Bochum. Nach dem möglichen Missbrauch in einer Bochumer Kita fragen sich Erzieher und Träger: Wie kann das Vertrauen der Eltern wiederhergestellt werden?
Nach dem mutmaßlichen sexuellen Missbrauch in der Bochumer Kita Hoffnungsbaum ringt der Kita-Träger darum, das Vertrauen in die Mitarbeiter der Kindertagesstätte wiederherzustellen. Am Dienstagabend nutzten Kitaleitung und die evangelische Kindergartengemeinschaft eine weitere Elternversammlung dazu, über weitere Schutzmaßnahmen zu informieren und Kritik der Elternschaft entgegenzunehmen.
„Es hat natürlich verschiedene Rückmeldungen gegeben und auch innerelterliche Auseinandersetzungen“, berichtet Michael Both, Geschäftsführer der evangelischen Kindergartengemeinschaft. „Die Eltern wollen wissen: ,Was macht ihr, damit das Vertrauen zurückgewonnen werden kann?’“, sagt Both. Die Sorgen und Rückfragen der Eltern würden sehr ernst genommen.
Kita-Träger: „Ich habe selten, so eine schlimme Situation erlebt“
Ende Mai und Anfang Juni waren bei der Polizei zwei Anzeigen wegen sexuellen Missbrauchs gegen einen Mitarbeiter der Einrichtung in Bochum-Hamme eingegangen. Der Verdächtige soll sich während der Notbetreuung an einem dreijährigen Kind vergriffen haben.
„Ich habe selten, so eine schlimme Situation erlebt“, resümiert Both die vergangenen Wochen. Auch die Erzieherinnen und Erzieher der Kita würden unter der aktuellen Gesamtsituation und dem Vertrauensverlust der Eltern leiden. „Unter den Mitarbeitern herrscht große Unsicherheit“, sagt Both, „Sie fragen sich, wie sie den Eltern zeigen können: ,Ihre Kinder sind hier sicher’“. Laut der Kindergartengemeinschaft hoben Vertreter des Elternrats die „gute Zusammenarbeit mit der Einrichtung, die auch schon vor der aktuellen Entwicklung bestanden habe“ hervor.
Zwei Elternpaare melden ihre Kinder von der Kita Hoffnungsbaum in Bochum ab
Den Elternabend habe auch die externe Beratungsstelle „Neue Wege“ sowie Gemeindepfarrerin Diana Klöpper begleitet. Aktuelle Informationen zum Ermittlungsstand der Polizei konnte der Kita-Träger nicht geben. „Wir haben den Eltern nochmal erklärt, es gibt für alle Ansprechpartner“, sagt Michael Both. Die Eltern könnten auch in der Einrichtung hospitieren. Außerdem werde ein „informativer Elternabend zum Thema Kinderschutz geplant“. Die Schutzkonzepte des Kindergartens würden überprüft und nötigenfalls nachgebessert.
Mittlerweile haben sich laut Both zwei Elternpaare entschieden, ihre Kinder von der Kita Hoffnungsbaum zu nehmen. Darunter soll auch die Familie sein, die sich um die Versetzung ihres Kindes in eine andere Kita bemüht hat – aber vom Träger eine Absage erhielt. Michael Both erklärt, „Wenn es Luft gäbe im System, wäre das kein Problem, aber unsere Kitas sind bis über die Hutschnur voll.“ Er habe im internen System der Kita-Gemeinschaft erfolglos die Anfrage gestellt, ob eine andere Kita noch Kapazitäten hat. Der Wechselwunsch von Eltern werde stets individuell behandelt.
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