Bochum. Am 26. Juni wird Tung-Chieh Chuang offiziell vorgestellt. Auf den jungen Musiker wartet in Bochum manche Herausforderung.

Bochum bekommt einen neuen Generalmusikdirektor: Tung-Chieh Chuang rückt ab der Saison 2021/22 an die Spitze des städtischen Orchesters. Nachdem der Name des aus Taiwan stammenden Künstlers am 17. Juni im Haupt- und Finanzausschuss verkündet wurde, werden nun noch einige Tage vergehen, bis der mit Spannung erwartete Nachfolger von Steven Sloane offiziell präsentiert wird.

Findungskommission wurde in Bochum aktiv

Eine Findungskommission, bestehend aus Kulturdezernent Dietmar Dieckmann, kommunalen Kulturpolitikern und Mitgliedern der BoSy, hatte die musikalische Suchaktion im letzten halben Jahr organisiert und durchgeführt. „Wir haben einvernehmlich und immer gut abgestimmt gearbeitet“, so Dieckmann. Der Dezernent ist „sehr zufrieden, dass wir dabei den angestrebten Fahrplan eingehalten haben“.

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Ziel war es, bis Sommer 2020 eine Entscheidung zu bekommen, damit der Neue genügend Zeit zur Vorbereitung des Programms, zum Kennenlernen des Musikforums, des Orchester und nicht zuletzt der Stadt Bochum hat. Die Entscheidung pro Tung-Chieh Chuang sei zu keinem Zeitpunkt umstritten gewesen: „Es herrschte komplettes Einvernehmen in der Kommission“, so Dietmar Dieckmann.

Vorstellung im Kulturausschuss

Nun muss der Rat die Personalie absegnen, was in der Ratssitzung am 25. Juni passieren soll; das Votum ist nur noch Formsache. Einen Tag später, am Freitag (26.), kommt der Kulturausschuss zu einer Sondersitzung zusammen. Dabei wird sich Chuang persönlich präsentieren und gewiss auch erste Überlegungen äußern, wie er sich die Arbeit mit dem Bochumer Orchester vorstellt.

Tung-Chieh Chuang übernimmt die Leitung der Bochumer Symphoniker.
Tung-Chieh Chuang übernimmt die Leitung der Bochumer Symphoniker. © picture alliance / dpa | Michael Reichel

Natürlich ist die Neugier auf den neuen Mann am Pult der BoSy in Klassik-Bochum groß. Chuang steht wegen seines Alters für einen Generationswechsel, was sich vielleicht in der Ausformung seines künstlerischen Programms, sicher aber in seinem Auftreten und seinen Entscheidungen widerspiegeln wird.

Musik und Mathematik studiert

Interessant ist, dass der Musiker, der schon mit fünf Jahren sein erstes Konzert gab, nicht nur im Reich der Noten zu Hause ist, sondern auch in dem der Mathematik.

So absolvierte Chuang zunächst ein Studium für angewandte Statistik in den USA, bevor er sein Diplom im Dirigieren bei dem aus Deutschland stammenden Otto-Werner Müller absolvierte. Anschließend sattelte in Weimar ein zweijähriges Konzertexamen drauf – es gilt als der höchstmögliche Abschluss für einen Dirigenten.

Medienberichten zufolge, begeistert der 36-Jährige bei seinen Dirigaten mit jugendlichem Charme und einem Schuss Unbekümmertheit – gepaart mit klaren Anweisungen an die Musiker/innen im Orchester.

Intendant des Anneliese-Brost-Musikforums

Neben der Leitung der BoSy obliegt Tung-Chieh Chuang die Intendanz des Anneliese-Brost-Musikforums. Hier liegt ein weiterer, wichtiger Schwerpunkt seiner Tätigkeit, denn das 2016 Haus ist zwar, wenn nicht gerade das Coronavirus grassiert, meist ausverkauft, aber das bleibt auf lange Sicht gesehen wohl nicht „von alleine“ so. Dazu kommt: die Welt der Klassik ist – auch wegen zeitgemäßer Vermittlungsmedien wie Youtube oder Instagram – im Umbruch, und die Anforderungen/Wünsche des Publikums an Live-Konzerte werden in der Zukunft andere sein als heute.

Solchen Entwicklungen auf der Spur zu bleiben, auch angesichts der Musikvermittlung in elektronischen Medien (Stichwort: Digitalisierung), dürfte Chuang ebenso als Herausforderung begreifen wie die Klassik-Pflege für ein jüngeres Publikum. Nicht zu vergessen, die Pflege der Vernetzung und Kooperation mit der Musikschule.

>>> Info: Zur Person

Tung-Chieh Chuang ist der zehnte „General“ in der 101-jährigen Geschichte der Bochumer Symphoniker.

Seine Vorgänger sind/waren Leopold Reichwein, Klaus Nettsträter, Hermann Meißner, Franz-Paul Decker, Yvon Baarspul, Othmar Mága, Gabriel Chmura, Eberhard Kloke und Steven Sloane (seit 1994, Rekord!).

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