Bochum. Paarberater Thomas Ontrup aus Bochum hilft, wenn Paare nicht weiter wissen. Gründe sind Streit bis hin zu Seitensprung und Trennungsabsicht.

Thomas Ontrup arbeit seit elf Jahren als Heilpraktiker für Psychotherapie mit den Schwerpunkten Paar- und Beziehungsberatung in Bochum-Linden. Zu ihm kommen Paare, die nicht mehr wissen, wie es in ihrer Beziehung weitergehen soll. Im Interview mit Redakteurin Carolin Rau erzählt der Ur-Bochumer, der mittlerweile in Köln lebt, warum seine Klienten zu ihm kommen und was Paare tun können, damit eine Paarberatung gar nicht erst nötig ist.

Herr Ontrup, Paartherapie – so wirkt es – hat heute einen anderen Ruf als noch vor ein paar Jahren. Bemerken Sie das bei Ihrer Arbeit?

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Früher war die Schamgrenze größer und selten waren gleich zwei Leute bereit, sich zu öffnen. Das hat sich geändert. Heute mache ich die Erfahrung, und das ist sehr positiv, dass die Paare immer jünger werden. Die sind häufig um die 30 und haben noch viele gemeinsame Jahre vor sich. Mit denen kann man richtig nachhaltig arbeiten, zumal diese Paare nicht erst kommen, wenn sie schon lange Jahre gelitten haben. Manche sind gerade Eltern geworden und das ist eine große Belastung für eine Beziehung.

Welche Paare kommen neben jungen Eltern und jungen Paaren zu Ihnen?

„Eine Trennung kann eine gute Entscheidung sein. Auch wenn ich als Paartherapeut ein professioneller und hoffnungsvoller Romantiker bin“, sagt Thomas Ontrup, Heilpraktiker für Psychotherapie mit den Schwerpunkten Paar- und Beziehungsberatung.
„Eine Trennung kann eine gute Entscheidung sein. Auch wenn ich als Paartherapeut ein professioneller und hoffnungsvoller Romantiker bin“, sagt Thomas Ontrup, Heilpraktiker für Psychotherapie mit den Schwerpunkten Paar- und Beziehungsberatung. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Das geht im Grunde genommen durch alle Schichten. Am einen Ende sind es Schuldirektoren oder Oberärzte, aber auch die typischen Ruhrgebietsarbeiter. Mit denen arbeite ich übrigens sehr gerne, weil die einfach offen und liebenswert sind. Mein jüngster Klient war gerade 18 Jahre alt, der Älteste 75. Es kommt leider kein Paar, das sagt: „Uns geht es super gut und wir wollen uns etwas Gutes tun, damit es uns noch besser geht.“ Die Paare kommen aus der Not heraus, dann geht es um Krisenintervention. Oft ist es so, dass ein Partner eine Trennungsabsicht hat, der andere aber nicht. Manchmal weiß dieser auch nicht von den Absichten. Meine Aufgabe ist es, den Paaren zu helfen, eine gute Entscheidung zu treffen.

Und welche Entscheidung ist eine gute Entscheidung?

Das ist ganz individuell. Eine Trennung kann eine gute Entscheidung sein. Auch wenn ich als Paartherapeut ein professioneller und hoffnungsvoller Romantiker bin. Die Beziehung steht für mich zunächst im Vordergrund. Das Ziel ist es, eine Entwicklung anzustoßen.

Aus welchen Gründen kommen die Paare?

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Ganz oft geht es um Streitthemen, die Paare nicht in den Griff bekommen. Sei es zum Beispiel, dass ein Partner immer wieder etwas rumliegen lässt und der andere Partner sich daran stört. Man sollte sich die Frage stellen: „Werde ich glücklich, wenn er das jetzt wegräumt?“. Gegenseitige Akzeptanz und Miteinander zu reden spielt dabei eine große Rolle. Das Paar sollte zusammen eine für beide gute Lösung entwickeln. Es ist wichtig, dass die Paare zusammen etwas Neues entwickeln, ein Kompromiss jedoch kann immer nur die Übergangslösung sein.

Nun gibt es aber auch Extremfälle – eine klare Trennungsabsicht oder einen Seitensprung. Welche Ratschläge geben Sie da?

Ratschläge sind auch Schläge. Vielmehr begeben wir uns gemeinsam auf die Suche nach dem Grund, für eine Außenbeziehung oder Trennungsabsichten. Ich bin dabei nicht moralisch, verurteile nicht. Es gilt herauszufinden, welche Mängel durch eine Außenbeziehung gestillt werden: Mangelnde Kommunikation? Ist es etwas Körperliches? Oder fehlende Achtsamkeit? Und dann beschäftigen wir uns mit der Frage, wie die Paare das wieder zurückbekommen.

Wie läuft Ihre Arbeit ab?

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Zuerst frage ich die Paare, wie ich sie unterstützen kann. Dann fängt ein Partner an zu erzählen. Das ist auch mal hochdynamisch, manche Partner machen ihrem tierischen Ärger Luft. Das lasse ich dann nur solange zu, bis ich merke, dass der andere Partner immer kleiner wird. Es geht auch darum, wie die Partner miteinander reden. Erst letztens hat ein Partner bemängelt, dass er nicht mehr gesehen und geschätzt wird. Wir sind dann gedanklich an den Anfang des Streits gegangen. Der Auslöser war eine lose Verabredung zu einem Kochabend, die beide Seiten unterschiedlich interpretiert haben.

Und was haben Sie diesem Paar geraten?

Dass die Kommunikation eindeutiger werden muss. Mein Satz lautet ja: „Solche Situationen wird es immer wieder geben. Wie können wir das Problem beim nächsten Mal lösen, sodass es uns beiden damit gut geht?“ Wenn die Kommunikation so uneindeutig ist, führt das zu Problemen.

Kommunikation scheint der Schlüssel zu sein. Was raten Sie Paaren, damit es gar nicht erst soweit kommt, dass Sie vor den Trümmern einer Beziehung stehen?

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Paare müssen miteinander reden. Genauso wichtig ist aber gegenseitige Wertschätzung und Akzeptanz. Niemand nimmt Kritik von jemandem an, von dem er sich nicht wertgeschätzt fühlt. Paare, gerade junge Eltern, sollten sich Zeit füreinander nehmen, im Extremfall durch einen Termin im Kalender. Zudem sollte Paaren bewusst sein, dass Gutes, das einem der Partner tut, nicht als selbstverständlich angesehen wird.

Sie arbeiten jetzt seit elf Jahren als Paartherapeut. Wirkt sich das auch auf die eigene Beziehung aus?

Thomas Ontrup: Zur Person

Thomas Ontrup ist Heilpraktiker für Psychotherapie mit den Schwerpunkten Paar- und Beziehungsberatung und seit 2005 in seiner eigener Praxis in Bochum-Linden tätig.

Der 62-Jährige kommt aus Bochum, ist verheiratet und lebt mit seiner Patchworkfamilie mit fünf Kindern in Köln.

Natürlich nehme ich Dinge aus dem Beruf mit in meine Beziehung. Und genauso nehme ich Dinge aus meiner Beziehung in den Beruf. Das sind natürlich die positiven Dinge. Ich könnte kein Paartherapeut sein, wenn ich selbst keine lebendige Beziehung führen könnte.

Alle Folgen unserer Serie „Bei aller Liebe“ finden Sie hier.

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