Bochum. Die Theatergruppe „Hausmarke“ stellte in Bochum ihre neue Produktion „Kann ich so gehen?“ vor. Der Aufführungsort kann ungewöhnlicher nicht sein.
Ungewöhnliches tat sich auf dem Hauptfriedhof Freigrafendamm in Bochum: Was ist denn hier los?, fragte sich mancher irritierte Friedhofsbesucher angesichts der Menschengruppen, die sich, begleitet von maskierten Führerinnen, mal hierhin, mal dorthin bewegten. Und was war das denn? War da Gelächter zu hören, Musik gar? Auf dem Friedhof?
Sandra Anklam inszeniert das Stück
Doch, doch, genau das war es. Das Theaterspiel „Kann ich so gehen“ machte das Ungewöhnliche am gestrigen „Tag des Friedhofs“ möglich. Die Produktion der Laien-Theatergruppe „Hausmarke“, Regie: Sandra Anklam, rührte ernste Themen an, aber eine todtraurige Angelegenheit wurde die Aufführung deshalb nicht. Im Gegenteil.
Anklam, als Ex-Theaterpädagogin des Schauspielhauses in Bochum bestens eingeführt, ist bekannt für ihr Talent, für ihre Produktionen unorthodoxe Spielorte auszuwählen. So auch für das neue Stück „Kann ich so gehen?“, das als theatraler Friedhofs-Spaziergang angelegt ist und auf verschiedenen Gräberfeldern in NRW gespielt wird. Nach der Premiere vor Wochenfrist in Bedburg-Hau nahe Kleve legten die zehn „Hausmarke“-Akteure gestern am Freigrafendamm los.
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Nachdenken über die „letzten Dinge“
Der doppeldeutig-originelle Titel „Kann ich so gehen?“ spielt bereits auf Inhalt und Umsetzung der Aufführung an. Es geht um eine spielerische Konfrontation mit dem Komplex Tod, Sterben, Abschied. Das sind schwere Themen, gewiss, und zumal an einem so herrlichen Spätsommertag wie gestern mag man sich kaum dazu ermuntert fühlen, über die „letzten Dinge“ nachzugrübeln.
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Und doch muss es sein, denn jeder Mensch ist sterblich, und die Stunde seines Todes ungewiss. Aus dieser so banalen wie auch erschreckenden Einsicht bezieht die Vorstellung ihren Reiz. Mal philosophisch, mal frech, mal musikalisch, aber nie verbrämt werden Phänomene wie Abschiednehmen und Trauer angerührt.
Was bleibt, wenn man gehen muss?
Kann ich so gehen?, fragen sich die Figuren, und denken darüber nach, was sie hinterlassen („all die unaufgeräumten Schubladen“), was sie geliebt haben („Wie Du immer meine Hand berührt hast“), was sie erlebten („1990 habe ich noch die DDR besucht, bevor sie kurz darauf verschwand“).
Für ihre Szenen bewegen sich die Schauspieler/innen von Ort zu Ort, agieren mal vor der Kulisse der Trauerhalle, mal am Brunnen, mal auf dem Rasen an der Stele, wobei vier Zuschauergruppen à zehn Personen, unabhängig voneinander, den Akteuren von Station zu Station folgen. Verena Hinz, Christian Oberberg, Ramon Pöpping, Alexandra Polaszyk, Regina Röger, Freia Rosenkranz, Waltraud Scharfen, Alexandra Stauch, Hans Twittmann und Adnan Zecevic gestalten in schwarzer Trauerkleidung ihre Rollen mit Gefühl für das Unsagbare, aber auch mit einer humorvollen Note.
Sei getrost, mache das Beste daraus
So endet jede Episode mit dem auf Ruhrpöttisch vorgetragenen Vers „Um zu sterben/musse leben./Und dann auch ma fragen, ob Du häppy bist...“ Und das ist eine positive Botschaft: Lebe Dein Leben, lautet sie. Lebe es intensiv und bleibe in Verbindung mit Deinen Lieben. Sei getrost, mache das Beste daraus.
Und wenn sich schließlich die finale Frage „Kann ich so gehen?“ stellt, so kann die Antwort darauf nur lauten: Ja!
>>> Weitere Termine:
Sonntag, 27. September, Essen, Ostfriedhof; Sonntag, 4. Oktober, Dortmund Hauptfriedhof; Sonntag, 11. Oktober, Schlosspark Weitmar.
Die Vorstellungen finden jeweils um 12 und 15 Uhr statt.
Kartenreservierungen (12/erm. 10 Euro) erforderlich unter theaterhausmarke.wordpress.com/kontakt/
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