Bochum. 40.000 Euro hat eine Bochumerin einem Liebesbetrüger gegeben. „Love-Scamming“ nennt sich das. Die Frau half der Polizei einen Täter festzunehmen.
Das hat sich eine Bochumerin in ihren 50ern sicherlich ganz anders ausgemalt. Über eine Online-Partner-Börse lernt sie im April einen ihr sympathischen Mann kennen. Doch hier passt der Begriff: Liebe macht blind. Sie ist einem Betrüger aufgesessen, dem es anstelle von heißen Liebesabenteuern nur um eiskalten Betrug geht. Insgesamt 40.000 Euro überwies die so reingelegte Frau dem angeblichen Liebhaber. Später half sie der Polizei, in Bochum einen Mann festzunehmen. Was war passiert?
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Die Polizei nennt es „Love-Scamming“, etwa Liebesbetrug. Es ist auch hier in Bochum nicht zum ersten Mal passiert. Doch diesmal ging eine Bande ganz besonders perfide vor. Und bekam es später mit der geprellten Frau und der Polizei zu tun. „Das kommt so nicht so häufig vor“, so Volker Schütte von der Bochumer Polizei, der den Fall für die Öffentlichkeit anschaulich aufbereitet hat.
Dass es es sich bei dem angeblichen Gigolo um einen schauspielerisch talentierten Trickbetrüger handelt, wusste die betuchte Bochumerin zunächst nicht. Diese Betrüger sind in den Online-Partnerbörsen oder sozialen Netzwerken auf der Suche nach potenziellen Opfern. Hier geben sie sich als attraktive, sympathische und erfolgreiche „Traummänner“ (bspw. Soldat, Kapitän, Arzt oder Architekt) oder als bezaubernde „Traumfrauen“ aus. Ihre Lebensläufe und Geschichten sind frei erfunden, ihre Fotos aus dem Netz geklaut und hochgeladen.
Immer wieder Geldnot vorgetäuscht
Ist ein Kontakt erst einmal hergestellt, werden die Opfer mit Liebesbekundungen und Aufmerksamkeiten überhäuft - allein mit dem Ziel, ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Bald schon geben die virtuellen Partner z.B. vor, bei einer Geschäftsreise in Geldnot geraten zu sein, oder Geld für eine wichtige Operation eines Angehörigen zu benötigen. Auch gestohlene Koffer und Pässe, unbezahlter Lohn oder eine unbezahlte Hotelrechnung sollen das ahnungslose Opfer dazu bringen, Geld zu überweisen.
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Auch die Bochumerin ist durch diese kriminelle Masche zu einem emotional abhängigen Opfer geworden und hat, obwohl es nur den E-Mail-Kontakt gab, mehrere Überweisungen getätigt und über 40.000 Euro gezahlt. Und das, obwohl sie den Mann nicht einmal gesehen hat, auch nicht über einen Skype-Kontakt. Dann nämlich wäre der Betrug schnell aufgeflogen.
Opfer hilft bei der Enttarnung
Da der Kontakt zu dem „Love-Scammer“ nicht abgebrochen war, half die Bochumerin den Ermittlern der Bochumer Kriminalpolizei dabei, die Betrugsbande zu entlarven. Als sich der miese „Traummann“ am 16. Juni erneut meldet und schon wieder über eine Notlage berichtet, plante die Polizei den Zugriff. Angeblich benötigte er jetzt über 20.000 Euro, um den Zollbereich eines Flughafens verlassen zu dürfen.
Nun laufen die geläuterte Frau und die eingesetzten Zivilpolizisten des Einsatztrupps zur Hochform auf. Zunächst lehnt das Betrugsopfer eine weitere Überweisung selbstbewusst ab und vereinbart die Abholung des Geldes. Der Betrüger geht darauf ein, will einen Bekannten in Richtung Bochum schicken, verlangt dafür aber die kurzfristige Zusendung eines Fotos der Geldscheine in der angegebenen Stückelung. Schnell gelingt es, auch dieses Problem zu lösen. Der Leiter einer Sparkassenfiliale kommt sofort der Bitte der Polizei nach und stellt das Geld für das Foto zur Verfügung - und zwar nach Schalterschluss.
Festnahme im Bochumer Süden
Wenig später sendet die Bochumerin dieses Bild an die Adresse des Betrügers, der ihr so viel Leid bereitet hat - es wird die letzte Mail sein. Einige Stunden später, es ist schon abends, übergibt die taffe Frau, unter Observation der Polizei an dem verabredeten Treffpunkt im Bochumer Süden, ein Päckchen an den angekündigten Abholer. Wenig später klicken die Handschellen und ein in Süddeutschland gemeldeter 37-jähriger Mann ist festgenommen. Vermutlich ist er Handlanger einer kriminellen Organisation von „Love-Scammern“. Insofern dauern die intensiven Ermittlungen des Bochumer Kriminalkommissariates 22 bezüglich der Hintermänner weiter an. Die Polizei warnt ausdrücklich vor dieser betrügerischen Masche.
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