Bochum-Dahlhausen. Rita und Rüttger Willems beschweren sich über Straßenzustände in Bochum-Dahlhausen wie etwa Am Sattelgut. Sie fragen: „Wann passiert etwas?“

Etwa zwei Mal pro Woche reisen Rita und Rüttger Willems in die Vergangenheit. So fühlt es sich für die Beiden zumindest an, wenn sie ihre Tochter in Bochum-Dahlhausen besuchen. Schlaglöcher und holprige Wege sind bei der Fahrt über die Straße „Am Sattelgut“ und auf den umliegenden Straßen an der Tagesordnung.

„Die Straßenzustände sind gruselig“, ärgert sich Rüttger Willems (76) und deutet auf mit Teer aufgefüllte Schlaglöcher. „Wenn man diese Straßen passiert, ruckelt es beim Fahren“, beschreibt Ehefrau Rita Willems (69). Das sei nicht nur ein unangenehmes Fahrgefühl und ergebe ein hässliches Straßenbild, sondern sei auch schädlich für das Fahrzeug.

Seit 2013 unverändert

„Die Schäden ziehen sich über das gesamte Sattelgut, seit 2013 hat sich nichts verändert“, sagt Rüttger Willems und zeigt Fotos von der nahe gelegenen kopfsteingepflasterten Ferdinand-Krüger-Straße, an der sich ein ähnliches Bild zeigt. Passender könnte es nicht sein, da joggt in diesem Moment Zoran Mitevski vorbei.

„Die Zustände der Keilstraße sind genauso schlimm“, kommentiert er und ergänzt: „Ich komme aus Baden-Württemberg, da sieht es besser aus.“ Hier müsse er mit seinem Sportauto ganz anders fahren, um Gelenke und Stoßdämpfer nicht zu gefährden. Für die Willems bestätigt das: „Wir werden im Ruhrgebiet benachteiligt. Unsere Politiker setzen sich in Berlin nicht richtig für uns ein.“

1,2 Millionen Euro eingeplant

Dabei würden sie sich nur wünschen, dass das Straßenbild geebnet wird, weniger einem Flickenteppich gleicht. „Mir scheint es, als sei es nie ein Problem, wenn Geld in der EU gebraucht wird“, ärgert sich Willems. In den Kommunen fehle es derweil überall – von Infrastruktur bis hin zu Schultoiletten.

Umleitungen im gesamten Stadtteil

Aktuell gibt es in Linden/Dahlhausen eine Reihe an Baumaßnahmen: Neben der maroden Mauer an der Keilstraße erfolgt am Kesterkamp eine bergbauliche Sicherung, an der Kassenbergerstraße wird eine Stützmauer gesichert.

Autofahrer müssen deshalb im gesamten Stadtteil Umleitungen in Kauf nehmen. Unter www.bochum.de kann man sich beim Tiefbauamt über Baustellen und Verkehrsbehinderungen informieren.

Die Willems haben sich deshalb direkt an die Politik gewandt, Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD) eine Mail geschrieben. Gegenüber unserer Redaktion sagt er: „Dahlhausen ist einer der schönsten Stadtteile, aber ich kann den Unmut der Willems verstehen.“ Die unbefriedigende Situation am Sattelgut und in der Umgebung sei im politischen Raum bekannt.

Doch Gräf hat gute Nachrichten: „Es ist einiges in der Pipeline. Im diesjährigen Haushalt sind allein 1,2 Millionen Euro für die Sanierung der Ferdinand-Krüger-Straße vorgesehen“, teilt er mit. Die etwa 700 Meter lange Straße teilt sich in Richtung Ruhr in die Lewackerstraße auf, am anderen Ende mündet sie in den Kesterkamp.

Kopfsteinpflaster wird entfernt

„Die hohen Kosten kommen dadurch zustande, dass die Straße von Grund auf erneuert werden muss“, merkt Gräf an. Dazu werde das Kopfsteinpflaster komplett entfernt. Zur Straße „Am Sattelgut“, die über 1,5 Kilometer vom USB-Wertstoffhof angefangen bis fast hinunter zum Dahlhausen-Bahnhof führt, sagt Gräf: „Hier müssen wir abwarten, bis die Baumaßnahmen rings um das Sattelgut abgeschlossen sind.“

An der Keilstraße wird etwa marodes Mauerwerk saniert. Das hat zur Folge, dass neben den schweren Feuerwehrfahrzeugen der Freiwilligen Feuerwehr, die am Sattelgut ansässig ist, zusätzlich häufig Schwerlaster die Straße frequentieren. Doch im Anschluss der Baumaßnahmen können auch dort Sanierungsarbeiten stattfinden.

Start für Herbst 2020 geplant

„Am Sattelgut muss nur die Decke abgefräst werden, die Straße wird nicht vollständig erneuert“, so Gräf. Heißt: Die Maßnahme ist günstiger und schneller durchführbar. Wann können die Dahlhausener mit einer Besserung rechnen? „Hoffentlich können wir im Herbst 2020 starten“, gibt sich Gräf zuversichtlich. „Unsere Etatberatung hat jedoch vor der Coronakrise stattgefunden, sodass wir mit der Umsetzung etwas im Zeitverzug sind“, merkt er an.

Die Krise bringe auch Zeitverzug in der Beauftragung der Firmen und ihrer Ausführung der Arbeiten mit sich. Einen Hinweis möchte der Bezirksbürgermeister jedoch noch geben: „In Dahlhausen ist schon viel passiert und das tut es immer noch.“ Bald sei ein kernsaniertes Schulzentrum fertig, die Grundschule sei saniert worden, außerdem ein neuer Kindergarten entstanden. Dass die Willems die Kommunalpolitik befragt haben - das sei aber genau der richtige Weg gewesen.