Bochum-Gerthe. Auf das Philippine-Gelände in Bochum möchte eine Firma für die Aufbereitung von Böden ziehen. Soziale Liste rechnet mit 300 Lkw-Fahrten pro Tag.

Die mögliche Neuansiedlung eines Betriebs auf dem Gelände des Dämmstoff-Produzenten Philippine in Gerthe bereitet der Sozialen Liste große Sorgen. Angeblich möchte auf dem Grundstück an der Bövinghauser Straße an der Stadtgrenze zu Castrop-Rauxel eine Firma heimisch werden, die Böden anliefert und dort aufbereitet. Mit bis zu 300 Lkw-Fahrten pro Tag sei dann zu rechnen, kritisiert die Soziale Liste. „Die Straßen bei uns im Stadtteil sind schon jetzt proppenvoll“, meint Helgard Althoff, Kandidatin der Sozialen Liste in Gerthe. „Ein solcher Betrieb gehört überhaupt nicht hierher.“

Um welche Firma es sich dabei genau handelt, möchte die Stadtverwaltung auf Nachfrage nicht mitteilen, bestätigt aber ein generelles Interesse: „Es gibt eine Firma, die Böden aufbereitet und sich auf diesem Gewerbegrundstück ansiedeln möchte“, so Nina Menken aus dem Presseamt der Stadt. „Dem Bauordnungsamt liegt hierzu ein Antrag auf Erteilung eines Vorbescheides vor. Die Prüfung ist jedoch noch nicht abgeschlossen.“

Stadt bestätigt Interesse der Firma zur Aufbearbeitung von Böden

Generell handele es sich hier um ein Gewerbegrundstück und dürfe als ein solches genutzt werden: „Die zulässigen Rahmenbedingungen, wie die Anzahl der LKW-Bewegungen und die Lärmbelästigungen sind in einem Genehmigungsverfahren zu prüfen.“

Der Unmut innerhalb der Bevölkerung über diese Pläne sei bereits groß, berichtet Helgard Althoff. „Schon jetzt ist der Stadtteil durch den Remondis-Müllbetrieb, der sich in direkter Nachbarschaft des Philippine-Geländes befindet, stark belastet.“ Befürchtet werde nun weiterer Lärm und Dreck durch die Lkw-Transporte und die Aufbearbeitung der Böden etwa durch Mischen und Sieben. Ob auch eine Zerkleinerungsanlage auf dem Gelände eingesetzt werden soll, sei noch unklar.

Soziale Liste sieht Gerthe oft als benachteiligt an

Laut Sozialer Liste hat die Firma Philippine ihre Produktion vor einigen Jahren aus Bochum verlagert. An der Bövinghauser Straße befinde sich nur noch der Verwaltungssitz. Was mit dem übrigen Gelände geschieht, sei also jetzt die große Frage: „Für uns steht fest, dass Gerthe eine weitere Gewerbeansiedlung mit dermaßen viel Lkw-Verkehr nicht verkraften kann“, meint Althoff, die zudem glaubt, dass Gerthe bei der Vergabe solcher Industrieflächen im Vergleich zu anderen Bochumer Stadtteilen regelmäßig benachteiligt werde: „Alles wird hierher verfrachtet, wofür woanders angeblich kein Platz ist“, meint sie.

Zu diesem Zweck gründete sich bereits 2010 die „Bürgerinitiative gegen Mülltourismus“, die Helgard Althoff mit initiierte. Damals wehrten sich die Mitglieder vehement gegen Pläne der Firma Remondis, die auf ihrem Gelände einen zweiten Recyclingbetrieb ansiedeln wollte. „Dann wäre lauter Müll etwa aus Holland oder Belgien bis zu uns durch die Wohngebiete in Gerthe und Castrop-Merklinde gekarrt worden.“ Die Bürgerinitiative hatte Erfolg, die Pläne wurden fallengelassen. „Und seitdem war Ruhe.“

Bürgerinitiative will sich wieder zusammen schließen

Bis jetzt: Althoff kündigt an, die Bürgerinitiative von einst wieder zusammen trommeln zu wollen. Auch plant die Soziale Liste einen Stand voraussichtlich Mitte August in Gerthe, um auf das Problem aufmerksam zu machen. In der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 19. August im Rathaus möchte die Partei das Thema auf die Tagesordnung bringen. Dass die Pläne bislang nur im Rat von Castrop-Rauxel, aber nicht in Bochum thematisiert worden seien, hält Althoff für Taktik: „Möglicherweise soll vor der Kommunalwahl keine Unruhe unter den Anwohnern ausgelöst werden.“

Info: Am Ende entscheidet die Bezirksregierung Arnsberg

Die Stadtverwaltung teilt mit, dass die Entscheidung über die Genehmigung eines solchen Betriebes bei der Bezirksregierung Arnsberg liege. „Die Stadt Bochum prüft lediglich die planungsrechtliche Zulässigkeit.“

Die Bochum-Wirtschaftsentwicklung reagiert auf Anfrage zurückhaltend: „Das Verfahren befindet sich in einem sehr frühen Stadium. Wir werden erst einmal abwarten, wie die anstehenden Prüfungen ausfallen“, sagt Sprecher Sven Frohwein.