Bochum. Die Ausstellung „A Darker Shade of Black“ verknüpft zeitgenössische Kunst mit Werken von Kasimir Malewitsch. Schwarz ist das verbindende Element.

Im Kunstmuseum Bochum geht die Ausstellungstätigkeit auch zu Corona-Zeiten weiter. Wie überall, herrschen strenge Zugangsregeln und Maskenpflicht – aber das Museum ist geöffnet, und es kann mit einer weiteren ungewöhnlichen Exposition punkten.

Seit dem Wochenende ist bis zum 10. Januar 2021 die Ausstellung „A Darker Shade of Black“ zu sehen, in der Positionen der zeitgenössischen Künstler Frank Gerritz, Apostolos Palavrakis und Bruno Querci in Bezug gesetzt werden zu Arbeiten von Kasimir Malewitsch.

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„Schwarzes Quadrat“ war eine Revolution in der Kunst

Malewitsch zählt zu den bekanntesten Künstlern des Suprematismus, einer Kunstrichtung, die seit 1915 in Russland entstand, und einen konstruktivistischen Stil und strenge Geometrie mit „gefühlvollen“ Aussagen verband – am bekanntesten dürfte wohl sein Gemälde „Schwarzes Quadrat auf weißem Grund“ sein. Eine Ikone der Moderne, die eine ästhetische Revolution für das 20. Jahrhundert darstellt, eine Befreiung der Kunst.

Kasimir Malewitsch auf einem Selbstporträt von 1908.
Kasimir Malewitsch auf einem Selbstporträt von 1908. © WAZ

Und doch begreift Kasimir Malewitsch sein berühmtes Werk aus der Tradition der Ikonenmalerei heraus in einem übersinnlichen Verständnis – so steht für ihn Abstraktion zugleich für Vision und Utopie. Das Museum verfügt über eine Kollektion von Arbeiten aus der Hand Malewitschs, die selten zu sehen waren, nun aber eine Wiederentdeckung ermöglichen.

Höhepunkt der Sammlungsgeschichte

Mit Unterstützung des Landes NRW konnten 1979 zwölf Zeichnungen und eine Lithographie die ursprünglich aus dem Malewitsch-Archiv Leningrad stammen, für die Bochumer Kunstsammlung erworben werden.„Nach eingehender Prüfung durch Fachexperten stellt dieses Konvolut des russischen Avantgardekünstlers einen Höhepunkt in der 60-jährigen Bochumer Sammlungsgeschichte dar“, betont Museumsdirektor Hans Günter Golinski.

Schwarz als verbindendes Element

Diese Blätter hundert Jahre nach ihr Entstehung in ihrer Nachwirkung für die Gegenwart auszustellen, war die Motivation der Präsentation „A Darker Shade of Black“, deren verbindendes Element die Farbe Schwarz ist.

Frank Gerritz gelangte über die menschliche Physiognomie, speziell über den Kopf zu dem Quadrat nahen Kompositionen. Schwarz ist für Gerritz Mittel zum Zweck: „Es geht mir um die einzigartige Fähigkeit von Schwarz, die sich veränderte Qualität des Lichts zu zeigen, wenn es sich über die Oberfläche bewegt“, so der 56-jährige Künstler.

Katalog zur Wal-Ausstellung

Zur eben beendeten Ausstellung „The Cast Whale Project“ von Gil Shachar ist ein Katalog erschienen. Es handelte sich um die künstlerische Präsentation eines Wal-Abgusses. Die spektakuläre Raum-Installation hatte sich zu einem Publikumsliebling im Museum Bochum entwickelt.

In der druckfrischen Publikation wird die weltweit erste museale Präsentation des aufwändigen Projektes dokumentiert. Der Katalog ist an der Museumskasse, Kortumstraße 147, erhältlich.

Auch Bruno Querci thematisiert das Licht mit seiner schwarz-weißen Bilderserie - „Energicoluce and Strutturaluce“. Er beruft sich besonders auf die Zeichnungen von Malewitsch: „Sie sind die Grundlage seiner künstlerischen Kreationen. Zeichnungen stellen meiner Meinung nach eine absolute Freiheit dar, also eine Öffnung für Neues“, befindet der 1956 in Prato geborene italienische Künstler.

Ballast der Gegenständlichkeit ablegen

Der Grieche Apostolos Palavrakis (*1962) realisierte 1992 eine Installation mit dem Titel „videmus nunc per speculum in aenigmate“ (Wir sehen durch einen Spiegel in das Rätselhafte). Dabei handelt es sich um eine Installation, die mit Malewitsch-Zitaten und realen Materialien auf eine Abstraktion zielt, „die die einzelnen konkreten Elemente in dieser Komposition vom Ballast ihrer Gegenständlichkeit befreit und ein spirituelles Feld schafft, aus dem das Unendliche, das Nichts ahnbar wird“.

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