Bochum-Stiepel. In den Ferien erleben Schüler das Abenteuer eines Segeltörns. Ein Boot darf dabei nur von einem Segler gesteuert werden, so die Abstandsregeln.
Zugegeben: Der Kemnader See ist nicht das Veluwemeer. Und doch lässt sich auch hier ganz vortrefflich das Abenteuer eines echten Segeltörns erleben. „Vor allem für junge Segler, die teilweise noch nie zuvor in einem Boot saßen, ist die Größe des Kemnader Sees ideal“, sagt Barbara Mauss, die gemeinsam mit ihrem Mann Peter Schöppen seit 1995 die Segelschule „Die kleinen Segler“ leitet. „Einmal über den See und zurück zu gleiten, ist gerade für Kinder eine echte Herausforderung und macht den meisten von ihnen totalen Spaß.“
Neben dem Segelunterricht für Schulklassen, der während der Corona-Pandemie momentan ausfallen muss, bietet „Die kleinen Segler“ regelmäßig auch Ferienkurse für Anfänger von 7 bis 12 Jahren an. Die fünf Kurse, die noch bis Ende Juli an den Bootshallen Gibraltar stattfinden, waren blitzschnell ausgebucht.
Nur acht Kinder sind pro Kurs dabei
Das hat allerdings einen eher traurigen Grund: „In diesem Sommer können wir nur wenige Kinder pro Kurs unterrichten“, bedauert Peter Schöppen. Denn der korrekte Corona-Abstand muss auch in einem Segelboot eingehalten werden: „Jedes Boot kann nur von einem Teilnehmer statt wie üblich von zwei Schülern gefahren werden. Deswegen können diesmal nur acht dabei sein. Normalerweise sind es 20.“
Zwei der Glücklichen sind Noah und Timo: Die beiden 11-Jährigen haben sichtlichen Spaß an ihrem neuen Hobby und steuern am Ende einer ereignisreichen Kurswoche ihre Jolle schon souverän wie erfahrene Kapitäne übers Wasser. „Segeln ist super“, findet Noah, „und man lernt eine Menge.“ Dazu zählt neben ein bisschen Theorie wie der Beachtung von Vorfahrtsregeln auch manch nützlicher Trick, den man im Alltag später durchaus noch gebrauchen kann. „Wir können schon fünf verschiedene Knoten“, sagt Timo stolz und bindet seine Jolle fachmännisch mit einem Palstek am Ufer fest. Einmal die Schlaufe zugebunden – und nichts kann mehr passieren.
Junge Kapitäne entwickeln viel Verantwortung
Laut neuer Corona-Regeln darf statt der üblichen Zweierteams nur ein Kapitän in einem Boot sitzen: Für die Kursteilnehmer, aber auch für die Leiter sind das ganz neue Herausforderungen. „Normalerweise herrscht im Boot Arbeitsteilung: Einer bedient die Schot, der andere steuert“, erzählt Barbara Mauss. In diesem Sommer müssen die kleinen Segler beides auf einmal können – mit erstaunlicher Wirkung: „Man merkt schon, dass sie konzentrierter bei der Sache sind“, sagt sie. „Wenn etwas schief geht, kann keiner die Schuld auf den anderen schieben. Jeder ist für sein Boot allein verantwortlich.“
Damit beim Wenden und Halsen dennoch kein Unglück geschieht oder ein Boot zu weit von den anderen abtreibt, bleibt Kursleiter Peter Schöppen bei seinen Schützlingen ganz nah dran und beobachtet alles aus der Nähe: in einem Motorboot. Größere Unfälle habe es unter seiner Regie noch nicht gegeben: „Wenn mal einer ins Wasser fällt, dann meist direkt am Steg beim Ein- und Aussteigen, denn das ist immer etwas kippelig“, sagt er.
Auch starke Segler brauchen eine Pause
Nach dem ersten Segeltörn in Richtung des großen Wehrs und wieder zurück brauchen auch die stärksten Segler eine kleine Verschnaufspause. Der Segelschule steht dafür ein großer Raum innerhalb der Bootshallen Gibraltar zur Verfügung, wo die acht Jungs etwas erschöpft in ihr Brot beißen. Der gebotene Abstand spielt auch hier eine Rolle: „Nebeneinander sitzen dürfen nur Geschwisterkinder“, sagt Schöppen und lädt die ganze Bande zum gemeinsamen Händewaschen ein, ehe noch etwas theoretischer Unterricht folgt.
Einen Segelschein bekommen die Teilnehmer am Ende ihres einwöchigen Kurses übrigens nicht: „Den könnten sie dann später an der Wassersportschule Kemnade machen, mit der wir seit vielen Jahren eine enge Kooperation haben“, sagt Barbara Mauss. „Was sie bei uns lernen, können sie dafür gut als Basis benutzen.“ Denn ein echter Segelführerschein ist auch mit einer durchaus fordernden Prüfung verbunden, was die Segelschule ihren Schützlingen während des einwöchigen Kurses nicht zumuten möchte. „Das soll ja hier auch Spaß machen, schließlich sind Ferien.“
Und Spaß haben die kleinen Segler wirklich: „Vielleicht komme ich in den nächsten Ferien zurück“, überlegt Noah. Sein Lieblingssport bleibt dennoch ein anderer: „Auf jeden Fall Fußball“, strahlt er. Noah kickt begeistert bei Rot-Weiß Stiepel.
Info: Segelschule besteht seit 1995
Die Segelschule „Die kleinen Segler“ besteht seit 1995. Nach ersten Stationen u.a. auf dem Baldeneysee und in Belgien ist die Schule seit 2002 am Kemnader See heimisch. „Die Bedingungen hier sind ideal“, sagt Barbara Mauss. „Und der See ist super zu erreichen.“
Wegen der Corona-Pandemie fällt der Schulunterricht vorerst aus. Auch die Kurse in den Herbstferien werden nicht stattfinden können. „Wir hoffen aber, im nächsten Jahr wieder durchstarten zu können“, sagt Peter Schöppen. Weitere Infos: 0234 / 33 84 872.