Bochum. Leih-Pflegekräfte bleiben bei den Impfungen in den Augusta-Kliniken außen vor. Warum das skandalös ist, kommentiert Thomas Schmitt.
Die Impfpraxis in den Augusta-Kliniken ist skandalös. Pflegekräfte von Zeitarbeitsfirmen, die auf der Intensivstation seit Monaten im Covid-19-Dauereinsatz sind, warten bis heute vergeblich auf ihre Impfung. Beifall und der schöne Titel „Helden des Alltags“ schützen sie und ihre Familien nicht vor dem gefährlichen Virus.
Zeitarbeiter, Leiharbeiter – schon die Bezeichnung würdigt die Pflegekräfte herab. Fast immer sind es hoch qualifizierte Menschen, die ein hohes persönliches Infektionsrisiko eingehen, um todkranken Patienten das Leben zu retten. Ohne diese Fachkräfte müsste manche Klinik die weiße Fahne hissen.
Laut Gesundheitsministerium hätte die Augusta-Klinik den Intensivpflegern ein Impfangebot unterbreiten müssen. Das Knappschaftskrankenhaus, das Katholische Klinikum und das Bergmannsheil in Bochum haben genau das getan. Sie teilen ihr Personal nicht in erste und zweite Klasse ein.
Verkommene Moral in einem christlichen Krankenhaus
In den Augusta-Kliniken indes werden die geliehenen „Helden des Alltags“ mit fadenscheinigen Begründungen von der Impfung ausgeschlossen: Es fehlt an Regeln, an Präsenz und an Bereitschaft. Welch‘ eine verkommene Moral in einem christlichen Krankenhaus.
Vor dem Virus geschützt wurden indes gleich zum Start der Impfkampagne Führungskräfte der Klinik und deren Angehörige (Stichwort: „betriebsfremdes Personal“), die gar nicht impfberechtigt waren. Aber, so die Argumentation der Klinikleitung, sie waren abends halt zur Stelle, als der Impfstoff zu verfallen drohte.
Diese „Helden der Impfaktion“ haben sich sicher auch nur um ihre Gesundheit gesorgt. Dank „Vitamin B“ klappte das besser als bei den Zeitarbeitern und den vielen über 80-Jährigen, die noch immer auf einen Impftermin warten.
Aufklärung ist in dieser Sache dringend geboten.
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