Bochum. Die Gastronomie in Bochum steht mit dem Lockdown (fast) still. Das schlägt voll auf den Lebensmittelgroßhandel durch – fast 80 % Umsatzeinbruch.
Der bevorstehende Corona-Lockdown macht nicht nur der Gastronomie in Bochum zu schaffen, sondern auch den Zulieferern. Frische Waren für die Küche, Convenience-Produkte, fachmännischer Rat – das alles bleibt ab Montag auf der Strecke.
Wieder einmal, muss man sagen, denn bereits im Frühjahr schlug die Corona-Krise 1 : 1 aufs Geschäft durch. So beim Nahrungsmittel-Großhändler Niggemann. Geschäftsführer Rainer Altendeitering gibt sich keinen Illusionen hin: „In diesem Jahr werden wir 79 Prozent unseres Gastronomieumsatzes verlieren.“
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Von Grönland-Kabeljau bis Wald-Pfifferlinge
Niggemann Foodservice mit Sitz an der Speicherstraße gehört zu den größten Lebensmittelhändlern im Ruhrgebiet. Vor allem die Gastronomen von nah und fern kaufen hier ein; von Kabeljau aus Grönland über Muskatkürbisse bis zu waldfrischen Pfifferlingen gibt es hier nichts, was es nicht gibt. „Jedes Produkt so frisch wie möglich an den Kunden zu geben, ist unsere Unternehmensphilosophie“, so Altendeitering.
Genau damit ist nun aber Schluss, zwangsweise. Wenn ab dem 2. November die Restaurants und Wirtschaften schließen bzw. nur noch Außer-Haus-Verkauf anbieten dürfen, dann ist das auch für den Lebensmittelmarkt ein „Schlag ins Kontor“, wie Altendeitering sagt.
„Gerade die Monate November und Dezember sind für uns wichtig“, so der Geschäftsführer, der schon das ganze Jahr über mit einer negativen Entwicklung klarkommen muss. Der Gastronomie-Umsatz fiel auf ein Alljahrestief von 21 Prozent. „Im Grunde kann man das, was jetzt passiert – oder eben nicht passiert – gar nicht kompensieren.“
Geschäft wird eventuell wieder für Privatkunden geöffnet
Den Warenbestand zu verkleinern oder Waren zurückzugeben, sei nicht möglich. „Die Erzeuger, bei denen wir kaufen, sind ja in derselben Situation“, sagt Altendeitering. Womöglich wird Niggemann Food deshalb bald auf eine Strategie zurückgreifen, die schon im Frühjahr zum Zuge kam: die Öffnung für private Kunden.
Regulär haben zu den Hallen an der Speicherstraße nur gewerbliche Kunden Zutritt, aber, wie gesagt, der Großhändler mit seinen 250 Mitarbeitern sitzt nun auf großen Mengen Frischware, die nicht verderben und dann teuer entsorgt werden soll.
Es wäre erst der zweite Privatkunden-Verkauf in der fast 75-jährigen Firmengeschichte.
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