Bochum. Nachdem der Corona-Zwangspause ist „Meisterklasse“ nun wieder im Spielplan. Hella-Birgit Mascus ist als „Maria Callas“ sensationell gut.
Mit prasselndem Applaus feierte das Publikum in Bochum die Wiederaufnahme von „Meisterklasse“ im Prinz-Regent-Theater (PRT). Keine Frage: Die Inszenierung von Theaterleiter Hans Dreher hat das Zeug zu einem veritablen PRT-Klassiker, wie weiland seine Vorgängerinnen Sibylle Broll-Pape mit „Offene Zweierbeziehung“ oder Romy Schmidt mit „Tschick“.
Gesangsstunden mit einer Primadonna
Das liegt an der sensiblen, stimmungsvollen Einrichtung, die über eine Spieldauer von zwei Stunden (plus Pause) nicht einen Durchhänger hat. Vor allem aber liegt es an der Hauptdarstellerin Hella-Birgit Mascus. Sie tritt als „Maria Callas“ auf, die in ihrer „Meisterklasse“ die Schülerinnen herunterputzt, statt sie die Kunst des Gesanges zu lehren.
Terrence McNallys 1995 entstandenes Stück nähert sich der weltbekannten Opernsängerin (1923-1977) im Spätherbst ihres Lebens. Nachdem die Diva wegen ruinierter Stimmbänder die Bühnen verlassen musste, gab sie Privatstunden. Das war für die jungen Kandidatinnen, die der gefallenen Primadonna vorsingen mussten, kein Zuckerschlecken. In „Meisterklasse“ wird das Publikum davon Zeuge.
Und wie! Hella-Birgit Mascus ist als „La Divina“ eine Klasse für sich, gegenüber der schon sehr starken Premiere im Februar scheint sie in ihrer Ausdruckskraft sogar noch einmal zugelegt zu haben. Die Bochumer Schauspielerin kommt im Etuikleid und mit Sonnenbrille maliziös und gefährlich ‘rüber, sie ist arrogant und patzig, launisch und gemein. Ein chic gekleidetes Biest, dabei seelenwund und vom Leben verbittert.
Verletzte Seele einer großen Künstlerin
Es ist anrührend zu erleben, wie Hella-Birgit Mascus unter dem rüden Habitus der Callas immer auch die Verletztheit einer Künstlerin durchschimmern lässt, die privat nie glücklich wurde, die anfangs unter ihrer Fettleibigkeit litt und die das Publikum als „Feind“ auffasste, den es zu „überwältigen“ gelte.
Mit „Meisterklasse“, in der auch die Nebenrollen mit Stefanie Linnenberg und Christoph Iacono (Klavier) gut besetzt sind, zeigt das kleine Prinz-Regent-Bühne, wie großes Schauspieler-Theater geht. Das muss man gesehen haben!
>>> Die nächsten Vorstellungen: 7., 8. und 9. Oktober, jeweils um 19.30 Uhr, im Prinz-Regent-Theater, Prinz-Regent-Straße 50-60. Karten (16/erm. 8 Euro) unter 0234 77 11 17
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