Bochum. Am 13. September wählen die Bochumer ihren Oberbürgermeister. Die WAZ fühlt den Kandidaten auf den Zahn. Hier: die Zukunft der Mobilität.
Noch 16 Tage bis zur Wahl: Am 13. September sind die Bochumer dazu aufgerufen, ihr neues Stadtoberhaupt zu wählen. Die WAZ stellt die Kandidaten zuvor in einer Serie vor. Dafür hat die Redaktion eine „Top 7“ der wichtigen Fragen der Zeit zusammengestellt.
Von Kinderarmut bis Klimanotstand: In den kommenden Tagen liefern die OB-Kandidaten teils erstaunliche Antworten auf einige drängende Themen unserer Tage.
Das sagen die OB-Kandidaten in Bochum zum Thema Mobilität:
Thomas Eiskirch (Kandidat von SPD und Grünen):
„Miteinander statt Gegeneinander – Mobilität soll Spaß machen. In Bochum sind viele Menschen unterwegs. Das bedeutet für mich, wir müssen den Verkehr klug planen und steuern. Schnell und umweltschonend ans Ziel kommen, das ist moderner Stadtverkehr. Dazu gehört, dass sich Bus und Bahn, Rad-, Auto- und Fußverkehr seltener in die Quere kommen. Wir wollen sichere Radwege bauen und nehmen dabei auch die Cityeinfallstraßen in Angriff, modernisieren das Angebot von Bus und Bahn, sanieren Straßen und Fußwege und organisieren Mobilität aus einer Hand. Per App und an Mobilitätsstationen, an denen Bus und Bahn halten und Fahrräder sowie andere Fahrzeuge zur Verfügung stehen. Damit die dafür nötigen Arbeiten nicht zu mehr Ärger als nötig führen, soll das Baustellenmanagement neu organisiert werden.“
Christian Haardt (CDU):
„Ich werde mich für eine ideologiefreie Verkehrspolitik einsetzen. Unstreitig müssen die Lücken im Radwegenetz endlich geschlossen werden. Gleichzeitig müssen wir aber die Hauptverkehrsstraßen in der ihrer Leistungskapazität auch für den motorisierten Individualverkehr erhalten. Dazu braucht es vor allem ein übergreifendes Mobilitätskonzept und auch Kompromisse, so wie es beispielsweise in dem Verkehrsgutachten für Hamme/Hofstede jüngst auch vorgestellt worden ist. Ferner müssen wir auch den Nahverkehr in den Stadtteilen – besonders abends und nachts – verbessern, aber auch in den Ausbau der Infrastruktur investieren und uns dazu um Fördermittel bemühen.“
Felix Haltt (FDP):
„Ganz nach unserem Motto „Schneller Nahverkehr, sichere Radwege, gute Straßen“ wollen wir alle Verkehrsträger gleichermaßen stärken, denn Mobilität ist ein wichtiger Bestandteil der individuellen Freiheit und Selbstverwirklichung. Durch Investitionen in alle Straßen, die mindestens die Höhe der Abschreibungen betragen, wollen wir sichere Straßen gewährleisten. Gleichzeitig wollen wir eine einfache und digitale Tarifstruktur sowie mehr Querverbindungen zwischen den Stadtteilen im ÖPNV auch in Randzeiten. Darüber hinaus wollen wir zum Beispiel durch Quartiersparkhäuser den Parkdruck reduzieren und so Raum für sichere Radwege schaffen. Aus allen Stadtteilen sollen künftig sternförmig eigene Fahrradstraßen zur Innenstadt führen, und der Innenstadtring soll fahrradfreundlich ausgebaut werden.“
Günter Gleising (Soziale Liste):
„Ich bin gegen das Ziel einer autogerechten Stadt. Der Autoverkehr drängt Fußgänger, Fahrradfahrer und Benutzer von Kleinfahrzeugen an den Rand. Besonders abschreckend wird das in Riemke deutlich. Hier macht die Herner Straße jegliche vernünftige Stadtplanung zunichte.
Umgekehrt ist in der letzten Zeit – auch beflügelt durch Initiativen und die Corona-Krise – der Fahrradverkehr deutlich größer geworden. Den Fußgängern muss ebenfalls mehr Bedeutung zugemessen werden. Dafür will ich mich zukünftig stärker einsetzen. Der Ausbau und die Neustrukturierung des öffentlichen Personenverkehrs sind in Zeiten der Klimakrise unabdingbar. Dieser Bereich muss kundenfreundlicher und wesentlich preiswerter werden. Die Soziale Liste wird nicht aufhören, ein echtes Sozialticket zu fordern.“
Volker Steude (Die Stadtgestalter):
„Alle Verkehrsmittel in der Stadt sollen zukünftig über eigene sichere Wege verfügen. Also müssen Radwege sowie das ÖPNV-Netz massiv ausgebaut werden. Im ÖPNV sollen auch neue Verkehrsträger wie Seilbahnen zum Einsatz kommen, wenn deren Einsatz sinnvoll und kostengünstig ist. In den Wohngebieten soll zukünftig Anwohnerparken konsequent der Vorzug gegeben werden. Der fließende Verkehr soll gegenüber dem ruhenden grundsätzlich bevorzugt werden. Parken auf Gehwegen und Radwegen wird konsequent unterbunden. Die Wohnquartiere, die Stadtteilzentren sowie die städtischen Plätze sollen autoarm umgestaltet werden. Stellplätze sollen in Quartiershäuser verlagert werden. Auf die Straßen und Plätze der Stadt soll das Leben zurückkehren.“
Nils-Frederick Brandt (Die Partei):
„Wir wollen den ÖPNV ausbauen. Ein Euro am Tag zum Selbstkostenpreis, also 365 Euro im Jahr. Im Schaltjahr ist der 29. Februar gratis befahrbar.“
Jens Lücking (UWG: Freie Bürger):
„Ich trete ein für ein gleichberechtigtes Miteinander, statt Gegeneinander der einzelnen Verkehrsträger. Alle haben ihre Berechtigung. Die Wahl des Verkehrsmittels muss frei sein, aber durch Anreize sollten die Menschen überzeugt werden, das klimafreundlichste Verkehrsmittel zu wählen. Ich bin für Ausbau und Instandhaltung der Verkehrsinfrastruktur sowie die Förderung der Wasserstoff-Hybrid-Technologie. Wir brauchen als Zukunftsstadt dringend eine Wasserstofftankstelle und mehr Raum für Fußgänger.“
Amid Rabieh (Die Linke):
„Mobilität müssen sich alle leisten können. Bochum braucht eine sozial-ökologische Verkehrswende, die alle mitnimmt. Wir wollen die Abhängigkeit vom Auto reduzieren, indem wir die Alternativen besser und günstiger machen. Mittelfristig wollen wir die Finanzierung von Bus und Bahn so umstellen, dass Ticket-Preise überflüssig werden. Erste Schritte sind ein kostenloses Sozialticket und ein 365-Euro-Jahresticket (1 Euro pro Tag) für alle anderen. Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, muss ohne gefährliche Slalom-Fahrt ans Ziel kommen. Wir legen beim Radwege-Ausbau einen Zahn zu. Den Innenstadtring wollen wir zeitgemäß umbauen: Auf der äußeren Fahrbahn fahren Autos in eine Richtung, die innere Fahrbahn wird zum Rad- und Fußweg – für mehr Aufenthaltsqualität und tolle Möglichkeiten für Geschäfte und Cafés.“
Außerdem kandidiert die Rechtsanwältin Ariane Meise für die NPD.