Bochum. Das Zentrum für Telematik und Telemedizin arbeitet seit 1999 erfolgreich in Bochum. Nun regt ein Minister an, es solle nach Hagen umziehen.
Mit 20 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von etwa zwei Millionen Euro ist das Zentrum für Telematik und Telemedizin (ZTG) auf den ersten Blick kein Schwergewicht in der Gesundheitswirtschaft. Aber der mögliche Umzug des Unternehmens von Bochum nach Hagen sorgt für Unruhe.
Das liegt am Renommee und der zukunftsweisenden Ausrichtung des Unternehmens, das bestens in die stetig gewachsene Gesundheitsbranche in der Stadt passt. Mehr als 25.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte arbeiten mittlerweile in diesem Bereich. Das sind etwa 20 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Jobs in Bochum; ein Anteil der weit über dem Bundesdurchschnitt liegt (16,8 Prozent). Längst ist die Gesundheitswirtschaft einer der wesentlichen Motoren des Strukturwandels und der Wirtschaftsentwicklung in Bochum.
Minister regt offenbar Wechsel nach Hagen an
Aufhorchen lässt nun, dass ausgerechnet das NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit, Soziales (MAGS) verantwortlich für die Abwanderungsgedanken des Erfolgsunternehmens sein soll. Schließlich hat das Land die Entwicklung Bochums zu einem zentralen Ort der Gesundheitswirtschaft in NRW mit befördert.
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In einem Schreiben der SPD-Landtagsfraktion an die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im NRW-Landtag, Heike Gebhard (SPD), heißt es, Minister Karl-Josef Laumann (CDU) habe gegenüber der ZTG-Geschäftsführung den Wunsch geäußert, die ZTG möge ihren Sitz nach Hagen verlegen, wo auch die jüngst gegründete Virtuelle Krankenhaus gGmbh beheimatet ist.
„Damit wird das für Bochum wichtige Zentrum aus seiner Umgebung gerissen und die jahrelange Verankerung vor Ort aufgelöst“, beklagt die SPD-Fraktion und fragt nach den Gründen für den angestrebten Standortwechsel.
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2022 muss die ZTG ihren Standort verlassen
Der Minister erklärt dazu in einem kurzen Bericht an den Ausschuss, die ZTG und ihre Gesellschafter seien gebeten worden, über mögliche Vorteile und Synergien zu sprechen, die ein Umzug in die Nachbarschaft der Trägergesellschaft des Virtuellen Krankenhauses aus Sicht des MAGS bringen konnte. Zumal das Unternehmen sich ohnehin nach einem neuen Standort umsehen müsse.
Teil der Digitalstrategie in NRW
Die Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH (ZTG) ist ein Kompetenzzentrum mit einem ausgeprägten Wissensspektrum für Telematik- und Telemedizinanwendungen im Gesundheitswesen.
Die 1999 auf Initiative der NRW-Landesregierung gegründete Gesellschaft entwickelt moderne Informations- und Kommunikationstechnologien für das Gesundheitswesen. Für die praktische Umsetzung unserer Ziele und für unsere Kunden aus dem öffentlichen und privaten Bereich, aus dem Gesundheitswesen und der Industrie halten wir ein breites Leistungsspektrum bereit.
Die GmbH betonte ihre Unabhängigkeit, betont aber auch, „fester Bestandteil der Strategie des Landes für ein digitales Nordrhein-Westfalen“ zu sein.
Tatsächlich muss das Zentrum bis Oktober 2022 aus dem Technologiezentrum Ruhr (TZR) ausziehen, weil die Ruhr-Uni das ehemalige Medizinergebäude auf dem Campus der Uni zurückgekauft hat und künftig selbst nutzen will. Alle Mieter werden den Standort verlassen.
Noch keine Entscheidung gefallen
Indes: Bis Mitte 2022 soll das neue TZR fertig sein, das vermutlich ganz in der Nähe „Auf dem Kalwes“ in Querenburg entstehen wird. Dort, auf dem von der Stadt geplanten Gesundheitscampus II, im Gewerbegebiet Mark 51/7 oder an anderen Stellen in Bochum wäre sicherlich auch Platz für die Erfolgsfirma.
„Es ist auch noch keine Entscheidung gefallen“, versichert ZGT-Geschäftsführer Rainer Beckers. Und: Die Gesellschafter würden sorgfältig abwägen, welcher Standort am geeignetsten sei. Der Wunsch des Ministers spiele dabei natürlich ebenso eine Rolle wie andere Faktoren. Gesellschafter der ZTG GmbH sind die Apothekenkammer Nordrhein, der BKK Landesverband Nordwest, die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe, die Krankenhausgesellschaft NRW und der Verband der Privaten Krankenversicherung.
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