Bochum. Der XXL-Weihnachtsbaum auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt wurde abgebaut. Teile von ihm stehen nun in Bochum verteilt - mit einer Überraschung.

Eigentlich hätte die Rotfichte, die nun in Anne Schulenburgs Vorgarten steht, auf dem Hansa-Platz in Dortmund gestanden. Als eine von rund 1600 wäre sie dort Teil des größten Tannenbaums der Welt gewesen, mit 45 Metern die jährliche Hauptattraktion des Weihnachtsmarktes unserer Nachbarstadt. Doch Publikumsmagnete will die Stadt Dortmund aufgrund des Infektionsgeschehens in diesem Jahr vermeiden und ließ den XXL-Baum wieder abbauen . Teile von ihm bekommen jetzt in Bochum einen ganz neuen Zweck: Ganz corona-konform.

Mitarbeiter einer Gerüstbaufirma arbeiten noch Anfang November am Aufbau der Riesentanne für den Weihnachtsmarkt Dortmund. Zwei Tage später wurde aufgrund der Corona-Entwicklung der Weihnachtsmarkt abgesagt. Der Baum wurde abgebaut.
Mitarbeiter einer Gerüstbaufirma arbeiten noch Anfang November am Aufbau der Riesentanne für den Weihnachtsmarkt Dortmund. Zwei Tage später wurde aufgrund der Corona-Entwicklung der Weihnachtsmarkt abgesagt. Der Baum wurde abgebaut. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Denn hier hat sich die katholische Liboriuskirche eine besondere Advent-Aktion einfallen lassen. 24 Tannenbäume haben Paten bekommen, die sie in ihren Vorgärten aufstellen und die Öffentlichkeit zum Schmücken einladen. „Als Arbeitskreis Gemeindeleben hat man es in diesen Zeiten – zumindest auf den ersten Blick – nicht leicht“, sagt Gemeindemitglied Renate Ridderskamp. Man könne nicht auf liebgewordene Traditionen zurückgreifen und sei eine Idee gerade mit viel Enthusiasmus entwickelt worden, änderten sich die Vorschriften und das Vorhaben könne nicht umgesetzt werden.

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Lametta bis Holzschmuck

Die jetzige Aktion ist deshalb so angelegt, dass ihr das Virus keinen Strich durch die Rechnung machen kann: „An 24 Standorten in Grumme verteilt stehen die Bäume gut zugänglich und laden Spaziergänger zum Schmücken ein“, erklärt Anne Schulenburg, die selbst einem Baum in ihrem Vorgarten ein neues Zuhause gibt.

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An 24 Standorten stehen die Bäume

Die Karte mit den einzelnen Standorten der Tannenbäume findet sich auf der Homepage der Gemeinde (www.propstei-bochum.de), bei den Bäumen und in der Gemeindezeitung „Großdruck“.

Der Zettel mit allen Baumnummern kann zur Teilnahme am Gewinnspiel bis zum 27. Dezember im Briefkasten des Gemeindebüros (Josephinenstraße 78) oder eingescannt per Mail an r.ridderskamp@gmx.de eingereicht werden.

Noch ist er nur mit einer Lichterkette geschmückt, aber das soll sich ändern: „Ich freue mich schon, wenn die Bäume am Ende bunt und in verschiedenen Stilen geschmückt sind“, sagt die Grummerin. Lametta, Holzschmuck, silberne Kugeln und Selbstgemachtes an einem Baum? „Das macht doch gerade den Charme aus“, findet Schulenburg. Conny Stober hat sich schon überlegt, was sie an einen der Bäume hängt: „Mein sechsjähriger Sohn hat Schmuck aus Bügelperlen gebastelt“, berichtet sie. Am Wochenende stiefelten sie los. Denn der 1. Advent war der Startschuss für die Tannenbaumaktion, die bis Ende Dezember läuft. „Für Kinder ist es sicher ein großer Spaß, die Bäume in Grumme zu schmücken“, meint Stober. Nicht nur Privatpersonen sind Baumpaten geworden: Auch der Stadtteilladen Grumme, das Restaurant Goeke sowie der Awo-Kindergarten Josefinenstraße und die Kita Hl. Kreuz sind Standorte.

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So schön leuchtete der Dortmunder Riesen-Weihnachtsbaum im vergangenen Jahr.
So schön leuchtete der Dortmunder Riesen-Weihnachtsbaum im vergangenen Jahr. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Überraschung verbirgt sich hinter QR-Code

Auf einer Stadtteilkarte ist eingezeichnet, wo sich die Bäume befinden. Wer auf einem Spaziergang alle 24 Bäume abklappert und ihre Nummern auf der Karte einträgt, kann sogar an einem kleinen Gewinnspiel der Gemeinde teilnehmen. „Es gibt noch eine weitere Besonderheit der Bäume“, verrät Gemeindemitglied Stober. „Jeder Baum hat einen QR-Code, den man scannen kann und der eine Überraschung bereithält“, sagt sie.

Ein paar kann sie verraten: „Der Code führt zum Beispiel zu Plätzchenrezepten und vorgelesenen Geschichten.“ Marie-Luise Goeke hat mit ihrer Tochter ein Lied eingesungen. „Ich finde die Idee ganz toll“, sagt die Baumpatin. So könne man Gemeinschaft leben, ohne sich zu begegnen. „Jeder kann mitgestalten. Wir haben den Baum dorthin gestellt, wo viele Menschen am Wochenende bestelltes Essen bei uns abholen“, sagt Goeke vom gleichnamigen Restaurant.

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Baumpaten waren schnell gefunden

Schwierig war es nicht, Baumpaten zu finden: „Schon auf den ersten Aufruf und deutlich vor der Deadline, die wir uns zur Verteilung der Bäume gesetzt hatten, meldeten sich genug Paten für einen der 24 Bäume“, berichtet Ridderskamp. Bevor die Bäume ausgeliefert wurden, hätten sie zunächst gestutzt werden müssen. „Sie waren zum Teil doch deutlich größer als die angekündigten circa zwei Meter“, so Ridderskamp. Rückblickend sieht sie in der einmaligen Situation auch Vorteile: „Man kann und darf über alles nachdenken und das „Machbare“ noch einmal völlig neu definieren“, sagt sie. Zwar habe die Planung und Realisierung der Aktion viel Freude bereitet, aber: „Wir wünschen uns trotzdem, dass wir bald auch wieder ganz normale Aktionen planen können“, so Ridderskamp. Bis dahin ist die Tannenbaum-Aktion ein kleiner Ersatz für Weihnachtsmärkte, Adventfeiern und Co.

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