Bochum. Die Infektionszahlen in Bochum gehen zurück. Gibt es Hoffnung auf Lockerungen bei einer Inzidenz unter 50? Die Antwort der Stadt ist ernüchternd.

Die ersten Nachweise der britischen Corona-Mutante in Bochum trüben die Freude über die zuletzt rückläufigen Infektionszahlen. Entsprechend zurückhaltend zeigt sich die Stadt. Es gilt: Sicherheit statt Schnellschüsse. Selbst wenn der Inzidenzwert in den nächsten Tagen unter 50 sinken würde, bliebe es vorerst bei allen Corona-Regeln, betont ein Rathaus-Sprecher.

Am Donnerstag hatte das Katholische Klinikum erstmals Virus-Varianten der britischen Mutation B.1.1.7. bei zwei Patienten aus Bochum und Herne festgestellt. Sie gilt als deutlich ansteckender als der herkömmliche Erreger.

Corona in Bochum: Mutanten werden ansteigen, sagt der Klinikchef

Für den Geschäftsführer des Klinikums, Prof. Christoph Hanefeld, kommt die Entwicklung nicht überraschend. Man habe davon ausgehen müssen, dass die Mutation weiter verbreitet sei, als es die für Deutschland noch vergleichsweise niedrigen Zahlen ausweisen. „Seit Wochenbeginn werden bei uns alle Covid-positiven Patienten darauf getestet. Wir sind eines der ersten Häuser, die das so machen“, berichtet Hanefeld. Dabei sei bei zwei Neuaufnahmen im St.-Josef-Hospital die britische Mutation bestätigt worden.

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„Nach unserem Kenntnisstand haben sich beide Patienten im häuslichen Umfeld infiziert“, schildert Hanefeld. Sie werden wie die anderen Covid-Patienten auf der besonders gesicherten Infektionsstation behandelt. Zusätzliche Schutzmaßnahmen seien nicht notwendig, sagt Hanefeld, der aufgrund der nun regelmäßigen Testungen „erwartet, dass die Anzahl der nachgewiesenen Mutanten in den nächsten Wochen ansteigen wird“.

Schleppender Start im Impfzentrum

Unter dem Eindruck der bedrohlichen Mutanten geht am Montag (8.) das Impfzentrum im Ruhrcongress in Betrieb. Für die mehr als 20.000 Bochumerinnen und Bochumer über 80 Jahre ist es ein Tag der Hoffnung. Bis April, so die Planung, sollen sie ihre Erst- und Zweitimpfungen erhalten haben.

Nach dem Chaos um die Anmeldungen per Hotline und Internet (das nach Auskunft mehrerer wütender Leserinnen und Leser weiter anhält) gestaltet sich der Start der Impfkampagne schleppend. Ab Montag werden täglich bis zu 180 Senioren am Stadionring geimpft. 600 wären möglich. Dazu reicht der Biontech/Pfizer-Impfstoff bisher aber nicht. Erst ab März rechnet die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) mit mehr Lieferungen und einer engeren Taktung.

Inzidenz nähert sich der 50

Womöglich noch in diesem Monat könnte der Inzidenzwert in Bochum (Infektionen binnen einer Woche pro 100.000 Einwohner) wieder unter 50 rutschen. Das gab es zuletzt vor knapp vier Monaten, am 14. Oktober 2020 (49,8). Aktuell liegt die Inzidenz bei 67,3 (Stand Freitag).

Bochumer sollen Masken spenden

Bochum zusammen“, heißt eine neue Initiative, die von Max Sollmann ins Leben gerufen wurde. Der Chef einer Eventagentur will dazu beitragen, dass auch finanzschwache Bürger und Familien FFP2-Schutzmasken tragen können.

Die Bochumer (auch Unternehmen) sind aufgerufen, die Masken zu spenden. Dazu werden ab Montag (8.) für zunächst zehn Tage Sammelstellen mit Spendenboxen eingerichtet: u.a. in der Bahnhofsmission, bei Bodo e.V. an der Königsallee und bei Elsbeth & Ich an der Brückstraße.

Auch Geldspenden sind in Kooperation mit der Diakonie möglich. Alle Infos auf www.bochumzusammen.de.

Was passiert, wenn die 50 unterschritten würde? Zunächst gar nichts, heißt es im Rathaus. „Wir konzentrieren uns aktuell auf den Start des Impfzentrums, die Verteilung weiterer medizinischer Hilfsgüter und die Überwachung der Masken- und Abstandspflicht. Spekulationen sind derzeit fehl am Platze“, erklärt Stadtsprecher Peter van Dyk auf WAZ-Anfrage.

Stadt: Sicherheit geht vor

Abgesehen von kleineren Stellschrauben (etwa der Maskenpflicht in einzelnen Stadtteilen) hätte die Kommune auch gar nicht die Möglichkeit, eigenständig Änderungen zu beschließen, bekräftigt van Dyk. „Die Corona-Schutzverordnung des Landes gilt grundsätzlich auch unter 50.“ Erst wenn die Inzidenz stabil unter dem Grenzwert liege, könne an erste Schritte gedacht werden - tunlichst einheitlich im Revier.

Gedanken daran hegt der Krisenstab derzeit nicht. Der sprunghafte Anstieg der Corona-Sterbefälle (allein zehn in den vergangenen Tagen) und das Auftauchen der britischen Mutante in Bochum gäben Anlass zu größter Vorsicht. „Wir haben zum Jahresende 2020 gesehen, wie schnell es wieder in die andere Richtung gehen kann“, warnt Peter van Dyk. Nach dem Rückgang im Oktober war die Inzidenz bis Weihnachten auf den Spitzenwert 236,1 gestiegen.

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