Bochum-Grumme. Stadt Bochum und RVR folgen den Argumenten der Interessengemeinschaft Grummer Teiche. Emscher-Park-Radweg führt nun durch die Flüssesiedlung.

Die Beharrlichkeit der Interessengemeinschaft „Grummer Teiche“ hat gesiegt: Wie die Stadt Bochum mitteilt, soll der Emscher-Park-Radweg nicht mehr zwischen dem Biggeteich und der Lothringentrasse verlaufen. „Die detaillierte Analyse hat nun ergeben, dass sich die von der Initiative vorgeschlagene Trassenführung durch die Flüssesiedlung über die Böckenbergstraße – Ederstraße – Werrastraße als sinnvolle Lösung darstellt.“

Die IG Grummer Teiche hat stets darauf gepocht, dass der Radweg durchs Wohngebiet führen soll. In der Flüssesiedlung können bereits bestehende Wege genutzt werden, die asphaltiert und beleuchtet sind. Die Stadt Bochum und der Regionalverband Ruhr (RVR) folgen nun den Argumenten der Bürgerinitiative. „Wir freuen uns, dass die Bürgerinnen und Bürger sich aktiv in die Stadtgestaltung einbringen“, so Dezernent Markus Bradtke, „wir lassen uns gern von guten Argumenten überzeugen.“ Der RVR als Bauherr begrüßt ebenfalls den konstruktiven Dialog mit allen Beteiligten und schließt sich dem Votum der Stadt an.

 Die Informationsveranstaltung der IG Grummer Teiche vor einem Jahr in der Johanneskirche war gut besucht.
 Die Informationsveranstaltung der IG Grummer Teiche vor einem Jahr in der Johanneskirche war gut besucht. © IG Grummer Teiche

Im Mai vergangenen Jahres gründeten Bürger aus Grumme und Vöde die Interessengemeinschaft – zum einen, weil sie die Pläne zum Umbau des Grummer Bachs für unzureichend hielten; auch hier folgte die Stadt den Anregungen: Auf Wunsch der Bürger sollen nun zwei Teiche erhalten bleiben. Zum anderen kritisierten sie die geplante Trasse des Radwegs.

Gefahr für Fußgänger im Wald

Die Bürgerinitiative drängte stets auf eine Trennung der Wege für Radfahrer und Fußgänger. Vor allem ältere Spaziergänger befürchteten, dass die asphaltierten Radwege eine Rennstrecke werden könnten und rasende Radler die schwächsten Verkehrsteilnehmer gefährden. Der Weg sollte über die ehemalige Eisenbahnbrücke führen, die im Rahmen des A-43-Ausbaus abgerissen wird und weist ein steiles Gefälle auf. Nun soll er ein Spazierweg bleiben. Zuletzt hatten sie in Informationsaktionen mit Vermessungen demonstriert, dass die Wege durch den Wald entlang der Kleingartenanlage Rottmannshof viel zu schmal seien.

Joachim Kröger von der IG Grummer Teiche: „Wir haben so lange gekämpft. Die IG freut sich, dass ihren Argumenten gefolgt und die Radwege-Route geändert wird, die nun nicht mehr durch den Wald, sondern durch die Flüssesiedlung führen wird. Nachdem wir uns in guter Kooperation mit dem Tiefbauamt für Verbesserungen beim Umbau der Teiche eingesetzt haben, will nun auch Baudezernent Bradtke unseren Argumenten folgen.“

Erhalt der Grummer Teiche als Schutzgebiet

Ziel der Interessengemeinschaft Grummer Teiche bleibt der Erhalt der Grummer Teiche als Schutzgebiet gegen die Klimakrise.

Das bewaldete Feuchtgebiet sollte daher eine besondere Aufmerksamkeit bei der Bekämpfung des am 6. Juni 2019 vom Rat der Stadt Bochum ausgerufenen Klimanotstandes bekommen, fordert die IG. Mehr Versickerung von Regenwasser über die Gärten und Freiflächen der angrenzenden Wohnhäuser würde die Klimafunktion des Tals stärken und müsse gefördert werden.

Er betont, dass die Interessengemeinschaft sich auch künftig um den Schutz des Feuchtgebiets entlang des Grummer Baches als eine Oase im Bochumer Nord-Osten kümmern will. Das sogenannte Grumbecktal sei wichtig für die Frischluftentstehung und für die Naherholung von tausenden Bochumern und Bochumerinnen. In Folge der Klimaerwärmung komme ihm eine immer größere Bedeutung als kühlender Feuchtigkeitsspender des Ortsklimas der benachbarten Stadtteile mit 50.000 Einwohnern zu.

Kröger: „Im heißen Sommer ist es dort oft mehr als 3 °C kühler als in den benachbarten Straßen. Die Grummer Teiche in Bochum müssen als Schutzgebiet gegen die Klimakrise gesichert werden.“

Reaktionen von Bürgern und Politikern

Auf das Einlenken von Stadt und RVR kommen durchweg positive Reaktionen. Wolfgang Czapracki-Mohnhaupt vom Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung lobt: „Protest lohnt sich. Noch im Mai wies der RVR diese Alternativstrecke zurück, weil sie einen Umweg bedeuten und über Straßen mit Kfz-Verkehr führen würde, was mit hohem Gefahrenpotenzial für Radfahr- und Fußverkehr verbunden sein würde.“ Politik und Verwaltung müssten nur gemeinsam mit der Bürgerschaft ein Beteiligungskonzept für Bochum erarbeiten, das für alle Vorhaben eine frühzeitige und kontinuierliche Information in den Stadtteilen und eine frühzeitige und kontinuierliche Mitwirkung der Betroffenen vor Ort festschreibe.

SPD-Ratsfrau Martina Schnell: „Das bürgerschaftliche Engagement hat sich erfreulicherweise gelohnt. Wir hoffen nun, dass die Gespräche mit dem RVR und der Emschergenossenschaft auch hinsichtlich der weiteren Trassenführungen von den Grummer Teichen bis zum Grünzug Nord durch den Stadtteil Hofstede nochmal aufgenommen und unsere Kritikpunkte aufgegriffen werden.“

Raphael Dittert, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bezirk Mitte: „Ich habe einige Gespräche mit Vertretern der IG Grummer Teiche geführt und freue mich, dass sich das Engagement und die Hartnäckigkeit an dieser Stelle auszahlen.“