Bochum. Bochum ist jetzt Corona-Risikogebiet. Ab Freitag gelten die neuen Bestimmungen, darunter eine Sperrstunde. Die Wirte im Dreieck schlagen Alarm.

Bochum ist nach dem Überschreiten des Inzidenzwertes 50 jetzt Corona-Risikogebiet. Die Stadt reagiert schnell und setzt die neuen Bestimmungen ab Freitag um. Die Gastronomie warnt vor den Folgen.

Mit einem 7-Tage-Wert von 53,3 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner (Quelle: Robert-Koch-Institut) hat Bochum am Donnerstag die Warnschwelle gerissen. Damit gelten ab 16. Oktober folgende Regeln:

- In der Öffentlichkeit dürfen höchstens fünf Personen zusammenkommen. Nur, wenn sie aus maximal zwei Haushalten stammen oder in gerader Linie verwandt sind, können es mehr sein.

- Bei Veranstaltungen ist nur noch ein Fünftel der maximalen Zuschauer-Kapazität zugelassen, höchstens 250 in Hallen und 500 draußen.

- Private Feiern „aus herausragendem Anlass“ wie Taufen, runde Geburtstage oder Hochzeiten dürfen nicht mehr als 25 Gäste haben.

- In der Gastronomie wird eine Sperrstunde ab 23 Uhr eingeführt. Sie gilt bis 6 Uhr. In der gleichen Zeit ist der Verkauf von Alkohol untersagt, etwa an Tankstellen, Kiosken und in Supermärkten.

Corona in Bochum: Absagen im Restaurant

Die ersten Reaktionen in der Gastronomie sind verheerend. Sowohl die erneuten Beschränkungen für private Feiern als auch die Sperrstunde hätten fatale Folgen, heißt es in der Branche.

Diana Strätling hat seit Donnerstagmorgen alle Hände voll zu tun. Und das nicht nur, weil ihr Traditionslokal Strätlingshof in Altenbochum trotz der Pandemie gut besucht ist. Binnen Stunden zogen mehr als ein Dutzend Gruppen ihre Buchungen zurück. Anlass: Im neuen „Risikogebiet“ Bochum dürfen sich nur noch maximal fünf Personen an einem Tisch treffen, wenn sie aus mehr als zwei Haushalten kommen. „Wir haben kleinere Gesellschaften mit zehn oder zwölf Personen oder Sechser-Gruppen mit drei Ehepaaren. Die sagen jetzt alle ab“, berichtet Diana Strätling.

Gäste sagen: „Dann feiern wir zu Hause!“

Nicht nur das: Weil die Höchstgrenze bei Festen zu herausragenden Anlässen nun bei 25 Gästen liegt, musste ein Hochzeitspaar, das am Freitagabend im Strätlingshof feiern will, die Liste kurzfristig von 32 auf 23 Personen zusammenstreichen. Das droht auch weiteren Feierwilligen, etwa bei einem in Kürze geplanten 30. Geburtstag. Das werde „alles sehr, sehr schwierig, mitunter unmöglich“, ahnt Diana Strätling.

Ihr Verständnis für die nochmals strengeren Regeln hält sich in Grenzen: „Im August und September haben hier viele Feiern stattgefunden. Dabei gab es nicht eine einzige Infektion.“ Und: „Bei den Absagen der kleineren Gruppen höre ich heute fast jedes Mal: ‚Dann feiern wir eben gemeinsam zu Hause!‘ Genau das will die Politik doch verhindern, oder?“

Im Dreieck gibt’s erstmals eine Sperrstunde

Eine „mittlere Katastrophe“ sieht das Bermudadreieck auf sich zukommen. Von der 23-Uhr-Sperrstunde (die erste in der Geschichte der Partymeile) seien die Speiserestaurants zwar kaum betroffen, konstatiert Christian Bickelbacher, Vorstand der Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG). Die Clubs, Bars und Kneipen indes müssten vor allem an den Wochenenden gravierende Einbußen hinnehmen. „Hier“, weiß Bickelbacher, „geht das Geschäft um diese Zeit ja erst richtig los.“ Für manchen Wirt könnte es nach der Durststrecke der vergangenen Monate das endgültige Aus bedeuten.

Derweil wendet sich Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) in einer Videobotschaft an die Bürgerinnen und Bürger. „Alle Regeln helfen nur, wenn wir sie auch befolgen und jede und jeder Verantwortung für sich selbst und andere übernimmt“, sagt Eiskirch und appelliert, die Abstands- und Hygieneregeln weiterhin konsequent zu befolgen: „Wir müssen uns wieder alle am Riemen reißen, damit die jetzige Situation beherrschbar bleibt.“ Das Video ist online abrufbar: https://youtu.be/Y3iumsLql

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