Innenstadt. Bislang war nur von einem Baum die Rede, der weg muss. Eine Anwohnerin hat 44 Stämme gezählt, die rot markiert sind: Thema im Bezirk Bochum-Mitte.

Dass Aldi eine neue Filiale an der Herner Straße an der Bahnlinie, gegenüber vom Bergbau-Museum, bauen will, steht nach Jahren der Spekulation in der Nachbarschaft inzwischen fest und wurde bereits mehrfach in den politischen Gremien diskutiert. Auch, dass dafür ein Berg-Ahorn abgesägt wird, denn er steht der geplanten Lkw-Zulieferung in der Kurve zur Westhoffstraße im Weg. Nun aber ist nicht länger von einem, sondern von Dutzenden Bäumen die Rede, die gefällt werden sollen.

Anwohnerin Viola Krone weiß zu berichten: „Bei Sichtung des Gebietes wird sofort klar, dass es bei einem Baum nicht bleiben kann. Auch die Markierungen an den Bäumen zeigen, dass mindestens 44 Bäume und sehr viele Sträucher für diesen überflüssigen Aldi gerodet werden müssen.“

Kriterien der Baumschutzsatzung erfüllt

Die Stadt räumt nun ein: Dem Bauordnungsamt liege ein Bauantrag vor, der auch bereits weitestgehend geprüft sei. Von der baldigen Erteilung einer Baugenehmigung sei auszugehen. „In diesem Zusammenhang prüft das Umwelt- und Grünflächenamt, ob die 38 Bäume auf dem Gelände, die die Kriterien der Baumschutzordnung erfüllen, gefällt werden können. Die politischen Gremien werden entsprechend in Kenntnis gesetzt. Sollten die Bäume entfernt werden, wird eine Kompensationsmaßnahme für die zu fällenden Bäume berechnet und umgesetzt“, erklärt Pressesprecher Peter van Dyk auf Anfrage.

Für den bislang bekannt zu fällenden 17 Meter hohen Berg-Ahorn wird Aldi 1200 Euro zahlen und an der Hofsteder Straße 22 für Ersatz sorgen.

Auf dem Grundstück dieses Gebäudes soll der Neubau entstehen,
Auf dem Grundstück dieses Gebäudes soll der Neubau entstehen, © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Viola Krone hält den Neubau für entbehrlich: Ein Penny- und ein Edeka-Markt lägen in fünf Minuten Laufreichweite vom Bauplatz entfernt. „Aktuell ist dieses kleine Siedlungsgehölz mit blühenden Brombeeren, Vogelgezwitscher und Frühlingsduft eine sehr angenehme, beschattete Alternative zur stark befahrenen Herner Straße. Schade, dass mal wieder ein Gehölzbestand (übrigens laut LANUV-Biotopkartieranleitung: Siedlungsgehölz, BA3, Wert 6-7 je nach Kartierer) in Bochum einem Gebäude zum Opfer fällt.“

Die Bezirksvertretung Mitte befasste sich in ihrer Sitzung am Donnerstag mit den Änderungen der Verkehrsführung durch den Discounter-Neubau. Von den Baumfällungen auf dem Baugrundstück war im Ratssaal nichts zu erfahren. Auf eine entsprechende Anfrage von Sven Ratajczak (Die Linke) zuckte Christoph Matten vom Tiefbauamt mit den Schultern: „Ich werde mit mit der Bauordnung in Verbindung setzen. Richtig ist, dass nur ein Baum im öffentlichen Raum weg muss; zum Grundstück selbst kann ich nichts sagen. “

Neubau wird generell begrüßt

Generell begrüßten alle Fraktionen im Bezirk die Neubaupläne. Die Filiale wird eine Verkaufsfläche von 1396 Quadratmetern und einer Nutzfläche von 2414 Quadratmetern haben. Die Nutzfläche setzt sich aus den Verkaufsflächen und den Lagerflächen zusammen.

Straßenumbaukosten übernimmt Aldi

Die Gesamtkosten für die Umbauten an Herner- und Westhoffstraße liegen bei 92.725 Euro und werden komplett vom Discounter übernommen. Dafür wird eine entsprechende Ausbauvereinbarung zwischen der Stadt Bochum und dem Ausbauträger geschlossen.

Im Frühsommer 2014 machte der Discounter Aldi am Standort Herner Straße 53/55 dicht, der im Gebäude direkt neben dem Imbiss untergebracht war. Der Neubau, so Christoph Matten vom Tiefbauamt, werde ganz anders ausfallen aus der alte und richtet sich nach einem modernen Konzept aus.

Doch es gab auch Bedenken, etwa, dass die Warenanlieferung über die Westhoffstraße erfolgen soll. Christiane Laschinski (SPD): „Das könnte eine Lärmbelästigung für die Anwohner bedeuten, denn die Wohnbebauung ist sehr nah.“ Matten erklärte, dass in Absprache mit dem Investor maximal zwölf Fahrten pro Tag stattfinden sollen, und die nicht vor 6 Uhr morgens.

Das Parkdeck im Erdgeschoss soll über die Herner Straße erschlossen werden. Das Fahrstuhlgebäude der U-Bahn-Haltestelle „Bergbaumuseum“ der Linie U 35 südlich der Gehwegüberfahrt wird in das neue Gebäude integriert, bleibt aber von außen separat erreichbar.