Bochum. „Woanders is’ auch Scheiße?“ Vielleicht. Aber die Bochumer wissen, was sie an ihrem erfolgreichsten Autor haben. Er zählt zu „Bochums Besten“.
„Ich muss sagen: Ich bin echt platt!“ Frank Goosen ist ein Mann des Wortes. Bei der WAZ-Wahl zu „Bochums Besten“ auf Rang 3 gelandet zu sein, macht ihn jedoch einigermaßen sprachlos. „Es klingt kokett“, meint Goosen, „aber ich hätte nie damit gerechnet.“
Dabei ist die Top-Platzierung wenig überraschend, gibt es in Bochum doch nur eine überschaubare Zahl an Kunstschaffenden, die sich derart tief in die Herzen und Hirne der Menschen eingebuddelt haben.
Bochums Beste: Heimatliebe prägt Romane und Filme
An der (Goosen würde selbstverständlich sagen: anne) Alleestraße geboren und aufgewachsen, trägt der heute 54-Jährige den Titel „Bochumer Junge“ voller Stolz und Heimatliebe, zugleich aber auch mit kritischer Distanz vor sich her. Seine Kindheit und das für seine Generation so typische Erwachsenwerden zwischen Deep Purple und Persico, Petting und Pershing hat Frank Goosen in seinen Romanen meisterhaft nachgezeichnet. Es sind mal schreiend komische, mal abgrundtief traurige Milieubeschreibungen mit hohem Wiedererkennungswert.
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Im Jahr 2000 reüssierte er mit „Liegen lernen“. Mit „Weil Samstag ist“, “Radio Heimat“, seinem vielleicht besten Werk, “Sommerfest“ oder „.Förster, mein Förster“ spiegelt er die Seele des Reviers in den 70er und 80er Jahren authentisch wider. Mehrere Bücher, zuletzt „Sommerfest“, wurden verfilmt. In dieser Woche feiert seine literarische Zeitreise „Sweet Dreams“ Premiere.
Große Nummer auch auf der Bühne
Längst ist Goosen auch als - darf man ihn so nennen? - Comedian eine große Nummer. Als „Tresenleser“ mit Jochen Malmsheimer hat er früh sein Handwerk gelernt. Nicht nur die jährlichen Heimspiele beim Zeltfestival sind ruckzuck ausverkauft. Was am Anfang reine Lesungen waren, ist heute bestes, auch komödiantisches Entertainment.
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Tante Anni mit dem V-Ausschnitt-Häkelpulli, die beiden Thronfolger (heißt: Söhne), die Mitsofakissenamfenstergucker, die EinmalVfLimmerVfL-Verrückten, zu denen er als Ex-Aufsichtsratsmitglied selbstredend zählt: Ihnen allen gibt Goosen auch live nicht nur Stimme, sondern Statur. „Als wennze die Typen vor dir siehs“, schwärmte einst ein weiblicher Fan.
Sein bekanntester Spruch: „Woanders is’ auch Scheiße“
Hat Goosen der Erfolg verändert? So’n Quatsch! Bodenständigkeit ist sein zweiter Vorname, das Doppel-t in „datt“ sein bundesweiter Gruß aus dem Pott. Seine Literaturshows, sonst im Schauspielhaus, hat er im Lockdown als Streaming-Format ins Haus Fey verlegt: die wohl urigste Bochumer Kneipe mit Elfriede Fey (80) als dienstältester Fiege-Wirtin.
Im Bochumer Popularitätsranking nähert sich Goosen sukzessive der Grönemeyer-Spitze. Platz 3 bei „Bochums Besten“ sei ihm „Ehre und Ansporn zugleich“, sagt er. Kaum vorstellbar, dass dieser Ur-Typ jemals seine Heimatstadt verlässt. Man weiß ja: „Woanders is’ auch Scheiße.“
Morgen: Platz 2 bei „Bochums Besten“.
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