Bochum. Die Corona-Tests von Aldi waren am Wochenende ein Verkaufsschlager. Bald gibt es sie in der Drogerie. Experten warnen vor falscher Sicherheit.
Es ist 7.07 Uhr an diesem kalten Samstagmorgen, als ein genervtes Murren durch die Aldi-Filiale an der Markstraße in Querenburg schwappt. Gerade hat der junge Kassierer die (vorerst)letzte Packung „SARS-CoV2 Rapid Tests“ aus der Kiste genommen: ausverkauft! Nur eine Viertelstunde früher hatte sich die Kunden-Schlange vor der Ladentür noch über den kompletten Parkplatz gezogen. Nun wird klar: Viele Kunden sind an diesem Morgen umsonst früh ausgestanden.
„Ich brauche die Tests für meine Frau, sie arbeitet in einem Kosmetikstudio“, sagt ein Mann, der es nun in einer anderen Filiale probieren möchte. Eine Frau möchte für die Besuche bei ihren Enkel mehr Sicherheit. Sie hat Glück, ergattert noch eine Fünfer-Packung der Tests und ist davon, bevor sie vor der Tür von Enttäuschten Geld für ihre Ausbeute angeboten bekommt.
Selbsttests von Aldi - Experten warnen vor vermeintlicher Sicherheit
Experten warnen indes vor der vermeintlichen Sicherheit der Selbsttests. „Die Selbsttests zeigen mit einer guten Genauigkeit, ob ein Covid-19-infizierter Patient ansteckend ist. Aber das ist nur eine Momentaufnahme und die Genauigkeit sinkt nach einigen Stunden deutlich ab“, sagt der Chef des Katholischen Klinikums Bochum, Prof. Christoph Hanefeld.
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Der Selbsttest müsse mit Verstand und Sorgfalt durchgeführt werden. „Es kann sein, dass der Test noch ein negatives Ergebnis anzeigt, wenn die Infektion erst kurz vorher stattgefunden hat; in diesem Fall kann die Viruslast noch sehr gering sein, so dass der Test sie nicht erkennt.“
Der Test sei dann gut, wenn man etwa in einer Schulklasse ein frühes Ausbruchsgeschehen erkennen möchte und die Tests regelmäßig durchgeführt werde. „Entscheidend bleiben die allgemeinen Hygienemaßnahmen, die wir in der Pandemie gelernt haben: Abstand, Mund-Nasenschutz, Kontaktreduktion.“
Selbsttests gibt es ab der kommenden Woche auch bei dm und Rossmann
Auch die Drogerieketten dm und Rossmann wollen ab kommender Woche Selbsttests verkaufen. Wann genau, vermögen beide Unternehmen noch nicht zu sagen. „Die Abgabemenge haben wir noch nicht festgelegt, denn es ist noch offen, ob weitere Selbsttests in den nächsten Tagen zugelassen werden“, teilt Christoph Werner, Vorsitzender der dm-Geschäftsführung, auf Anfrage dieser Redaktion mit. Rossmann möchte Mitte der Woche mit dem Verkauf starten, „sofern der Lieferant den avisierten Liefertermin einhält.“
DM richtet Schnelltest-Center ein
DM geht bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie noch über den Verkauf von Selbsttests hinaus. In Baden-Württemberg werden auf den Freiflächen vor den DM-Märkten Schnelltest-Center eingerichtet. Dort können sich Bürgerinnen und Bürger einmal die Woche kostenlos testen lassen – wie von der Bundesregierung gewünscht.
Dazu werden sowohl DM-Mitarbeiter als auch medizinisches Fachpersonal und freiwillige Helfer geschult. Schnelltest-Center dieser Art sollen dann auch bundesweit eingerichtet werden.
Der SARS-CoV-2-Antigen-Schnelltest vom Anbieter Boson Biotech werde in allen Verkaufsstellen und auch online erhältlich sein. Man wolle aber auch noch zugelassene Selbsttest anderer Hersteller ins Sortiment aufnehmen. Da zu Beginn die Nachfrage größer sein könne als die vorhandenen Selbsttests, kündigt Rossmann an, pro Haushalt anfangs maximal vier Stück zu verkaufen.
Auch dm will die Abgabemenge pro Person limitieren, macht aber zur Stückzahl keine Angabe. Ebenso wenig wie zum Preis: „Wir befinden uns aktuell noch in Gesprächen. Deshalb können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch keine genauen Angaben zum Verkaufspreis der Selbsttests machen“, so Christoph Werner. Auch Rossmann hält sich hier bedeckt.
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