Bochum. Eine Alleinerziehende aus Bochum möchte raus aus Hartz IV. Das scheitert am fehlenden Kita-Platz. Dabei steht das Kind lange auf der Warteliste.

Ein fehlender Kita-Platz bringt eine alleinerziehende Mutter aus Bochum in Existenznöte. Die gelernte operationstechnische Assistentin (30) möchte endlich wieder arbeiten – raus aus Hartz IV. Das allerdings scheitert daran, dass die Betreuung ihrer zweijährigen Tochter nicht gewährleistet ist. Die junge Mutter möchte anonym bleiben, sie fürchtet Nachteile für ihre kleine Tochter, wenn sie Kritik äußert: „Es läuft nicht alles gut bei der Kita-Vergabe!“

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Dabei hat die gebürtige Dortmunderin eigentlich alles richtig gemacht. Sie meldet ihr Interesse – wie sie erzählt – an einem Kindergartenplatz für ihre Tochter im Juni 2018, nur einen Monat nach der Geburt, im Kindergartenportal der Stadt. Damals plante sie noch mit einer Betreuung ab drei Jahren, „als mir gesagt wurde, dass man mit einem U3-Platz wohl mehr Chancen hat, habe ich den Kindergärten das auch immer vorgeschlagen – bisher ohne Erfolg.“

Suche nach einem Kinderarten-Platz in Bochum: Mutter fühlt sich allein gelassen

Die junge Mutter hatte kurz vor der Schwangerschaft 2018 ihren Arbeitsplatz verloren. „Pflegepersonal wird ja immer gesucht. Ich dachte, ich kann wieder anfangen, sobald meine Tochter einen Kita-Platz hat.“ Die Hoffnung erfüllte sich nicht. Mutter und Tochter leben nun in einer kleinen Sozialwohnung mit schwierigem Umfeld. „Ich möchte hier raus. Aber wegen Hartz IV habe ich keine Chance auf eine neue Wohnung und wegen der fehlenden Betreuung kann ich nicht arbeiten gehen. Es ist ein Teufelskreis.“

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Als Zwischenlösung habe man ihr auf Nachfrage bei der Stadt vorgeschlagen, ihre Tochter doch auch für Kindertagespflegestellen anzumelden. „Aber da müsste sie ja nach einem Jahr sofort wieder raus. Außerdem habe ich doch das Recht auf einen Kita-Platz! Wie kann es sein, dass man so im Stich gelassen wird?“

Die junge Mutter hat nach vielen Kindergarten-Besichtigungen das Gefühl, dass sie als Hartz-IV-Empfängerin weniger gerne gesehen werde als andere Eltern. „Die wollten mich nicht. Andere Eltern, die ihr Kind viel später angemeldet hatten, haben schon einen Platz. Ich warte immer noch. Das fühlt sich an wie eine Zweiklassengesellschaft.“ Dabei wolle sie doch gerne aus Hartz IV raus.

Stadt: „Mit hoher Wahrscheinlichkeit können alle Kinder versorgt werden“

Nach Angaben der Stadt stehen im gerade begonnenen Kindergartenjahr rund 3760 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren zur Verfügung. „Im Laufe des Kindergartenjahres 2020/21 wird es durch den Ausbau von Kindertageseinrichtungen sowie den Ausbau von Kindertagespflege möglich sein, die Bedarfe im U3-Bereich zu decken“, so heißt es. Derzeit werden 42,4 Prozent der Bochumer Kinder unter drei Jahren versorgt, nicht alle Eltern möchten eine Betreuung.

Bei der Ü3-Betreuung sieht die Quote deutlich besser aus: 93 Prozent der Kinder seien versorgt. Die Stadt zeigt sich außerdem zuversichtlich, dass sich das durch den weiteren Ausbau noch verbessern wird. Alleinerziehende werden nach Angaben der Stadt nicht bevorzugt berücksichtigt. „Für die Vergabe der Kitaplätze in Bochum gibt es Aufnahmekriterien der einzelnen Träger von Kindertageseinrichtungen. In jedem Fall sind soziale Maßstäbe und das Alter der Kinder, aber auch die Berufstätigkeit oder Ausbildung der Eltern wichtige Kriterien. Alleinerziehende sind explizit in den meisten Aufnahmekriterien nicht benannt.“

Betreuung mit mehr als 25 Stunden haben die meisten

Nach Informationen des statistischen Landesamtes sind im vergangenen Jahr 94,4 Prozent der Kita-Kinder zwischen drei und sechs Jahren mehr als 25 Stunden betreut worden. Auch bei den Unter-Drei-Jährigen liegt die Quote hoch: 90,8 Prozent gingen länger als 25 Stunden in der Woche in den Kindergarten. Mehr als die Hälfte der Kinder werden außerdem länger 35 Stunden betreut.

Seit 2008 ist bei der Betreuung in Kindertageseinrichtungen festgelegt, dass in Nordrhein-Westfalen nur 25, 35 oder 45 Stunden als wöchentliche Betreuungskontingente vereinbartwerden können.

Wie viele Eltern in diesem Kindergartenjahr trotz Bedarf ohne einen Platz für ihr Sprösslinge geblieben sind, kann die Stadt nicht sagen. Es befänden sich noch Kinder in der Vermittlung zu Kitas. Weil auch während des laufenden Jahres noch neue Kita-Plätze dazukommen sollen, geht die Stadt davon aus, dass „mit hoher Wahrscheinlichkeit allen Kindern ein Betreuungsplatz bereitgestellt werden kann.“

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Für die alleinerziehende Mutter aus Bochum und ihre Tochter ist das vielleicht noch ein Funken Hoffnung. „Ich will wieder arbeiten, meiner Tochter etwas bieten immer einen vollen Kühlschrank und eine schöne Wohnung. Dafür brauche ich einen Kita-Platz!“