Bochum. Das Kältekonzept der Stadt Bochum sei zusammengebrochen und nicht ausreichend, hat der Verein Bodo kritisiert. Inzwischen gab es eine Reaktion.
Nach Kritik der Obdachlosenhilfe „Bodo“ wegen eines nach Meinung des Vereins „unzureichenden Kältekonzepts“ hat die Stadt Bochum reagiert und seit Montag mehrere Obdachlosenunterkünfte auch für Tagesaufenthalte geöffnet. Normalerweise dürfen Obdachlose etwa im Fliednerhaus am Stadionring nur übernachten.
Dass das auch während des Wintersturms am Sonntag so gewesen ist, ärgert den Verein. „Es zieht ein Wintersturm über Bochum hinweg und weder sind Räume für Wohnungslose verfügbar noch sind die zusätzlichen Schlafplätze erreichbar“, sagte Alexandra Gehrhardt. Seit Monaten habe Bodo davor gewarnt, dass der Corona-Winter für Wohnungslose gefährlicher werden könnte als ohnehin. „Die verschärfte Lage spiegelt sich im Konzept aber nicht wieder und während des Sturms ist es quasi wirkungslos. Die Konsequenzen tragen die Betroffenen“, so Gehrhardt noch am Sonntag. Auch warme Aufenthaltsorte habe es zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben.
„Obwohl heftiger Schneefall, starker Wind und Eisregen seit Tagen angekündigt waren, hat die Stadt es nicht geschafft, einen Tagesaufenthalt für Wohnungslose zu öffnen“, hieß es von Bodo. Das Kältekonzept sei damit in wesentlichen Teilen zusammengebrochen, auch weil zusätzliche Schlafplätze nicht erreichbar gewesen seien. Der Verein forderte die Stadt auf, umgehend zu handeln.
Stadt Bochum sieht sich durch Kältekonzept gut aufgestellt
Darauf hat die Stadt, die sich grundsätzlich trotzdem gut durch ihr Kältekonzept aufgestellt sieht, am Montag reagiert. Aufgrund des aktuellen Kälteeinbruchs würden das Fliednerhaus und die Graf-von-der-Recke für Tagesaufenthalte öffnen, teilt Stadtsprecher Thomas Sprenger mit. Weitere Angebote seien beispielsweise der Tagesaufenthalt, Henriettenstraße 36, die Beratungsstelle „Frauen in Not“, Uhlandstraße 8a. Im Fliednerhaus befänden sich zudem die „Aufsuchende Medizinische Hilfe für Wohnungslose Bochum e.V.“ und der „Bochumer Suppenküche e.V.“.
Noch mehr Unterkünfte für wohnungs- und obdachlose Personen soll es in Bochum nicht geben. „Seit Samstagabend ist die Graf-von-der-Recke-Schule geöffnet. Es hat dort eine Person übernachtet bei zwölf möglichen Schlafplätzen“, so Sprenger. Parallel dazu seien auch noch sieben Betten im Fliednerhaus freigewesen. Seit Sonntagabend nehme das Fliednerhaus auch überplanmäßig Gäste auf, da der ÖPNV witterungsbedingt eingestellt worden ist. Sprenger: „Keine Person, die eine Übernachtungsmöglichkeit nachfragt, wird abgewiesen.“ Im Kolpinghaus gebe es derzeit zwei Plätze, die Unterkünfte der Stadt seien „nur zu 60 Prozent“ ausgelastet.
Wer eine obdachlose Person sieht und sich Sorgen macht, solle diese ansprechen, appelliert Bodo. Wenn der Eindruck entsteht, dass die Person in Gefahr oder hilflos ist, sollte man die Polizei unter der 110 rufen. Bei einem medizinischen Notfall soll die 112 gewählt werden.