbühne mit dem Kolping Waldbühne e.V. vereinbart. Dazu stehen wir auch weiterhin.“